Der Zerfall (Autor: Richard Lee Byers, Vergessene Reiche - Das Jahr der Abtrünnigen Drachen Bd. 3)
 
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Der Zerfall von Richard Lee Byers

Reihe: Vergessene Reiche - Das Jahr der Abtrünnigen Drachen Bd. 3

Rezension von Roland Leikauf

 

Da ist er also, der letzte Teil der großen Trilogie, die von Wizards of the Coast zum Year of Rogue Dragons in der Forgotten Realms Kampagnenwelt herausgebracht wird. Der Zerfall schließt nahtlos an die beiden Vorgänger „Der Zauber“ und „Der Zorn“ an, und kreist damit wieder um die düsteren Machenschaften des Drachenkultes, der unter seinem Anführer Sammaster ein neues, von untoten Drachen beherrschtes Zeitalter in Faerun einleiten will. Dem stellt sich eine Koalition von Drachen und teilweise recht unterschiedlichen Helden entgegen, unter denen die Protagonisten der ersten beiden Teile eine führende Rolle einnehmen.

 

Auch diesmal konzentriert sich die Handlung wieder auf die Region nördlich des Mondsees, in der schon die ersten beiden Roman angesiedelt waren. Außerdem müssen diesmal die ungastlichen Weiten des großen Gletschers erkundet und gemeistert werden. Die Geschichte des Buches soll hier natürlich nicht zu ausführlich verraten werden - was man sagen kann ist aber, dass die Gruppe um den Halbgolem Dorn immer noch nach der Quelle für den Zorn sucht, der alle Drachen Faeruns außer den Untoten heimsucht und zu rasenden Bestien macht. Die Hindernisse, die es diesmal zu überwinden gilt, sind schon relativ episch zu nennen, und am Schluss lauert noch der Schöpfer des Drachenkultes selbst, der die Anstrengungen der Helden wieder zu Nichte machen will.

 

Man merkt schon: auch im letzten Teil der Trilogie steht die Action klar im Zentrum. Kampf reiht sich an Kampf, und Richard Lee Byers choreographiert die Auseinandersetzungen gekonnt. Auch diesmal kommt jedoch die Charakterentwicklung relativ kurz - einige der Charaktere dürfen ein paar Entdeckungen machen oder sterben, dennoch ist der Platz, der solchen Entwicklungen eingeräumt wird, einfach zu gering, als dass sie den Leser wirklich berühren könnten. Die Protagonisten bleiben einfach zu austauschbar, und selbst den sympathischeren wie dem Avariel Taegan fühlt man sich nicht wirklich nah. Dass so etwas auch anderes geht haben andere Romane der Forgotten Realms - Reihe bereits gezeigt.

 

Sprache und Übersetzung des Buches sind gut, aber nicht immer flüssig, und an einigen Stellen stutzt der Leser schon, und fragt sich, welches englische Wort hier wohl einst gestanden hat. Insgesamt lenkt der Text nicht von der Story ab, und das war in den Vorgängerromanen beileibe nicht immer so. Dass hier alle aus dem Englischen übersetzbar scheinenden Namen auch rigoros übersetzt werden, ist man bereits gewohnt. Das kann natürlich verwirren - wenn einer der Protagonisten zu „Maske“ betet, werden das wohl nur die Kenner der Hintergrundwelt sofort richtig interpretieren. Hier hätte man durchaus das ein oder andere Wort verlieren können, um Neulingen den Einstieg und das Verständnis zu erleichtern, und dem Sinninhalt den Übergang aus dem Englischen ins Deutsche zu erleichtern. Aber auch das ist (leider) aus den Vorgängern bekannt.

 

Blickt man nun auf die Trilogie insgesamt zurück, sieht man deutlich, wo sich Richard Lee Byers verbessert hat. Sein Schreibstil ist glatter und flüssiger geworden, er hat die all zu sehr an das D&D Regelwerk angelehnten Beschreibungen weggelassen, ohne die Regeln wirklich außen vor zu lassen. Auch mit den Handlungen und Eigenheiten seiner Charaktere kommt der Autor im dritten Band erheblich besser zurecht. Ihre Denk- und Handlungsweisen blieben immer nachvollziehbar und bezogen auf die magiereiche Hintergrundwelt stimmig.

 

Letztlich lässt sich der Eindruck aber nicht abschütteln, dass Byers das Potential seiner Geschichte bei weitem nicht ausgereizt hat. Die vielen Gegner bleiben vage Abziehbilder, ihre Motive sind archetpyisch böse, da ihnen die Geschichte einfach nicht genügend Raum einräumt, dass sich ein echtes Verhältnis zum Leser aufbauen könnte. Einer der schlimmsten Schurken der Forgotten Realms wie Sammaster bleibt das ganze Buch über relativ blass, nicht mehr als ein hasserfüllter Lich mit unlogischen Träumen und Ideen, der für seine Ziele über Leichen geht. Bei den Helden ist das leider nicht viel anders: Der Halbgolem Dorn verhält sich die meiste Zeit so schroff und abweisend, dass es beinahe schon lächerlich wirkt. Gerade der Anführer der Heldengruppe und der Drahtzieher, der hinter all den schrecklichen Ereignissen des Jahrs der Abtrünnigen Drachen steht, hätten viel mehr Platz bekommen müssen, als es zwischen den unzähligen getöteten Drachen und verwüsteten Landschaften tatsächlich realisiert wurde.

 

Fazit

Was für die Vorgängerbücher gesagt wurde, gilt auch für den Abschlussband und damit für die ganze Trilogie: Wer einen actiongeladenen Fantasyroman ohne größeren Tiefgang sucht, wird hier fündig und einige spannende Stunden erleben. Wer jedoch tief in den Hintergrund der Forgotten Realms eintauchen will oder eine Geschichte mit interessanten Protagonisten sucht, sollte um das Jahr der Abtrünnigen Drachen einen großen Bogen machen.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404201231109a474ab0
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Der Zerfall

Reihe: Vergessene Reiche - Das Jahr der Abtrünnigen Drachen Bd. 3

Autor: Richard Lee Byers

Broschiert

384 Seiten

Verlag: Feder&Schwert

Erschienen: Dezember 2006

ISBN-10: 3937255893

ISBN-13: 978-3937255897

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 07.03.2007, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 19:16, 3590