Der verschwundene Kutscher (Autor: Herman Cyril McNeile; Sherlock Holmes 37)
 
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Der verschwundene Kutscher von Herman Cyril McNeile

Hörspiel

Reihe: Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs Folge 37

 

Rezension von Cronn

 

Der wohl berühmteste Detektiv der Welt, Sherlock Holmes, wurde von Arthur Conan Doyle erdacht. Nach seinem überwältigenden Erfolg haben einige Nachahmer weitere Geschichten erfunden, die in der Welt von Sherlock Holmes spielen. Heute würden manche ins Fach der »Fan Fiction« einsortiert werden, andere waren literarische Arbeiten, um Arthur Conan Doyle die Ehre zu erweisen.

 

Unter dem Label Shelock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs werden Geschichten aus der Holmes-Welt bei Titania Medien veröffentlicht, die von anderen Autoren geschrieben wurden. Allen gleich ist aber, dass Marc Gruppe die Adaption ins Hörspielfach geleistet hat und Stephan Bosenius verantwortlich für das technische Gerüst ist.

Doch wie gelungen ist Der verschwundene Kutscher, der als Fall Nummer 37 bei Titania erschienen ist?

 

Verlagsinfo:

Der Duke of Dorset sucht den Rat des Meisterdetektivs, denn sein Leib-Kutscher ist auf seltsamste Art und Weise verschwunden. Dies ist besonders unpassend, da der Duke einen hohen aristokratischen Gast aus Russland erwartet …

 

Kritik:

Eine bekannte literarische Figur in neuen Storys fortzusetzen, ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite macht es dem Rezipienten sicherlich Freude, weitere Geschichten seiner Lieblingsfigur zu erhalten. Auf der anderen Seite sollte der Autor sich verpflichtet fühlen, den Geist der Vorlage aufzugreifen und nicht zu verändern. Bei Der verschwundene Kutscher gestaltet sich das allerdings anders.

 

Herman Cyril McNeiles hat den Fall »Der verschwundene Kutscher« für seinen Detektiv Ronald Standish geschrieben. Das merkt man der Story deutlich an. Die Figurenzeichnung, der Plot, die Handlung – überall spürt man die Andersartigkeit, die Herman Ceryl McNeile seinem Detektiv mitgegeben hat. Und diese sind nicht zum Vorteil der Konsistenz des Holmes-Universums ausgefallen.

 

Die Figur des Sherlock Holmes leidet als erstes unter den Veränderungen. Seine Fähigkeiten sind nicht mehr so genial, wie bei Doyle. In »Der verschwundene Kutscher« erscheint er mehr derjenige zu sein, der die Ereignisse verfolgt als sie zu bestimmen. Lange Zeit tappt er im Dunkeln, was sehr ungewöhnlich ist. Seine wesentliche Erkenntnis ist für Holmes-Niveau banal: Er erkennt die andersartige Schreibweise der Zahl »7« auf einem Zettel. Ansonsten spielen ihm andere Figuren die Puzzleteile in die Hände. Erstaunlich auch, dass sogar der Zufall dem Meisterdetektiv hilft, wo sonst seine deduktive Gabe das Maß aller Dinge war.

Da ist sein Freund, Doctor Watson, in einer fast schon günstigen Position. Er war bereits bei Doyle mehr Sidekick als innovativer Ratgeber, wird nun allerdings zum Stichwortgeber degradiert.

Die Handlung wird dominiert von einer Art detektivischen Schnitzeljagd, welche in einer Actionszene endet, die auch so ähnlich in einem James-Bond-Streifen auftauchen könnte. Mit Sprengstoff, inklusive Verfolgungsjagd, Schießerei und spektakulärem Unfall. Das ist nicht mehr Sherlock Holmes, wie ihn Doyle erdacht hat.

 

Die Umsetzung des Stoffes ins Hörspielfach ist hingegen gelungen. Marc Gruppe lässt Kopfkino entstehen und die Sprecher sind wieder auf hohem Niveau, allen voran die bekannten Stimmen von Joachim Tennstedt und Detlef Bierstedt, deren Chemie im Zusammenspiel stimmt.

 

Auch die saubere technische Struktur muss lobend erwähnt werden. Hier passen Musik und Soundeffekte gut zusammen.

 

Fazit:

Sherlock Holmes wurde für diesen Fall umgedreht. Wo Deduktion und Miträtseln bei Doyle vorrangig die Geschichten vorantrieben, ist nun durch das Hineinversetzen von Holmes in die Welt des Detektivs Standish das Nachverfolgen von Spuren und die Action angesagt. Das verändert die Welt und die Figuren von Doyle so sehr, dass letztere fast nur noch am Namen zu erkennen sind und erstere sich andersartig zeigt.

Die sehr gelungene Umsetzung verhindert, dass »Der verschwundene Kutscher« ein Totalreinfall ist. Fans des Doyle-Sherlock werden nicht amüsiert sein.

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Hörspiel:

Der verschwundene Kutscher

Reihe: Sherlock Holmes – Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs Folge 37

Original: The missing Chauffeur, 1933

Dauer: ca. 60 Minuten

Umfang: 1 CD

Buch: Marc Gruppe

Produktion und Regie: Stephan Bosenius und Marc Gruppe

Gemischt von: Kazuya c/o Bionic Beats

Mastering: Roy Recklies, Monoposto

Cover-Illustration: Ertugrul Edirne

Illustrationen: Firuz Askin

Layout: Doreen Enderlein

Titania Medien, 29.03.2018

 

ASIN: 3785757271

 

Erhältlich bei: Amazon

SprecherInnen:

  • Sherlock Holmes; Joachim Tennstedt

  • Dr. Watson: Detlef Bierstedt

  • Duke of Dorset: Jacques Breuer

  • Mrs. Williams: Daniela Bette-Koch

  • Johnson: Matthias Lühn

  • Inspector Morrison: Thomas Balou Martin

  • Mr. Cheadle: Bert Stevens

  • Groves: Marc Gruppe

  • Großfürst Sergej: Bodo Primus


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Erstellt: 08.04.2019, zuletzt aktualisiert: 14.02.2024 18:17, 17516