Der Untergang von Vahan Calyd von Bernhard Hennen
Hörspiel
Reihe: Die Elfen 1
Rezension von Markus Mäurer
Rezension:
Die Elfen ist die in fünf Teilen geplante Hörspielumsetzung des Fantasyromans Elfenwinter von Bernhard Hennen. Sein Debütroman »Die Elfen«, der neben Die Zwerge von Markus Heitz den Erfolg für die deutsche Völkerfantasy ebnete, umschreibt die tragische Geschichte der Elfen über einen Zeitraum von 1000 Jahren. »Elfenwinter« deckt nur einen kleinen Teil dieser Geschichte ab.
Die Welt ist zerbrochen und ihre Regionen voneinander beinahe unüberbrückbar getrennt. Nur über die Albenpfade ist es möglich in die Albenmark, der Heimat der Elfen, zu gelangen. Die Elfen sind ebenso wie die Trolle Nachfahren der legendären und mysteriösen Alben, die vor langer Zeit aus der Welt verschwanden. Nachdem Trolle und Elfen in Streit gerieten, gab es Krieg, die Trolle verloren und wurden aus der Albenmark verbannt, während ihre Fürsten ein ungleich schrecklicheres Schicksal erfuhren.Nun sind die Trolle zurück und greifen die Elfen überraschend an. Diese sind völlig überrumpelt und wissen sich nur durch heillose Flucht zu helfen.
Leider weist das Hörspiel neben den erstklassigen Sprechern, den beeindruckenden Soundeffekten und der Soundkulisse auch einige Schwächen auf. Da ist zum einen die äußerst dünne Story. Im Prinzip geht es nur um Folgendes: Trolle greifen Elfen und deren Königin an, die wird verletzt und ihre engsten Verbündeten versuchen, sie in Sicherheit zu bringen. Dazwischen gibt es viel Gerede und noch mehr Gefluche, Hintergrundinformationen zum Konflikt und der aktuellen Situation der Elfen werden nur sehr dürftig preisgegeben. Hinzu kommt der fast völlig abwesende Erzähler, der nur 3-4 Mal ein wenig Hintergrundinformationen liefert, die Handlung aber narrativ nicht begleitet, was dazu führt, dass man sich den Angriff der Trolle und die einzelnen Kämpfe nur sehr schwer vorstellen kann. In einem Nebensatz wird erwähnt, dass hunderte von Kentauren getötete wurden, davon hört man aber nichts. Es müssen auch ungleich mehr Elfen in der Stadt gewesen sein, um der Krönungszeremonie beizuwohnen, auch von ihnen hört man nichts. Für den Hörer wirkt es als würde eine kleine Gruppe Trolle, mit wenigen Schiffen, eine noch kleinere Gruppe von Elfen angreifen (in Teil 2 wird erwähnt, dass es um die 20.000 Trolle sein müssen).
Von den Kämpfen hört man nur das (zugegeben) eindrucksvolle Krachen der Katapultgeschosse, ansonsten nur ein wenig klappernden Stahl und wildes Gebrüll. Was aber passiert, wenn der legendäre Schwertkampfmeister Ollowain seine Klinge zieht und gegen eine Übermacht aus Gegnern einsetzt, bleibt vollkommen der Phantasie des Hörers überlassen. Das hat Lausch in seinen Drizzt-Hörspielen mit dem Ich-Erzähler deutlich besser gelöst.
Der Angriff auf die Stadt wird überhaupt nicht beschrieben, man weiß nicht, was dort vor sich geht. Das kann dann interessant sein, wenn der Hörer nur die beschränkten Eindrücke der Gruppen mitbekommen soll, die im Fokus der Geschichte steht, aber selbst ein einzelner Elf muss mehr von der Schlacht mitbekommen, als es der Hörer hier tut.
Unter den Sprechern ist besonders der Kalkman Oliver Kalkofe hervorzuheben, der einen erstklassigen Kobold abgibt. Aber auch alle anderen Rollen sind hervorragend und teilweise prominent mit bekannten Synchronsprechern besetzt, was aber inzwischen schon zum Standard für jedes Fantasyhörspiel gehört.
Die Geschichte ist, wie oben bereits erwähnt, noch etwas dünn, da dies aber nur die Auftaktfolge der Serie ist, besteht noch Grund zu der Hoffnung, dass sich »Die Elfen« in Bezug auf die Story noch steigern. Erste Ansätze für eine spannende Dramatik in der Narration sind durchaus vorhanden, treten hier aber nur am Rande auf.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der Humor, der mir persönlich viel zu platt und vulgär daherkommt. Gut es sind eben Trolle, die drücken sich nicht ganz so gewählt aus, wie ein hochwohlgeborener Elfenfürst, aber der inflationäre Gebrauch von Arschloch, Scheiße und Schlampe nutzt sich schnell ab und nervt. Auch der Fäkalhumor der Kentauren, der ausgerechnet bei einer hochdramatischen und verzweifelten Flucht zu Tage tritt, ist ein wenig zu penetrant.
Und trotz der tobenden Schlacht, surrender Pfeile, explodierender Geschosse und zischender Klingen, werden insgesamt zu viele Belanglosigkeiten gequatscht. Ich kenne die Vorlage von Bernhard Hennen nicht und kann nicht sagen, ob sich obige Kritikpunkte auch im Roman wiederfinden, aber die Hörspielmacher beweisen mit ihren Entscheidungen zur Narration fast ohne Erzähler, dem platten Humor und dem ewigen Gefluche kein gutes Händchen, da diese Punkte die ansonsten erstklassige Produktion leider ins Mittelmaß herunterziehen. Vor allem beim Zweithören fallen diese Mängel auf, wenn man sich nicht mehr so leicht von der Soundkulisse überwältigen lässt.
Das ließt sich jetzt fast wie ein Verriss, ist aber keiner. Die ersten Szenen des Trollangriffes sind soundtechnisch atemberaubend und spannend in Szene gesetzt, auch wenn die Gesamtheit der Schlacht ein wenig in den Einzelschicksalen untergeht. Nach diesem furiosen Auftakt lässt das Hörspiel zwar deutlich nach, vor allem an Tempo und Story, weiß aber über die gesamte Länge, dank der tollen Klangkulisse und der engagierten Sprecher trotzdem zu unterhalten.
Die nächsten Folgen müssen sich aber deutlich steigern, wenn diese Fantasyreihe mit Werken wie Abseits der Wege und »Drizzt« mithalten will.