Der Wiedergänger von Carolyn Wells
Hörspiel
Reihe: Gruselkabinett Folge 130
Rezension von Cronn
Schon 130 Folgen zählt die Reihe Gruselkabinett, welche vom Hörspielhaus Titania-Medien herausgegeben wird. Darin versammeln sich Klassiker des Phantastik-Genres, welche dem Zuhörer das Gruseln lehren wollen. Nach Ausflügen in die Science-Fiction mit H. G. Wells Der Krieg der Welten und dergleichen mehr haben Marc Gruppe und Stephan Bosenius mit der neuen Folge ein Werk vorliegen, das nur auf den ersten Blick mit dem berühmten Engländer verwandt scheint.
Der Wiedergänger wurde von Carolyn Wells verfasst, einer amerikanischen Autorin, die von 1862 bis 1942 zumeist in New York gelebt und gearbeitet hat. Sie hat ein umfassendes Werk hinterlassen, wo Kinderbücher neben Erwachsenenbüchern zu finden sind.
Mit »Der Wiedergänger« liegt hier eine Mystery-Story vor. Doch zunächst soll der Inhalt dargelegt werden, ehe zur Kritik übergegangen wird.
Verlagsinfo:
New York 1920: Peter Crane bricht mit Freunden zu einer Expedition in die unerforschten Weiten Labradors auf. Durch die Weissagung einer alten Zigeunerin war ihm in Kindertagen prophezeit worden, dass er einmal fernab der Heimat zu Tode komme würde, aber anschließend als Wiedergänger seiner Familie erscheinen würde …
Kritik:
Vorsicht – aus Gründen der Kritik erfolgen Spoiler!
Was sich nach einer Horrorstory anhört, entpuppt sich beim Anhören aber nach und nach als Kriminalgeschichte mit leichten Mystery-Anleihen. Damit fällt »Der Wiedergänger« in den Bereich der »falschen« Phantastik, wobei der Leser / Zuhörer auf eine falsche Fährte gelockt wird. Das kann in den meisten Fällen dazu führen, dass sich der Rezipient nicht ernst genommen fühlt.
»Der Wiedergänger« ist zudem nicht in sich schlüssig und logisch angelegt. Es werden Logikschwächen bei genauerer Betrachtung offenkundig, welche es schwer machen, die Story zu akzeptieren.
Was das Hörspiel vor dem Abrutsch bewahrt sind die Stimmen von Dirk Stollberg, Jannik Endemann, Matthias Lühn, Uschi Hugo, Marie Bierstedt, Louis Friedemann Thiele, Thomas Balou Martin, Bodo Primus, Tom Raczko und den Hörspiel-Legenden Dagmar von Kurmin, Reinhilt Schneider und Horst Naumann. Ihr Verve und ihre gelungene Darstellung sind überzeugend.
Die soundtechnische Umsetzung ist ohne Mängel und kann gefallen.
Fazit:
»Der Wiedergänger« kann als Hörspiel nur mäßig gefallen. Zwar überzeugen Produktion mit Sound, Stimmen und Musik, aber die zugrundeliegende Geschichte fällt durch. Zu künstlich konstruiert, zu sehr mit Logikschwächen behaftet und nicht in sich kohärent stimmig ist die Handlung und damit nicht in einer Reihe mit Klassikern des Genres wie Lovecraft, Poe und anderen in der Reihe »Gruselkabinett« veröffentlichten Meistern.
Es steht zu hoffen, dass Titania Medien in der Zukunft wieder zu ihrer bekannt gelungenen Auswahl an Texten zurückfindet.
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