Der siebte Schwan (Autorin: Lilach Mer)
 
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Der siebte Schwan von Lilach Mer

Rezension von Christel Scheja

 

Die 1974 geborene Lilach Mer wuchs in Berlin und Schleswig-Holstein auf. Sie ist eigentlich Juristin und Fachjournalistin, liebt es aber auch, zu fabulieren und Geschichten zu verfassen. So entstand auch ihr Debütroman „Der siebte Schwan“.

 

Eine alte Frau erinnert sich auf ihrem Sterbebett an die Zeit, in der sie selbst ein junges Mädchen war und erzählt ihrer am Bett wachenden Enkelin eine ebenso traurige wie mystische Geschichte.

Mina wächst behütet auf dem Gut ihrer wohlhabenden Eltern auf. Ihr fehlt es nicht an Kleidung, Essen und Gesellschaft. Doch das Mädchen zieht es vor, immer wieder ihrer Mamsell zu entwischen und auf den Dachboden zu verschwinden, um dort den Klängen einer alten Spieluhr zu lauschen, zu tanzen und ihre Gedanken in seltsamen Träumen schweifen zu lassen. Denn irgendwie hält sie ihr Leben für sehr trist und langweilig, in viel zu viel Zwänge, Sitten und Regeln eingebunden.

Eines Tages belauscht sie heimlich das Gespräch ihrer Eltern mit dem unheimlichen Doktor, der sie gerade erst untersucht und ihr ohne Worte Angst gemacht hat. Entsetzt von den Dingen, die sie da hört, folgt sie ihrem Instinkt und dem Rat ihres Katers: Sie läuft weg, denn sie ahnt, dass das ihr Ende sein könnte. Denn erst kurz zuvor hat sie ein Medallion mit den Portraits zweier Jungen entdeckt, die im Gespräch auch noch erwähnt werden.

Die Zeit des Herumirrens ist nur kurz, denn schon bald gelangt sie mit Hilfe des Katers zu einer Gruppe von Fahrenden, die sich ihrer annehmen und ihr helfen, sich in dieser ihr fremden Welt zurecht zu finden.

Das wird zum Beginn einer Reihe von ebenso aufregenden wie mystischen Abenteuern, an deren Ende Mina so manche düstere Wahrheit heraus finden wird. Doch zuvor taucht sie ein in eine Welt aus Träumen, magischen Geheimnissen und Wesen, die kein vernunftbegabter Mensch für wahr halten würde ...

 

Lilach Mer nutzt die „gute alte Zeit“ – die letzten Jahre des wilhelminischen Kaiserreichs als Hintergrund für ihre Geschichte, die sich irgendwo zwischen Traum und Wahrheit bewegt. Denn während der Anfang noch sehr erdverbunden das Leben des jungen Mädchens aus gutem Hause schildert, das mit immer größeren Schwierigkeiten zu kämpfen hat, weil sie sich nicht von den naiven Träumen der Kindheit lösen will – und dabei leider an einen Arzt gerät, der die Chance wittert ein neues Versuchskaninichen für seine Anstalt zu bekommen, so verwischen in den nachfolgenden Kapiteln die Grenzen zwischen Realität und Fiktion.

Mina bewegt sich wie Alice durch ein mystisches Wunderland, in dem Tiere sprechen können und seltsame Dinge geschehen. Sie ist aber bereits dazu, an diese zu glauben und so zu handeln, wie sie es für richtig hält. Tatsächlich wird sie auch von Abenteuer zu Abenteuer erwachsener.

Anders als Lewis Carrol bleibt Lilach Mer in den Schilderungen des Überirdischen so verhalten, dass man lange glauben mag, der Arzt habe recht, und das Mädchen sei wahnsinnig.

Das alles ist eingebettet in eine sehr poetische aber nicht übertriebene Sprache, die die unwirkliche Atmosphäre noch verstärkt und niemals auch nur dem Kitsch zu nahe kommt. „Der Siebte Schwan“ ist ein stiller Roman, der den Zauber der alten Märchen und Sagen einzufangen weiß – mit denen die Autorin in ihrer Geschichte spielt und daher nicht auf eine überdramatische Darstellung angewiesen. Wer sich Zeit nimmt, spürt das, was zwischen den Zeilen steht und nicht explizit gesagt wird und kann so tief in die zauberhafte Geschichte eintauchen.

 

„Der siebte Schwan“ wendet sich an die Leser, die ruhige Geschichten lieben, in denen poetische wie märchenhafte Schilderungen und Erlebnisse eine dichte Atmosphäre, die noch lange im Kopf nachhallt. Gerade weil die Erlebnisse von Mina auf eine unaufdringliche Art unter die Haut gehen sind sie um so eindringlicher. Aber man muss schon offen sein für diese Spielart des Genres, denn seichte Unterhaltung sucht man in dem Buch vergebens.

 

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Der siebte Schwan

Autorin: Lilach Mer

broschiert - 556 Seiten

Heyne, erschienen Januar 2011

Titelbild von Chiara Fersini

Zinken von Swantje Phillips und Lilach Mer

ISBN-10: 3453527496

ISBN-13: 978-3453527492

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 20.03.2011, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 09:01, 11657