Der Ripper (Autor: Richard Laymon)
 
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Der Ripper von Richard Laymon

Rezension von Carina Schöning

 

Rezension:

„Der Ripper“ ist eine Neuausgabe von dem 1993 erschienen Roman „Savage“ des amerikanischen Autors Richard Laymon, der 2001 verstorben ist und in den USA mittlerweile einen ähnlichen Kultstatus genießt wie die Horror- und Thrillerspezialisten Stephen King und Dean Koontz. Der Roman wurde in der deutschen Übersetzung schon einmal 1995 unter dem Titel „Im Zeichen des Bösen“ beim Goldmann Verlag veröffentlicht.

 

Im kalten und nebeligen November 1888 treibt der bekannte Serienmörder Jack the Ripper sein Unwesen in London. Schon mehrere Prostituierte mussten im fahlen Schein der Gaslaternen dran glauben und sind von dem Serienmörder brutal verstümmelt und ausgeweidet worden. In der Nähe des bekannten englischen Armenviertels Whitechapel lebt auch der 15-jährige Trevor Wellington Bentley zusammen mit seiner hilfsbereiten Mutter, die plötzlich eines Nachts aus reiner Gutgläubigkeit von einem Bekannten verprügelt wird. Trevor schreitet ein und fesselt schnell den betrunkenen Rolfe Barnes. Kurzerhand entschließen sich Mutter und Sohn ihren starken Onkel Bill zur Hilfe zu holen. Doch auf dem Weg dorthin macht Trevor nicht nur Bekanntschaft mit einer geldgierigen Prostituierten und ihren aggressiven Handlangern, sondern auch mit einem wild aufgebrachten Mob auf den düsteren Straßen Londons. Der flinke Jugendliche versteckt sich in einer heruntergekommenen Mietskaserne und erlebt eine schicksalhafte Begegnung. Ausgerechnet Jack the Ripper ist heute Nacht wieder aktiv und betritt das karge Zimmer. Trevor versteckt sich schnell unter dem Bett und bekommt dann hautnah das blutige Gemetzel direkt über ihn mit. Nach der schrecklichen Tat packt der Unbekannte gemütliche seine Tasche mit den blutigen Souvenirs und verschwindet in den Nebelschwaden. Trevor ist jedoch so dumm und wagemutig dem Täter zu folgen und in einem kurzen Handgemenge gelingt es ihm ein Stück der Nase abzuschneiden. So markant verstümmelt kann Jack the Ripper nicht mehr in England bleiben und entführt spontan den jungen Trevor auf ein gekapertes Schiff. Roderick Whittle, wie er sich später selbst vorstellt, hatte schon lange vor, das geliebte England zu verlassen und die Neue Welt zu erkunden. Im Wilden Westen, wo die Indianer ihre Opfer skalpieren und verstümmeln, werden sicherlich auch ein paar ausgeweidete Frauen nicht weiter auffallen, so seine ganz eigene Logik.

Währenddessen ergibt sich der junge Trevor auf hoher See erstmal seinem Schicksal und geht der mageren Crew zur Hand. Insgeheim plant er jedoch die Vernichtung seines Peinigers, denn das blutige Gemetzel darf nicht in Amerika weitergehen.

 

„Der Ripper“ startet anfangs fulminant als düstere historische Kriminalgeschichte mit viel Spannung und Atmosphäre. Doch schon nach den ersten wenigen Kapiteln wird die wahre Existenz des Rippers verraten und schlagartig ist die Luft raus aus der Story. Kaum in Amerika angekommen steht fortan Trevor im Mittelpunkt der Handlung und erlebt abenteuerliche Episoden im Wilden Westen. Er verliebt sich in die Enkelin eines bekannten Generals, schlägt sich als Outlaw und Desperados durch, hilft bei der Entgleisung eines Eisenbahnzuges und trifft auch auf zwei Scharlachtane, die ihm ein Wundermittelchen andrehen wollen, das selbstverständlich alle Krankheiten heilt. Das liest sich anfangs zwar noch ganz unterhaltsam, aber spätestens ab der Mitte des Romans werden die Episoden immer unorigineller und fader. Zudem erzählt Trevor selbst rückblickend von seinen Abenteuern, was den Roman noch zäher und langweiliger macht. Man weiß als Leser schließlich von Trevors eigenen Kommentaren, dass er auch diesmal wieder die Episode unbeschadet überleben wird. Erst zum Schluss spielt der titelgebende Ripper wieder eine Rolle und es kommt zum mäßig spannenden Showdown zwischen Roderick und Trevor. Die Figuren bleiben dabei stets flach und eindimensional gestaltet und wirken ein wenig austauschbar. Besonders verwunderlich ist auch, dass der jugendliche Held scheinbar ohne Bedenken sein jeweils neues Schicksal annimmt und dann die entsprechende Rolle spielt. Ob er nun seine erste große Liebe verliert oder an einem riskanten Raubüberfall teilnimmt, das kümmert ihn irgendwie nicht wirklich und auch als Leser bleibt man angesichts solcher Dramatik trotzdem eher ungerührt.

Auch sprachlich gesehen, ist der Roman nicht gerade überzeugend und der Text wirkt ein wenig nostalgisch und altmodisch. Wer Richard Laymons Bücher wie „Die Insel“, „Nacht“ oder „Das Spiel“ kennt wird hier verwirrt den Kopf schütteln, denn von der unterhaltsamen und spannenden Mischung aus übertriebenen Action-, Sex- und Splatter-Szenen ist hier nicht viel übrig geblieben. Der Rückentext verrät schon „[…] Richard Laymons wohl außergewöhnlichstes Buch“. Dem kann ich leider nur zustimmen.

 

Insgesamt ist „Der Ripper“ schon alleine durch den irreführenden Titel eine Mogelpackung. Statt den gewohnten Splatter-Horror bekommt man hier gediegene Abenteuer- und Westernepisoden, die weder besonders spannend noch originell gestaltet sind. Der Roman ist daher eines der schwächsten Werke von Richard Laymon und wirklich nur den Hardcore Fans empfehlenswert.

 

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032819020181ca771b
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Roman:

Der Ripper

Autor Richard Laymon

Deutsche Neuausgabe 2010

(Deutsche Erstausgabe 1995 „Im Zeichen des Bösen“)

Amerikanische Originalausgabe 1993 „Savage“

Übersetzung Andreas Decker

Umschlaggestaltung und –Illustration Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, München - Zürich

Heyne Verlag

Taschenbuch, 527 Seiten

ISBN 978-3-453-67581-0

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 06.03.2010, zuletzt aktualisiert: 17.04.2023 20:56, 10124