Der Windsänger (Autor: William Nicholson)
 
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Der Windsänger von William Nicholson

Rezension von Carmen Huber

 

„Der Windsänger“ besteht aus den drei Büchern „Der Windsänger“ (Band 1), „Gefangene des Meisters“ (Band 2) und „Das Lied des Feuers“ (Band 3). Die Trilogie erzählt von dem Schicksal der Zwillingen Kestrel und Bowman, dem ihrer Familie und dem ihres ganzen Volkes – denn sie alle sind Nachkommen des geheimnisvollen und längst vergessenen Sänger-Volkes, dessen ewiger Kampf gegen das Böse bis ins die Gegenwart reicht ...

 

 

Der Windsänger

 

Vor langer Zeit wurde in Aramanth der Windsänger von dem geheimnisvollen Sänger-Volk erbaut: Ein hölzerner Turm mit Metallrohren wie Orgelpfeifen, dessen wunderbare Melodien vom wehenden Wind erzeugt werden. Seine Klänge waren so schön, dass sie jeden glücklich machten, der sie hörte. Doch dieses Glück erzürnte den bösen Gott Morah, und um sich zu retten, händigten die verängstigten Bewohner von Aramanth ihm die Stimme des Windsängers – ein silbernes Mundstück, dass den Windsänger zum Klingen bringt – aus.

 

Seit damals hat sich in Aramanth vieles geändert. Andauernd gibt es Prüfungen, sogar Kinder müssen schon mit zwei Jahren zu ihrer ersten Prüfung antreten. Je nach Leistungen leben die Menschen dann in verschiedenen Bezirken, wobei die schlechtesten natürlich auch in den schäbigsten Unterkünfte wohnen. Wer versagt, muss umziehen, wer sich verbessert, darf aufsteigen. Während sich also alle die Mühe geben, um möglichst gute Noten zu bekommen und so sich und seiner Familie ein gutes Leben zu ermöglichen, fällt da die Familie Hath höchst ungewöhnlich auf: Vom Vater bis zur Mutter über die drei Kinder – sie alle hassen die Prüfungen und fügen sich nur höchst unwillig den Regeln. Pinpin, die jüngste, hat soeben an ihrer ersten Prüfung teilgenommen – und dabei total versagt. Nur wenig später rebelliert ihre Schwester Kestrel offen gegen das Schulsystem in Aramanth und bringt sich und ihre Familie damit in große Gefahr. Schon kurz darauf muss sie und ihr Zwillingsbruder Bowman aus Aramanth fliehen. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach der Stimme des Windsängers, um so Aramanth wieder zu einem lebenswerten Ort zu machen ...

 

 

Gefangene des Meisters

 

Fünf Jahre später ist in Aramanth wieder Ruhe eingekehrt, und das Leben nimmt wieder seinen gewohnten Lauf. Doch dann kommt ein großes Unheil über die Stadt: Aramanth wird von einer mordenden und brandschatzenden Reiterhorde überfallen und vollkommen zerstört, die Überlebenden werden als Sklaven verschleppt. Sie sollen zu dem „Meister“ gebracht werden – wer immer sich hinter diesem Titel verbirgt. Nur Kestrel konnte entkommen. Entschlossen, ihre Familie wieder zu finden und zu retten oder zumindest zu rächen verfolgt sie die Reiter alleine zu Fuß. Unterwegs begegnet sie einem anderen Reiterzug, der ebenfalls in der gleichen Richtung wie sie unterwegs ist. Mit ihm reist Prinzessin Sisi, die den Sohn des Meisters heiraten soll und mit der sie sich bald anfreundet. Und so bewegen sich die Zwillinge immer weiter aufeinander zu, während beide zugleich verzweifelt nach einem Weg suchen, ihr Volk aus der Versklavung zu retten ...

