Der siebte Tod (Autor: Paul Cleave)
 
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Der siebte Tod von Paul Cleave

Rezension von Christine Schlicht

 

Joe hat sein Leben fest im Griff. So sieht es zumindest aus. Er füttert seine einzigen Freunde, die Goldfische Pickle und Jehova, regelmäßig, ebenso regelmäßig besucht er seine Mutter, die glaubt, er wäre Autoverkäufer und mischt ihr gelegentlich Rattengift in den Kaffee.

 

Seit er sich, um herauszufinden, was die Polizei bereits tatsächlich über den Schlächter von Christchurch“ weiß, „freiwillig“ gestellt hat und sich als hoffnungslos geistig zurückgeblieben präsentierte, so dass ihn niemand ernst nahm, jobbt er als Putzmann bei der Polizei. Die Leute, die auf den Serienkiller angesetzt sind, versorgen ihn freiwillig und gern mit allen Informationen, die er braucht, denn die Morde hat Joe tatsächlich begangen. Alle, bis auf einen. Was er nicht mit seiner scheinbar naiven Art aus den Ermittlern herauskitzelt, beschafft er sich aus den Akten. So ist er bestens über den Stand der Ermittlungen informiert. Auch über die siebte Tote. Denn die hat er nicht auf dem Gewissen. Er will deren Mörder finden, der ihm diese Tote untergeschoben hat und ihm auch seine Opfer anhängen.

 

Nach der Besichtigung des Tatorts und Nachforschungen in den Polizeiakten ist er überzeugt, dass ein Polizist der Mörder war und stellt Nachforschungen über jeden an der Ermittlung beteiligten Beamten an. Er steigert sich in diese Sache derart hinein, dass er Fehler zu machen beginnt, nicht zuletzt, als er seiner Kollegin Sally, die ihn für einen geistig Behinderten hält, zu oft Blößen und Rätsel aufgibt. Sally ist eine barmherzige Samariterin und Joe hält sie für ziemlich hohl. Aber genau so, wie Sally sich in ihm täuscht, so täuscht Joe sich in Sally.

 

Dann läuft er Melissa über den Weg und alles läuft aus dem Ruder. Denn Melissa ist ihm in vielen Dingen ebenbürtig. SIE überfällt IHN, als er sie fertig machen will, raubt ihm seine Waffen, auf den sich seine Fingerabdrücke befinden, quält ihn und erpresst ihn, nachdem sie ihn seiner halben Männlichkeit beraubt hat.

 

Immer mehr Menschen fallen den beiden bei ihrer gegenseitigen Jagd zum Opfer. Als Melissa bei der Polizei auftaucht, um ein nur vage ähnliches Phantombild des Täters zeichnen zu lassen, den sie angeblich gesehen hat, und auch die Tatwaffe mitbringt, ist Joe voll und ganz in ihrer Hand. Seine sorgfältig aufrecht erhaltene Fassade beginnt immer mehr zu bröckeln…

 

 

Paul Cleaves Debütroman ist wirklich mal etwas anderes. In der Presse hoch gelobt und in Cleaves Heimat Australien ein echter Hit, kommt man beim Lesen nur schwerlich davon los. Aus der Sicht von Joe geschrieben, außer den Teilen, in denen es sich ausschließlich um Sally dreht, versetzt man sich ganz in ihn hinein, auch dann, wenn es wirklich zur Sache geht und stellenweise außerordentlich brutal wird.

 

Ein gelungenes Psychogramm, auch wenn nicht wirklich klar wird, warum Joe all das tut. Er ist nicht geistig behindert, so wie er es in der Polizeistation spielt, er ist in vielerlei Hinsicht sogar sehr clever. Doch er ist ein gestörter Charakter, jemand, dem man wirklich nicht im Mondschein begegnen möchte. Doch man sieht es ihm nicht an, im Gegenteil, er wird so beschrieben, dass man ihn auch als attraktiv bezeichnen könnte – aber gerade das macht die Sache so verstörend. Der nette Kerl von nebenan eben.

 

Fesselnde Lektüre von der ersten bis zur letzten Seite. Aber nichts für Leute unter 16 Jahren, denn viele Szenen sind doch sehr explizit, sowohl die Sex- als auch die Gewaltszenen, auch wenn man sich stellenweise gut amüsieren kann.

 

Keine gehobene Literatur, aber spannende Unterhaltung. Doppelplusgut.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404231300214cb2c7b1
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Der siebte Tod

Autor: Paul Cleave

Broschiert: 416 Seiten

Verlag: Heyne (Mai 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453432479

ISBN-13: 978-3453432475

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 02.07.2007, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 4351