Der Talisman der Macht (Autorin: Licia Troisi; Die Drachenkämpferin; Bd. 3)
 
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Der Talisman der Macht von Licia Troisi

Reihe: Die Drachenkämpferin Bd.3

Rezension von Christel Scheja

 

Manchmal können auch Autoren überraschen, denen man es zunächst gar nicht zugetraut hat. War Licia Troisis Zyklus um „Die Drachenkämpferin“ bisher eher für alle Altersklassen tauglich und ist der dritte Band wesentlich erwachsener und vor allem düsterer als seine Vorgänger. Auch wenn die Autorin sich weiterhin nicht in Grausamkeiten ergeht, so reichen doch schon die Andeutungen, um einem einen Schauder über den Rücken rinnen zu lassen.

 

Immer mehr Regionen der "Aufgetauchten Welt" fallen dem Tyrannen, einem abtrünnigen Magier, zum Opfer. Seine Handlanger und Herrscharen kennen keine Gnade und hinterlassen nur Staub und Trümmer. Das Volk der Halbelfen hat er gar ganz ausrotten lassen, denn einer Prophezeiung zufolge, solle jemand aus diesem Volk seiner Herrschaft ein Ende machen.

Nur eine Halbelfe überlebt das Massaker und wird von einem Schmied in der Stadt Salazar aufgezogen.

Ihre glückliche Kindheit im Land des Windes findet ein Ende, als die Stadt überfallen wird. Von nun an widmet sich Nihal dem Kampf gegen den Tyrannen. Unterstützt von der Magierin Sonea und ihrem Schüler Sennar erkämpft sie sich einen Platz im Orden der Drachenritter und lernt in den kommenden Jahren alles was sie wissen muss. Ein enges Band verbindet sie mit ihrem Kameraden Laio und Sennar, der schließlich auf eine gefahrvolle Mission geschickt wird.

Doch letztendlich wird klar, das nur ein Artefakt und ein Wesen der Welt dem Tyrannen Einhalt gebieten kann. Und so macht sich Nihal, begleitet von Sennar auf die gefahrvolle Reise, um den Talisman der Macht wieder mit den aus der Fassung genommenen Elfensteinen zu vereinen.

Zwar finden die beiden trotz aller Widerstände schnell die Orte, an denen sie aufbewahrt werden - aber die Wächter der magischen Juwelen unterziehen Nihal und Sennar gefahrvollen Prüfungen. Die Drachenkämpferin und der Magier haben es schwer, dabei Geduld zu beweisen, denn ihnen brennt die Zeit unter den Nägeln.

Der Tyrann bereitet sich an immer mehr Fronten für den entscheidenden Schlag vor. Freunde, Lehrmeister und andere Gefährten sind in großer Gefahr. Schließlich wird auch Sennar gefangen genommen und in die Zitadelle des Tyrannen verschleppt. Was der Feind dort mit ihm tun wird , liegt auf der Hand.

Nihal steht vor einer schweren Entscheidung - erfüllt sie die Prophezeiung, sucht nun auch noch nach dem letzten Elfenstein und opfert ihren Freund , oder aber stellt sie die Liebe über alles?

 

Zwar bezieht sich „Der Talisman der Macht“ auf seine Vorgänger „Im Land des Windes“ und „Der Auftrag des Magiers“, aber es wird genug erklärt, um den Roman auch so zu verstehen. Die Handlung ist auch in diesem Band weitestgehend in sich geschlossen. Allerdings entwickelt man nicht unbedingt die Bindung zu den Figuren, wenn man ihr Schicksal nicht von Anfang an mit verfolgt hat.

Die Geschichte ist diesmal sehr düster und unheilvoll. Zwar bekommt man alles, geboten, was in der High-Fantasy gefällt, aber es wird sehr realistisch und fast schon ernüchternd erzählt: Das Setting ist zwar immer noch sehr phantasievoll, aber recht düster und grau, Drachen und Krieger werden bis zum Äußersten gefordert, doch die Schlachten die sie schlagen hinterlassen deutliche Spuren.

Nihal und Sennar folgen ihrer Berufung, dabei müssen sie aber oft genug mit ihren menschlichen Schwächen fertig werden. Plötzlich gibt es keine klaren Seiten mehr, denn nun erhalten auch der Tyrann und seine Handlanger ein wenig mehr Profil. Sie sind nicht nur eindimensionale Bösewichter und Monster, sondern haben auch eine Seele. Indem man die Gründe für ihr Handeln versteht erhalten sie mehr Tiefe und Graustufen. Und am Ende gibt es nicht unbedingt das erwartete Happy End.

Wesen, Land und selbst die Helden tragen schwere Narben davon, und die Spuren des Grauens bleiben erhalten. Sie atmen zwar auf, aber zurück bleiben Ernüchterung und Trauer, vor allem bei Nihal und Sennar.

Noch einmal macht die junge Halbelfe eine Wandlung durch - von der allein auf ihr Ziel fixierten Rachegöttin verwandelt sich durch die Prüfungen wieder zurück in ein denkendes und fühlendes Wesen, das eine schwere Entscheidung treffen muss, die ihr Menschlichkeit erneut zerstören könnte.

Und das wird neben einigen anderen unerwarteten Wendungen sehr überraschend beschrieben und hilft der Geschichte dabei, zumindest einen Teil der eingetretenen Wege in der Fantasy zu verlassen.

 

„Der Talisman der Macht“ schließt den Zyklus um „Die Drachenkämpferin“ nicht nur stimmungsvoll und passend ab, sondern zeigt auch, dass sich eine Autorin über die Jahre durchaus entwickeln und steigern kann.

Erneut hat Licia Troisi inhaltlich wie stilistisch hinzugelernt und bietet ein spannendes und farbenprächtiges Fantasy-Abenteuer ohne Brüche aber mit angenehmen Wendungen, durch das man sich kurzweilig unterhalten lassen kann.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240416204529a925d730
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Buch:

Der Talisman der Macht

Reihe: Die Drachenkämpferin Bd.3

Autorin: Licia Troisi

gebunden, 510 Seiten

Heyne, erschienen August 2007

Übersetzung aus dem Italienischen von Bruno Genzler

Titelbild von Paolo Barbieri

ISBN 978-3-453-26535-6

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 18.09.2007, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 19:16, 4919