Der Winter erwacht von C. L. Wilson

Reihe: Mystral, Bd. 1

Rezension von Christel Scheja

 

C.L. Wilson wurde in Houston Texas geboren und wuchs dort auf, während ihre Eltern bei der Nasa arbeiteten. Schon als Kind war sie Märchen und Mythen sehr zugetan, so dass sie schon früh anfing zu schreiben. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin mit ihrem Mann und drei Kindern an der Golfküste Floridas. In Deutschland erschien bereits ihre „Tairen Soul“-Serie. „Der Winter erwacht“ ist der Auftakt der „Mystral“-Serie und die erste Hälfte des Originalromans „The Winter King“.

 

Jeder spricht von den „drei Jahreszeiten“, den wunderschönen Prinzessinnen von Sommergrund, nur wenige wissen, dass die Mädchen noch eine jüngere Schwester haben, Chamsin, auch „Sturm“ genannt. Doch weil der königliche Vater ihr die Schuld am Tod der geliebten Frau gibt, führt sie ein Schattendasein am Hof in Vera Sola, wird gerade einmal von der Amme, die sie groß zog und ihren Geschwistern beachtet.

Als der König des nördlichen Reiches Sommergrund mit Krieg überzieht und niederzwingt, fordert er eine der Prinzessinnen zur Frau. Das ist die Gelegenheit für den Herrscher, das ungeliebte Kind los zu werden, nachdem er ihr deutlich klar gemacht hat, dass er keinen Widerstand gegen seine Wünsche duldet.

Und so muss die junge Frau nicht nur mit einem Mann zusammen sein, den sie kaum kennt und deswegen hasst, sie erwartet auch eine von Schmerzen begleitete Reise in dessen Heimat und die Ungewissheit über ihr zukünftiges Schicksal.

 

Ganz offensichtlich erschien es Bastei Lübbe sinnvoller, den dicken Originalroman zu teilen, als ihn in einem wuchtigen Paperback-Ziegelstein anzubieten. Daher endet „Der Winter erwacht“ auch an einer dramatischen Stelle mitten in der Handlung. Glücklicherweise ist aber zeitgleich auch die Fortsetzung „Wenn der Sommer stirbt“ erschienen, so dass Leser nicht lange warten müssen.

Der Roman bietet alles, was man für eine romantisch-abenteuerliche Lektüre braucht – Intrigen und Magie, ein junges Paar, das wider Willen dann doch noch die Liebe für sich entdeckt und viele Leute drumherum, die ihnen übles wollen.

Wie in jedem romantischen Fantasy-Roman steht die Beziehung im Vordergrund, nicht aber der mythische Unterbau. Er dient eher dazu, im zweiten Teil der Geschichte die Handlung etwas voran zu treiben und zu dramatisieren. Und so ist die Geschichte über weite Strecken auf Beschreibungen alltäglicher Handlungen und des Hoflebens reduziert, legt die Autoren viel mehr Wert darauf, die Umgebung zu schildern, als Action einzubringen.

Die Figuren werden zwar nett ausgearbeitet, bleiben aber doch recht klischeehaft. Natürlich ist Chamsin mehr als nur das schwarze Schaf ihrer Familie, die bisher eher ein Schattenleben führte und auch der Winterkönig erweist sich eher als sensibler junger Mann, der aus starken Gefühlen heraus gehandelt hat.

Die meisten Nebenfiguren bleiben auf einige Eigenschaften reduziert, sind die Zuträger und Stichwortgeber, mit denen die einander umkreisenden Helden agieren.

Immerhin ist die Geschichte flott geschrieben, sie liest sich von Anfang bis Ende flüssig, genügend Hinweise und Andeutungen erlauben es dem Leser auch, neugierig auf die Fortsetzung zu sein. In dieser Hinsicht stellt das Buch gerade romantisch veranlagte Fantasy Fans zufrieden, nicht aber diejenigen, die eigentlich mehr erwarten.

 

„Der Winter erwacht“ bietet als Auftakt der „Mystral“-Serie, solide, aber nicht unbedingt aus der Masse herausragende Unterhaltung für alle Fantasy-Fans, die Liebe und Intrigen vor höfischer Kulisse und mit einem guten Schuss Magie mögen. Allerdings sollten diese sich darauf vorbereiten, dass das Buch nur der erste Teil des Originalromans ist – glücklicherweise ist die Fortsetzung „Wenn der Sommer stirbt“ schon erhältlich.

 

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