Der Schlangenturm (Autor: William King; Die Legende der Terrarch Bd.2)
 
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Der Schlangenturm von William King

Reihe: Die Legende der Terrarch Bd. 2

Rezension von Christian Endres

 

William King dürfte vor allem den Wargamern unter den Fantasy-Lesern ein Begriff sein, den Spieltischrittern und -Helden aus Bretonia, den Samstagnachmittag-Orks und Wochenend-Skaven – und natürlich den Feierabend-Slayern. Oder anders gesagt: Bill ist einer der beliebtesten und populärsten Autoren (und Mitgestalter!) der faszinierenden und unglaublich erfolgreichen Rollenspielwelt des Tabletopgames Warhammer. Nach sieben Bänden mit Gotrek und Felix – und bester Hack’n’Slay-Action – sowie einigen Space Marine-Abenteuern in den Gefilden von Warhammer 40K wandte der schottische Autor sich die letzten beiden Jahre allerdings erst einmal von seiner Warhammer-Heimat ab und versuchte sich an der Kreation einer eigenen/eigenständigen Fantasy-Welt. Derzeit breitet er die Legende der Terrarch vor uns aus, deren zweiter Band nun bei Piper im Paperback erschienen ist …

 

Halbblut Rik, Wiesel, der Barbar, Hauptmann Sardec und Co. sind nach ihrem dämonischen Abenteuer unter der Erde und ihrem erbitterten Kampf mit einem uralten Dämonengott wieder unterwegs. Erneut greifen sie in den Krieg zwischen den Roten und den Blauen ein, um das politische Machtgefüge der außerirdischen Besatzer vom Volk der Terrarch zu Gunsten der Kaiserin zu verschieben. Dieses Mal begleiten sie dazu die ebenso schöne wie gefährliche Prinzessin Asea als Leibwache zu einer diplomatischen Mission, um den Dialog mit dem scheinbar wahnsinnigen, aber eben auch höllisch mächtigen Magier Ilmarec in dessen Bollwerk, dem Schlangenturm, zu suchen – eine Mission, die ihr fadenscheiniges diplomatisches Gewand bald schon ablegt und mit viel Pulverqualm aus Musketen und Steinschlosspistolen, Säbelgerassel, aggressiv-tödlicher Magie und allerhand Gefahren für Rik und seine Begleiter daher kommt …

 

William King ist bei Leibe kein Edelstilist, und die Poesie blutig-brutaler Kämpfe geht ihm deutlich leichter von der Hand als ein Tolkienesques Gedicht über die Schönheit des Auenlandes. Desweiteren ist King ein Autor, den ich über die Jahre hinweg als grundsoliden »Handwerker« actionreicher Fantasy kennen und schätzen gelernt habe. Sicher, seine Bücher sind wahrscheinlich weder vom Stil, noch vom Inhalt her Meilensteine der phantastischen Literatur oder ein Genuss für den literarischen Geist und die lyrischen Sinne; aber sie – und damit eben auch ihr Autor – verstehen es bestens, kurzweilig, knackig und actionreich zu unterhalten. Darüber hinaus versteht King es aber auch um einiges besser als früher, seine Charaktere während eines Handlungsverlaufs zu entwickeln. Der einst so hochnäsige und unsympathische Terrarch-Offizier Sardec zum Beispiel macht gleich zu Beginn des zweiten Bandes eine rasante charakterliche Entwicklung durch. Er ist die Figur, die King am prägnantesten reifen lässt und weiter entwickelt; die Figur, welche die meisten Facetten dazu gewinnt und den Leser plötzlich brennend interessiert, wo sie einem im ersten Band doch eigentlich nur tierisch auf den Keks gegangen ist mit all dem snobistischen, eingebildeten Gehabe eines aristokratischen Mistkerls, der seine menschlichen Truppen wie Dreck behandelt und sich im Grunde für alles und jeden zu schade ist und in seiner eigenen, verklärten Eroberer-Welt zu leben schien – wie der Rest der Terrarchs es eben nach wie vor tut.

 

Ein wenig schade finde ich allerdings, dass es King trotz aller Bemühungen, eine eigene Welt zu kreieren, nicht vollends gelingt, sich von den Einflüssen seiner früheren Arbeiten und seiner jahrelangen (und entsprechend tiefen) Verbundenheit zum Warhammer-Universum loszusagen. Trotz Terrarch und Dämonen, Wyrm und Drachen, trotz Musketen, Kanonen und komplexem politischen Machtgefüge innerhalb der Terrarch-Aristrokratie – irgendwo blitzt immer eine »Warhammer-Dolchklinge« im Dunkel der Kapitel auf, die einen an Bücher und Geschichten aus der Alten Welt erinnern. Vielleicht liegt es an Kings Ruf und den Gewohnheiten seines Lesers, vielleicht aber wirklich an seinen gewohnten Arbeitsmustern und seiner alten Liebe zu Games Workshop – vielleicht aber auch an einer cleveren Marketing-Strategie? Jedenfalls schwebt der allgegenwärtige Geist von Warhammer über dem Band und lässt sich so leicht nicht verscheuchen. Das Erstaunliche: Es ist keinesfalls ein Störfaktor! Viel mehr vermittelt die vertraute Atmosphäre ein durch und durch wohliges, heimisches Gefühl während der Lektüre, die einem dabei hilft, sich in Kings Geschichte zurecht zu finden und zu akklimatisieren …

 

Das dicke Paperback ist wieder sehr hübsch aufgemacht: ein atmosphärisches Photo-Cover, eine eindrucksvolle Veredelung durch den reichhaltigen Einsatz von Prägungen – das sieht alles recht ansprechend aus und macht einiges her. Wahrscheinlich träumt jeder Autor davon, dass sein Name eines Tages in solch riesigen Lettern auf dem Umschlag eines Schmökers dieser Art zu finden ist. Allerdings bleibt wie schon beim Vorgänger ein etwas fader Beigeschmack, wenn man sich den Satz des Buches ein wenig genauer betrachtet. Großzügig ist nämlich noch eine der charmanteren Umschreibungen, die auf den Satzspiegel zutreffen. Denn großzügige Seitenränder, viel Freiraum in Nähe der Kapitelüberschriften und dergleichen sorgen dafür, dass das Buch äußerst luftig des Weges daher kommt – und ich mich als Endverbraucher unweigerlich frage, ob es da nicht auch ein etwas günstigeres, kleineres Format getan hätte …

 

Fazit: Der solide, actionreiche Mix aus Warhammer und eigenen Ideen einer Fantasy-Welt zwischen Kanonen und Schwertern kommt gut an, die Geschichte um Rik und seine Gefährten endlich richtig in Schwung – deutlich besser als im ersten Teil. Charaktere reifen, offenbaren interessante Eigenschaften und verändern sich, und die Landkarte der Welt wird ebenfalls weiter aufgedeckt, derweil wir uns großen, entscheidenden Schlachten zu nähern scheinen.

 

So liegt mit dem zweiten Band der Legende der Terrarch ein zwar schnörkelloser, aber unterm Strich durchwegs unterhaltsamer und kurzweiliger Fantasy-Roman vor, der für Genre-Freunde und insbesondere Fans von William King fast schon ein kleines Must have! ist.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404250820153d5420cf
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Der Schlangenturm

Reihe: Die Legende der Terrarch Bd. 2

Autor: William King

Paperback, 440

Piper, März 2007

ISBN: 3492750028

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 28.03.2007, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 09:01, 3721