Der verhüllte Prophet von Richard A. Knaak

Reihe: Diablo: Der Sündenkrieg Bd. 3

Rezension von Christian Endres

 

Paninis Lizenz-Reihen zur Vermählung von Fantasy und Genre-PC-Games hatten 2003 ordentlich begonnen und mit »Der Tag des Drachen« sogar einen gediegenen Start. Dazu eine schöne Taschenbuch-Aufmachung mit plakativen Games-Covern und ein populäres Setting in den Pixelwelten – ein waschechtes Franchise-Produkt eben, das für eine ganz bestimmte Zielgruppe ausgelegt war und dort ihren Zweck ohne Frage erfüllte. Doch auch ohne das jeweilige Games-Branding standen die literarischen Vertreter von Warcraft und Diablo zunächst durchaus für unterhaltsame Fantasy-Geschichten mit Bezügen zu den Top-Games aus Blizzards millionenschwerer Ideenschmiede – Magie, Orks, Drachen, Dämonen und andere klassische Sword-and-Sorcery-Allüren inklusive.

 

Dragonlance-Veteran Richard A. Knaak hatte maßgeblich Einfluss auf den guten Start der Games-Romane, hat er doch die meisten davon routiniert verfasst. Ab seiner ersten Warcraft-Trilogie bzw. seinem dritten Diablo-Einzelroman kippte das Bild jedoch. Handwerklich kann man Knaak freilich selten einen Vorwurf machen. Das ist alles solide, das ist alles brauchbar, das kann man alles locker, flockig Seite für Seite weglesen. Aber da steckt eben auch viel zu wenig Innovation dahinter, und manchmal fehlt der Geschichte einfach auch die Spritzigkeit, kommt sie über schnödes Handwerk nicht hinaus und bleibt an der Oberfläche hängen. Ein etwas lebendigerer, auffälligerer Schreibstil könnte da manchmal kleine Wunder wirken – doch Knaak vermag es nicht, über seinen eigenen Autorenschatten zu springen und seiner Geschichte mehr Tiefe zu verleihen.

 

Allerdings würde keine noch so große stilistisches Verrenkung helfen, um den verhüllten Propheten zu einem guten Abschluss der ohnehin bestenfalls mittelmäßigen Sündenkrieg-Trilogie zu machen. Protagonist Uldyssian kann wie in den Vorgängerbänden auch zum großen Finale die Handlung nicht auf seinen Schultern tragen, und einen echten Bezug zu ihm hat man eigentlich seit dem zweiten Band schon nicht mehr. Sicher: Abtrünnige Erzengel, Dämonen und ein »klassischer« Kampf von Gut und Böse vor dem Diablo-Hintergrund liefern sicherlich einige gute Szenen. Aber auch hier genügt das Dargebotene nicht, um den Abschlussband des unspektakulär-belanglosen Sündenkriegs irgendwie aus der Masse hervorzuheben, ja die Lektüre wirklich lohnen zu lassen.

 

Ein reichlich unspektakuläres Ende einer nicht weniger unspektakulären Trilogie mit nur wenigen Glanzlichtern. Auch der verhüllte Prophet blieb am Ende eher ein verhinderter.

 

Nach oben