 

 

Das Lied des Feuers

 

Inzwischen sind die einstigen Bewohner von Aramanth auf der Suche nach ihrer unbekannten Heimat. Geführt werden sie dabei von Ira, der Mutter der Zwillinge, deren Gabe als Prophetin ihnen die Richtung weist. Doch sie sind nur mehr wenige, und ihr Weg ist weit und voller Gefahren ... Zugleich wird Bowman langsam klar, dass ihm ein schwerer Abschied bevorsteht – sein Schicksal wird ein anderes sein, denn seine Aufgabe ist es, dem wieder erwachenden Sänger-Volk bei seinem alles entscheidenden Kampf gegen das Böse beizustehen ...

 

 

Was wohl sofort an „Der Windsänger“ auffällt, ist die schöne und passende Gestaltung der Bände: Die drei Taschenbücher sind in ihrem Schuber eine wahre Augenweide und machen sich großartig im Bücherregal. Jedes der Bücher passt vom Coverbild her wunderbar zum Inhalt des Buches, etwas, das ja leider nicht immer selbstverständlich ist. Auch das Innere der Bücher ist schön gestaltet, wobei sogar die benötigten Karten abgebildet sind und das alte Alphabet Sänger-Volkes aufgelistet ist.

 

Die Bücher selbst lesen sich angenehm und spannend, der Autor erzählt seine Geschichte sehr mitreißend und gefühlvoll, wobei die Windsänger-Trilogie vor allem mit ihren ungewöhnlichen Einfällen besticht: So gelingt es Nicholson, einer Wüste und selbst der Kanalisation unter Aramanth mit seinen fantasievollen Ideen Leben einzuhauchen. Auch ansonsten können die Schilderungen des Autors völlig überzeugen und lassen farbenprächtige und lebendige Bilder vor dem geistigen Auge erscheinen, sodass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören möchte und jedes Kapitel wirklich genießt. Zugleich regt die Geschichte auch ein wenig zum Nachdenken an, sodass sie einem sicherlich noch länger in Erinnerung bleiben wird. „Der Windsänger“ mag zwar im Jugendprogramm des dtv erschienen sein, muss aber den Vergleich mit anderen, für Erwachsenen geschriebenen Büchern nicht scheuen – die Geschichte ist tiefgründig, faszinierend und fantasievoll, sodass sie nicht nur für Jugendliche eine wunderbares Lesevergnügen bietet.

 

Auch die Personen können großartig überzeugen, und man muss sie einfach mögen. Bowman und Kestrel stehen dabei natürlich im Mittelpunkt, und ihr inniges Verhältnis berührt einem tief im Inneren –wer würde sich nicht wünschen, jemanden zu haben, der einen in- und auswendig kennt und über alles liebt? Zugleich wird aber auch der Schmerz über ihre Trennung sehr bewegend und glaubhaft geschildert. Doch natürlich gibt es auch sehr viele andere Personen, die alle interessant und lebensecht gelungen und dabei aber total unterschiedlich sind. Am erstaunlichsten sind oft die Entwicklungen, die einzelne der Personen durchwandern, sodass sie alle sehr real und menschlich wirken. Gleichzeitig erfährt man im Laufe der drei Bände auch vieles über das mysteriöse Sänger-Volk. Anfangs wirken die Bände so, als ob man sie lediglich Einzelbände mit den gleichen Charakteren in der gleichen Welt wären, doch mit der Zeit erkennt man erst viele der größeren Zusammenhänge. Während man anfangs die meisten Geheimnisse kaum erahnen kann, wird dann später vieles klarer – bis hin zum mitreißenden Schluss. Da kann man mit dem Lesen kaum mehr aufhören, man will unbedingt wissen, wie es weitergeht.

 

Fazit: Von Anfang bis Ende – Die Windsänger-Trilogie ist ein wirklich großartiges Werk, wie man es nur selten zu lesen bekommt.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042516232878ce5470
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Der Windsänger

Autor: William Nicholson

3 Bände im Schuber

Broschiert - 1152 Seiten - Dtv

Erscheinungsdatum: November 2004

ISBN: 3423590734

Erhältlich bei: amazon


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Erstellt: 29.12.2005, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 09:01, 1662