Der unglaubliche Korsar (Pitt Pistol Bd. 1)
 
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Der unglaubliche Korsar

Reihe: Pitt Pistol Bd. 1

Rezension von Christian Endres

 

Goscinny und Uderzo – das sind zwei Namen, die aus der europäischen Comicbewegung nicht mehr wegzudenken sind und die für unterhaltsame Comics mit einem gutem Humor und unverkennbar-ansprechender Optik stehen. Mit den Abenteuern um Asterix den Gallier und dessen charismatischen Freunde sind die beiden französischen Comickünstler völlig zu Recht unsterblich geworden und haben das Ansehen von Comics dabei in der Gesellschaft ein ganzes Stück weit nach vorn katapultiert. Doch noch ehe die beiden jungen Künstler mit Asterix zu Ruhm und Ehre gelangen sollten, hatten sie einige andere Gehversuche auf dem französischen Markt gestartet: Nach Umpah-Pah präsentiert uns Ehapa in der Ehapa Comic Collection nun einen weiteren dieser Versuche von Goscinny und Uderzo: Pitt Pistol, den unglaublichen Korsar ...

 

Schankstubenhilfskraft Pitt ist mit seinem Leben alles andere als zufrieden und träumt – nicht nur bei Nacht – von einem Leben als Freibeuter auf hoher See, wie er es aus seinem Büchern kennt. Eines Tages wird ihm der öde Alltag samt allen Spotts und Ärgers, den er aufgrund dieses Traumes ertragen muss, zu viel, und so trommelt er des Nächtens unter den kritischen Blicken einer Eule eine bunte Schar Männer zusammen, mit der er in See stechen und die Weltmeere unsicher machen möchte. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der wenig seetüchtigen Seestern stechen Pitt und seine Manschaft schließlich auch in See – obendrein mit dem erhabenen Ziel vor Augen, den berüchtigten Piraten Grünbart dingefest zu machen und zum König zu bringen, um als Belohnung nicht nur Ruhm und Ehre zu erhalten, sondern auch den Titel eines königlichen Korsaren einzustreichen ... Doch der Weg für Pitt und seine mehr oder weniger wackeren Mannen ist weit und steinig, denn nicht nur die Grundkenntnisse des Seefahrerhandwerks, das lasterhaft schöne Südseeinsel-Leben oder extrem bissige Haie machen ihnen das Leben schwer, sondern bald auch der von ihnen so innig gesuchte Grünbart und dessen enterfreudige Mannschaft höchstpersönlich. Es kommt letztendlich zur finalen Seeschlacht zwischen Kapitätn Pitt Pistol und seinen Männern auf der einen sowie Kapität Grünbart und dessen grimmigen Piraten auf der anderen Seite ...

 

Albert Uderzos Zeichnungen in diesem Band sind noch nicht ganz so ausgereift, wie sie das später bei Asterix sein sollten, und auch René Goscinnys Texte haben noch nicht ganz den Witz und die Spritzigkeit, wie man sie später bei den Abenteuern aus Gallien bewundern kann. Dennoch sind sowohl die Zeichnungen, als auch die Story von Pitt Pistol bereits auf einem ansprechend hohen Niveau, und gerade die Story entpuppt sich jetzt schon als ungemein spritzig und charmant.

 

Die Aufmachung des robusten Hardcovers im »klassischen« Album-Format weiß zu gefallen, zumal Cover, Rückseitenmotiv sowie einige Innenillustrationen vor gar nicht mal allzu langer Zeit von Albert Uderzo eigens in dessen unverkennbaren Stil angefertigt wurden. Gerade die Doppelseite auf Vor- und Nachsatz, welche eine mit Bleistift illustrierte Seeschlacht zeigt, ist ein echter Hingucker, während die restlichen neuen Zeichnungen im Vergleich mit dem doch noch etwas anders aussehenden Innenteil eindrucksvoll die Entwicklung von Uderzos Artwork bildhaft dokumentieren. Auch das Vorwort von Uderzo im Vorfeld ist gelungen und bietet einen kleinen, aber allemal feinen Einblick in die Entstehung der kurzlebigen Reihe. Wie dort von Uderzo angesprochen mussten die Abenteuer komplett neu redigitalisiert werden, und wenn man das Alter der Vorlagen betrachtet, dann ist die Qualität der Zeichnungen samt Farben im nun vorliegenden Endprodukt sehr gut.

 

Fazit: Um es gleich vorneweg zu sagen: Pitt Pistol ist noch kein Asterix, auch wenn gerade das Cover, das sich ein wenig von den restlichen Zeichnungen des Bandes unterscheidet, dies vielleicht gerne und leicht glauben machen könnte. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Pitt Pistol: Der unglaubliche Korsar ein toller Comicspaß mit guten Zeichnungen und einer ebenso guten Story ist, der ein anderes Licht auf Piraten-Romane- und Filme wirft, von denen jeder irgendwann einmal fasziniert gewesen ist.

 

Das größte Problem des Bandes ist es dann mit Sicherheit auch, dass er im Schatten der berühmten und beliebten gallischen Helden Asterix und Obelix steht. Wer sich aber von dem Gedanken, hier einen zweiten Asterix geboten zu bekommen, loslösen kann, der darf sich auf eine durchwegs unterhaltsame Comiclektüre freuen und gemeinsam mit mir dem zweiten Band entgegenfiebern. Es dürfte daher nur gerecht sein, wenn ich Kapitän Pistol ein wenig unter die Arme greife und ihm gegen seinen »Vetter« aus Gallien beistehe, indem ich daran erinnere, dass selbiger zuletzt einen peinlichen Ausrutscher zu beklagen hatte, und indem ich dem Unglaublichen Korsaren an dieser Stelle guten Gewissens meine Empfehlung ausspreche.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240418145730ab4c9368
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Comic:

Der unglaubliche Korsar

Reihe: Pitt Pistol Bd. 1

Autor: René Goscinny

Zeichner: Albert Uderzo

Verlag: Ehapa

Format: Hardcover

Sprache: Deutsch

ISBN-Code: 3770409418

Anzahl Seiten: 48

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 27.11.2005, zuletzt aktualisiert: 18.02.2021 18:53, 1590