Der Sternenwald von Kevin J. Anderson

Reihe: Die Saga der sieben Sonnen Bd.2

Rezension von Carina Schöning

 

Zu Beginn des 22. Jahrhunderts verlassen die Menschen mit elf Generationsschiffen die Erde um verschiedene Kolonien zu gründen. Sie stoßen dabei auf die humanoiden Ildiraner. Ein technisch hochentwickeltes und friedliches Volk, das den Menschen entscheidend bei der Weiterentwicklung ihrer Zivilisation hilft. Geführt wird es von dem weisen Imperator Cyroc`h. Durch eine schwache telepathische Verbindung zu seinen Untertanen, dem so genannte Thism ist er praktisch allwissend und kann die Handlungen und Gedanken seines Volkes kontrollieren.

 

Im ersten Teil der Saga der Sieben Sonnen „Das Imperium“ fand das Forscherehepaar Margarat und Louis Colicos in den Ruinen der untergegangen Zivilisation der Klikiss eine Technologie zur Umwandlung von Gasriesen. Obwohl den Menschen genügend bewohnbare Planeten zur Kolonisierung zur Verfügung standen, wollte die terranische Hanse diese Klikiss-Fackel unbedingt ausprobieren und verwandelte den Gasriesen Oncier in eine nutzbare Sonne. Dabei wurde eine andere Rasse von Außerirdischen entdeckt und vernichtet. Die Hydroger fühlten sich durch die Zerstörung von Oncier angegriffen und verteidigten sich gegen die Menschen. Sie schickten Kugelschiffe gegen die herkömmliche Waffen nutzlos waren und verschafften so den Menschen eine ihrer größten Niederlagen…

 

Fünf Jahre danach leidet die Hanse immer noch militärisch und wirtschaftlich unter dem ständigen Angriff der Hydroger. Der intergalaktische Sternenantrieb ist nur durch Wasserstoff, dem so genannten Ekti möglich und dieser ist durch das ständige Aufrüsten und der Vernichtung vieler Himmelsminen selten geworden. Basil Wenzelas, der Vorsitzende der Hanse und König Peter versuchen vergeblich durch verschiedene Einsparungen und Sanktionen das letzte Bisschen für das Militär zu sparen. Der freie Handel ist praktisch unmöglich geworden und auf den abhängigen Kolonien wird die Geburtenrate radikal eingeschränkt. Die einzige Quelle sind die Roamer, ein Zusammenschluss vieler unabhängiger Clans von Weltraumzigeunern und Händler, die Ekti in illegalen Himmelsminen produzieren.

 

Die Sprecherin der Roamer, Cesca Peroni möchte die Unabhängigkeit gegenüber der terranischen Hanse stärken und geht ein Bündnis mit den Dschungelplaneten Theron ein. Dort werden die begehrten grünen Priester ausgebildet, die durch den Weltwald Nachrichten telepathisch übertragen können. Obwohl Cesca den Roamer Jess Tamblyn liebt, heiratet sie aus rein taktischen Gründen das neu ernannte Oberhaupt des Waldvolks Vater Reynald. Seine jüngere Schwester Estarra soll den jungen König Peter heiraten, um sich auch mit der Hanse militärisch verbünden zu können.

Denn die Hydroger werden immer aggressiver und greifen scheinbar wahllos die Kolonien der Menschen an. Mit Hilfe der Technologie der Käferähnlichen Roboter der Klikiss sollen die Kompis der Menschen umgebaut werden. Mechanische Kampfroboter nach dem Vorbild der Klikiss sollen die menschlichen Soldaten unterstützen und ersetzen.

 

Zur gleichen Zeit liegt der weise Imperator der Ildiraner im Sterben. Sein ältester Sohn, der Erstdesignierte Jora`h soll seine Nachfolge antreten. Zufällig findet er heraus, dass seine Vorfahren und sein Bruder an einem unmoralischen Zuchtprojekt arbeiten. Verschiedene Menschen werden mit Ildiraner gekreuzt, um irgendwann ein möglichst hoch begabtes Wesen zu erzeugen. Dies soll dann telepathisch mit den Hydrogern in Kontakt treten. Unter den Gefangen befindet sich auch Jora´hs ehemalige Geliebte, die grüne Priesterin Nira. Sie wird gegen ihren Willen und ohne Jora´hs Wissen für die Zucht missbraucht.

 

Währenddessen verschwinden Margaret und Louis Colicos spurlos bei einer Ausgrabung auf Rheindic Co. Die Hanse schickt die ehemalige Händlerin Rlinda Kett und den Spion Davin Lotze, um herauszufinden was gesehen ist. Dabei machen Sie eine unglaubliche Entdeckung: der Krieg zwischen Hydroger und Ildiraner fing schon wesentlich früher an. Die Roboter der Klikiss haben damals ihre eigenen Schöpfer getötet und sich auf die Seite der Hydroger gestellt…

 

Dies ist nur ein kurzer Überblick über die wichtigsten Handlungszweige des kompletten Romans „Der Sternenwald“. Leider hat der ehemalige Star Wars und Akte-X Autor Kevin J. Anderson eine Vielzahl von Ideen in dem Roman verarbeitet, so dass eine ausführliche Inhaltsangabe hier wirklich den Rahmen sprengen würde. Eine klare Grundidee gibt es nicht. Stattdessen laufen mehrere Entwicklungen der Figuren und Handlungen parallel oder überschneiden sich. Alle sozialen, militärischen und wirtschaftlichen Probleme und Entscheidungen werden zumindest angeschnitten, so dass der Roman teilweise arg überladen und konstruiert erscheint: Cesca´s unerfüllte Liebe zu Jess, Estarra schwiege Eingewöhnung beim Hof des Königs, die Niederlage von Kotto, General Lanyan´s Niederlage, Tasia´s Gewissenbisse und moralische Bedenken, Robbs´ Aufopferung für die Hanse, Jora´h gescheitere Beziehung zu seinem Vater und Bruder, die unerfüllte Liebe zu Nira etc. Die Liste könnte man noch ewig weiterführen.

Dabei werden nicht alle Haupt- und Nebenfiguren gleich ausführlich beschrieben. Einige sind nur als Füll- oder Beiwerk da und wirken dementsprechend blass und unglaubwürdig. Andere dagegen sind sehr lebendig und spannend erzählt.

 

Als Neueinsteiger ist man trotz der acht Seiten „Was-bisher-geschah“, einem ausführlichem Glossar und diversen Stammtafeln und Übersichten erstmal verwirrt wegen der vielen Namen und Begriffe. Die Kapitel sind aus der jeweiligen Sicht der Haupt- und Nebenfiguren geschrieben und so liest man anfangs mehr im Glossar als im eigentlichen Roman. Die Beziehungen zueinander und Verwandtschaften spielen leider im Roman eine sehr große Rolle.

Kritik an der Durchführung der Kolonisierung oder das brutale militärische Auftreten und Eingreifen der Hanse z.B. Geburtenkontrolle und Handelsembargos, findet wenn überhaupt, nur am Rande statt. Dadurch wirkt der Roman eher als ein unterhaltsames Fantasy-Epos in einer fortschrittlichen Sciene Fiction Welt als ein „ernsthafter“ Science Fiction Roman.

 

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