Der Schwarm der Trilobiten (Autorin: Nadine Boos; D9E – Die neunte Expansion 4)
 
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Der Schwarm der Trilobiten von Nadine Boos

Reihe: D9E – Die neunte Expansion 4

 

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Trixi Darjeeling denkt, sie hätte alle Probleme gelöst: Mit ihrem selbstgebauten Raumschiff Skolopendra will sie ihrer arrangierten Ehe und der Verantwortung für das Familienimperium entkommen. Aber das ist nicht so einfach, denn die Welten des Konsortiums riegelten ihr Herrschaftsgebiet bereits vor einem halben Jahrtausend ab, die Fähigkeit, andere Systeme zu erreichen, ging verloren. Als die Skolopendra in einen Unfall mit einem fremdartigen Raumschiff verwickelt wird, eine Revolution ausbricht und die Nachricht von der besetzten Erde eintrifft, ist die Hochzeit bald Trixis geringstes Problem.

 

Rezension:

Endlich geht es weiter mit der Neunten Expansion. Nadine Boos gehört zu den WegbereiterInnen der Serie. Einige ihrer Vorschläge in der umfassenden Diskussion im sf-netzwerk.de fanden auch tatsächlich ihren Weg in die Bücher. Nun auch Ponys.

 

Ja, Ponys. Die Familie Darjeeling baut auf der Konsortium-Welt Andesin nicht nur Tee an, sondern konnte durch die Züchtung ganz besonders angepasster Ponys zu einer der mächtigsten Firma aufsteigen. Die von Frauen bestimmte Plutokratie lebt auf einem Pulverfass, seit man von der drohenden Neunten Expansion der Hondh erfuhr.

In diesen Tagen superreiche Großerbin zu sein, bietet für Beatrix Darjeeling die Möglichkeit, den Trubel hinter sich zu lassen, zumal die eigenwillige junge Frau den ihr zugedachten Schnösel auf keinen Fall heiraten will. Doch ausgerechnet der gerät an Bord der Skolopendra . Die Flucht aus der Verantwortung gerät somit zu einer Belastungsprobe mit unerwarteten Parametern …

 

Nadine Boos ist eine große Freundin von Tieren und Natur überhaupt. Darum spielt die Biologie eine sehr große Rolle in ihrem ersten Science-Fiction Roman. Neben der bereits erwähnten Pony-Zucht ist es vor allem die Kultur der Asmini, deren Exotik die Autorin mit spürbarer Begeisterung beschreibt. Die Asmini sind amphibisch lebende Humanoide, die jedoch fast ausschließlich im Wasser leben. Sie haben telepatischen Kontakt nicht nur unter einander, sondern zu sehr vielen Meereslebewesen, seien es Kraken, Quallen, Anemonen, Schnecken oder Krebse. Dabei übernimmt jede Art spezielle und hochspezialisierte Aufgaben, darunter auch Datenverarbeitung und Raumfahrt. Es entsteht bei der mentalen Verbindung dieser Lebewesen eine Biologische Intelligenz, die der künstlichen um einiges Voraus ist.

Aber auch auf Andesit gibt es eine humanoide Rasse, die dem Wasser verbunden ist. Als die Menschen das Andesit-System kolonisierten, integrierten sie die Ureinwohner und machten sie zu Dienern. Die Andesiten können problemlos an Land leben, riechen jedoch nicht nur nach Meer, sie leben auch bevorzugt dort, sodass die Städte auf Andesit größtenteils terrassenartig vom Ufer ins Meer reichen.

Dieser an sich schon phantastische Hintergrund wird von Nadine Boos noch durch das strenge Matriarchat der herrschenden Elite erweitert. Ihr gelingt es dabei, mit Hilfe weniger Szenen und Figuren ein plastisches und glaubhaftes Bild dieser Gesellschaft zu formen. Ausgehend von der Familie Darjeeling erfahren wir sehr viel über das Innere dieser Kultur. Die feine Umkehrung der Geschlechterrollen erinnert stark an Salvatores Menzoberranzan, jedoch ohne die Brutalität. Die Darjeeling-Chefin Bronja wird von ihrem Gatten auch passenderweise Spinne genannt. Trixi schleppt sogar eine Spinne mit an Bord ihrer Skolopendra.

Das Beziehungsgeflecht zwischen den drei Darjeeling-Frauen ist ein wesentlicher Handlungsstrang des Romans. Es geht um Emanzipation ebenso wie um Macht. Dabei bleiben die Konflikte aber auf einer vergleichsweise friedlichen Ebene. Was auch daran liegt, dass die äußeren Probleme, ein Zusammenschweißen erfordern.

Interessanterweise bilden selbst die sozialen Unruhen, durch die drohende Neunte Hondh-Expansion ausgelöst, eine weitere Spielwiese der herrschenden Frauen, ihre Machtpositionen auszubauen. Im Geschacher um die Kriegsbeteiligung und damit verbundenen möglichen finanziellen Mehrbelastungen, bieten die Aufstände willkommenes Abschreibungspotential.

Immer wieder verknüpft so die Autorin persönliche Ambitionen mit den globalen Problemen. Man hat das Gefühl mitten im Wespennest dabei zu sein, oder eben im Zentrum des Spinnenetzes. Boos schreibt dabei pointiert und kurzweilig ohne sich Längen zu erlauben. Trotzdem schreibt sie sowohl den Hindergrund als auch die Figuren eindringlich und sehr effektiv.

 

Mit der Skolopendra und ihrer Besatzung hat sie obendrein eine weitere coole Raumschiffsbesatzung mit großem Potential entworfen. Eine mögliche Nachfolgemission wird angedeutet und wenn ihr der Erfolg Recht geben sollte, dürfte weiteren spannenden Abenteuern nichts im Wege stehen. Selbst die Verknüpfung mit einem anderen Teil der Reihe ist bereits vollbracht, darf doch die Hackbot genannte KI aus Niklas Peineckes Haus der blauen Aschen mitspielen.

Wünschenswert ist natürlich auch ein Wiederlesen mit den Asmini und ihren Trilobiten-Schiffen, deren einmalige Arbeitsweise einen großen Anteil am Reiz der Lektüre ausmacht.

 

Wenn man bisher noch keinen Einstieg in das spezielle »D9E«-Universum gefunden hatte, sollte man spätestens mit »Der Schwarm der Trilobiten« in derselben dicken Patsche stecken, wie all die freien Völker am Rande der Hondh-Einflusssphäre und mit Bangen auf die drohenden Ereignisse warten.

 

Das Cover von Ernst Wurdack zeigt Kalmi, die Asmini-Erkunderin, deren Besuch im Andesit-System die trotzigen Pläne von Trixi vereitelt. Nicht oft bekommt man einen so faszinierenden Blick auf ein Alien geboten. Phantastisch und wunderschön.

 

Fazit:

»Die Neunte Expansion« mausert sich mit den Band von Nadine Boos zu einem ungemein komplexen und spannenden Universum. In der Tat scheinen die hochgesteckten Ziele, der deutschen Science-Fiction neue belebende Infusionen verabreichen zu wollen, Früchte zu tragen. Seid dabei und kauft sie euch alle!

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Buch:

Der Schwarm der Trilobiten

Reihe: Die Neunte Expansion Band 4

Wurdack, Juni 2014

Taschenbuch, 277 Seiten

Cover: Ernst Wurdack

 

ISBN-10: 3955560139

ISBN-13: 978-3955560133

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B00LDUGBMC

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032911121094322345
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Erstellt: 01.07.2014, zuletzt aktualisiert: 10.03.2024 18:58, 13611