Der schwarze See (Autor: Barbara Büchner)
 
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Der schwarze See von Barbara Büchner

Rezension von Carina Schöning

 

Hüte dich vor Dingen, die Menschen waren

und nicht mehr sind

vor Dingen, die Menschen sein wollen

und keine sind,

und vor Dingen, die wie Menschen aussehen

und keine sind.

 

Die sechzehnjährige Punkerin Birgit Rostock kann es kaum glauben. Ausgerechnet in dem verschlafenen Nest Blauenswede will ihre Mutter Christine ihren Urlaub verbringen. Todlangweilig. Zudem sind da auch Christines esoterikbegeisterte Schulfreundin Ella und ihr dämlicher Sohn Patrick, der Birgit bei frühere Besuchen immer wieder genervt und geärgert hat. Nur widerwillig fährt Birgit mit und kann dort angekommen kaum ihren Augen trauen, denn aus dem nervigen Balg ist ein stattlicher und hübscher Jüngling geworden. Während Christine und Ella zusammen in Erinnerungen schwelgen, zeigt Patrick Birgit stolz die wenigen Sehenswürdigkeiten in dem kleinen Dorf. Besonders der riesige Stausee ist die Attraktion von Blauenswede. Seit einiger Zeit jedoch stimmt etwas mit ihm nicht. Sein Freund Arthur Glass ist in der Nachbarschaft nur als stotternder Dorfdepp verschrien, aber er behauptet standhaft, dass er über seine Funkanlage verzerrte Stimmen aus dem Stausee hört. Patrick und der gemeinsame Freund Simon sind die einzigen aus dem Dorf, die ihm glauben und auch Birgit lächelt zuerst über die wirre Alien-Theorie von den drei Freunden, bis sie selbst eines der aufgenommen Tonbänder anhört. Gemeinsam gehen die vier auf Entdeckungstour und stürzen unverhofft in das Abenteuer ihres Lebens.

 

Barbara Büchners „Der schwarze See“ ist die erste Veröffentlichung in der Reihe „Ars Litterae“ von dem deutschen Sieben Verlag. Die Wiener Autorin hat schon eine Vielzahl an Romanen in den verschiedensten Genres geschrieben und überrascht hier mit einer wilden Mischung aus dem Phantastik Bereich, die sich auf den ersten Blick ziemlich wirr und abgedreht anhört: ein wenig Mystery und Esoterikkram, sprechende Geister, dazu Lovecraft-inspirierte Tentakelwesen, geheimnisvolle Verschwörungen und dunkle Machenschaften der Dorfbewohner. Eher sich Birgit versieht, steckt sie mittendrin im Chaos. Seltsame Albträume quälen sie nachts und draußen schleichen missgestaltete Schatten um ihre Ferienwohnung herum. Auch die Vergangenheit von Blauenswede ist hochinteressant, denn unter dem gewaltigen Stausee sind die Überreste des damals gefluteten Dorfes Mexen erhalten geblieben. Seit dem Bau sind nicht nur zwei Menschen scheinbar spurlos verschwunden, sondern auch unversehrte Objekte treiben komischerweise immer wieder vom Grund des Stausees nach oben an die Wasseroberfläche. Zudem hören sich die Stimmen auf Athurs Tonbände wirklich wie verzerrte Gespräche von Menschen an.

Die bedrohliche Stimmung und das unbekannte Grauen in der Tiefe sorgen anfangs für einen angenehmen Grusel, leider verfliegt dieser jedoch schnell in dem Moment als die vier Freunde die wahren Hintergründe der Aliens entdecken und sich real gegen sie zur Wehr setzen müssen. Obwohl die Spannung dann stark abnimmt, bleibt die Handlung dennoch interessant gestaltet. Nebenbei wird sie auch durch etwas Humor aufgelockert und Birgit und Patrick kommen sich langsam, aber sicher immer näher. Die Figuren sind dabei insgesamt gut gelungen und agieren durchaus realistisch, besonders jüngere Leser können sich leicht mit der unkonventionellen, aber sympathischen Birgit identifizieren oder die Reaktionen des missverstandenen Arthurs nachvollziehen. Der Roman wird vom Verlag übrigens als „All Age“ beworben, doch allzu junge Leser sollten jedoch aufgrund der düsteren Atmosphäre und einigen ekligen/ gewalttätigen Szenen vielleicht davon Abstand nehmen.

Das schmale Paperback ist insgesamt gut verarbeitet und ausgestattet. Einige wenige Fehler bei dem Schriftsatz trüben zwar etwas den guten Eindruck, aber darüber kann man als Leser leicht hinweg sehen. Zum Ausgleich gibt es zwei stimmungsvolle Innengrafiken des talentierten Künstlers Mark Freier und einige Infos über die Wiener Autorin Barbara Büchner.

 

Insgesamt ist „Der schwarze See“ eine spannende Mischung aus Mystery, Horror und Science Fiction inklusive lovecraftscher Tentakelwesen und dezenter Teenagerliebe. Der abwechslungsreiche Roman überrascht zwar mit einem gelungenen Setting, aber der ungewöhnliche Schluss enttäuscht dann doch ein wenig.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240423201859b8c21895
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Buch:

Der schwarze See

Autorin: Barbara Büchner

Reihe Ars Litterae Band 1

Illustrator: Mark Freier

Cover: Atelier Bonzai

Sieben Verlag, 2009

Paperback, 190 Seiten

 

ISBN 978-3-940235-75-6

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 03.09.2009, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 09:34, 9133