Der Wolverden-Turm von Grant Allen
Reihe: Gruselkabinett 143
Hörspiel
Rezension von Cronn
In der Reihe Gruselkabinett erscheinen in schöner Regelmäßigkeit bekannte Klassiker der dunklen Phantastik. Immer wieder wird die Reihe auch durch Ausflüge in die SF-Klassiker-Riege bereichert. Auch unbekannte Werke werden dem interessierten Hörspiel-Publikum dargereicht.
In diese Ecke gehört sicherlich Grant Allen.
Aus irischer und frankokanadischer Abstammung erwachsen war Grant Allen ein Schriftsteller, der vielfältige kulturelle Spuren in sich aufnahm. Seine Tätigkeit als Professor für Philosophie am Queen’s College in Jamaika wirkt heute sehr fortschrittlich, da er bereits im Jahr 1873 Schwarze in geisteswissenschaftlichen Fächern Ethik, Latein und Griechisch unterrichtete.
Nach seiner Rückkehr nach England war er ein Nachbar von Arthur Conan Doyle, dem Erfinder der Figur des Meisterdetektivs Sherlock Holmes. Nun versuchte Grant Allen vom Schreiben allein zu leben. Er starb 1899 in Surrey, Großbritannien.
Mit Der Wolverden-Turm greift Grant Allen ein folkloristisches Thema auf. In der nachfolgenden Rezension soll aufgezeigt werden, wie originell der Text verfasst und wie kongenial die Umsetzung ins Hörspiel gelungen ist.
Verlagsinfo:
Kurz vor Weihnachten 1889: Die junge Maisie Llewelyn erhält von der Millionärin Mrs. West eine Einladung nach Wolverden Hall in Kent, einem der schönsten und besterhaltenen Herrenhäuser der elisabethanischen Zeit. Manch düsteres Geheimnis aus vergangenen Jahrhunderten haben sich die Gebäude auf dem weitläufigen Gelände noch immer erhalten …
Um weitere Aspekte nicht zu spoilern, soll sich mit dieser knappen Inhaltsangabe begnügt werden, welche die wesentlichen Grundlagen des Hörspiels darstellt.
Kritik:
»Der Wolverden-Turm« erinnert von der Konzeption zunächst an Grusel-Literatur speziell für Frauen, welche in Gaslicht-Heftromanen dargeboten wird. Das Grauen ist subtil angesetzt, beginnt mit gepflegten Konversationen zweier Damen, vertieft sich aber schon bald mit Hilfe der Figur der Alten Bessie und wird anschließend beim Gang in die finsteren Gewölbe unterhalb der Kirche durchaus zu handfesterem Horror, wenn die Skelett-Körper unter den Kleidern erwähnt werden.
Das Hörspiel macht durchaus Laune, vermag über weite Strecken zu fesseln, obgleich man den Plottwist schon lange vorausahnt. Dennoch gibt es einige Macken, die erwähnt werden müssen.
Vorsicht Spoiler!
Der Hohepriester in der Gruft unter dem Kirchenraum spricht mit dermaßen schwankender Stimme, dass man meinen könnte, er wollte seine Figur konterkarieren. Schade, dass man an dieser Stelle, kurz vor dem Höhepunkt ins Ungewollt-Humoristische gerät.
Auch erscheint die innere Logik fragwürdig. Warum hat man den alten Turm abgerissen? Braucht man nicht nun drei neue Opfer?
Gottlob wird das aber von der Stimmung mehr als ausgewogen. Gerade die spektakuläre Höhepunkt-Szene ist sehr stimmungsvoll geraten. Dazu trägt der Sound und die Musik einen hohen Anteil, aber auch die Stimmen der Beteiligten.
Fazit:
»Der Wolverden-Turm« ist ein gelungenes Hörspiel, das zwar einige diskussionswürdige Aspekte beinhaltet, aber insgesamt gut überzeugt.
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