Die Besiedelung des Mondes (Autor: Florian M. Nebel)
 
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Die Besiedelung des Mondes von Florian M. Nebel

Technisch machbar. Finanziell profitabel. Logisch sinnvoll.

 

Rezension von Ellen Norten

(erschien bereits in Kultura Extra)

 

Nüchterne Utopie

In der Science Fiction wäre es kaum noch eine Story wert, doch in der Realität ist es der Griff zu den »Sternen«. Die Besiedelung unseres Erdtrabanten ist in absehbarer Zukunft nicht in Sicht. Und trotzdem spielt der Physiker Dr. Florian Nebel das Szenario bis ins I-Tüpfelchen durch, denn der Mitarbeiter eines internationalen Luft- und Raumfahrtkonzerns ist von dem überzeugt, worüber er schreibt.

 

»Raumfahrt und die Besiedelung des Weltraums im Speziellen haben das Potential, die Menschen in zwei Lager zu spalten: Enthusiasten und Realisten. Ein Enthusiast benötigt keine besonderen Gründe. Allein der Gedanke, die Wiege der Menschheit zu verlassen, hinauszugehen ins Universum und eine neue Welt zu entdecken, ist Grund genug es auch zu tun. Genaue wie die Entdecker früherer Tage reichen einem Enthusiasten das Abenteuer und die Belohnung, der Erste zu sein, der etwas Neues, etwas Wunderbares sieht.

Einem Realisten fehlt dieser Abenteuergeist. Was zählt steht unter dem Strich. Für ihn steht die Frage nach dem wirtschaftlichen Nutzen im Mittelpunkt.« (Seite 20)

 

Wer sich als Leser der ersten Kategorie zugesellt, den könnte das Buch interessieren, Leser der zweiten Kategorie dürfen eigentlich getrost die Finger von der Lektüre lassen. Aber die nüchterne Art des Autors, die genauen Berechnungen der Kosten, die exakte Planung der Mondsiedlung scheinen eher den Skeptiker überzeugen zu wollen, als den, der ohnehin Feuer gefangen hätte. So fehlt dem Buch von Beginn an die Begeisterung, die für ein noch recht utopisches Thema meines Erachtens wichtig wäre.

 

Es gibt Fakten: Eine Rückschau über die vergangenen Weltraumprojekte und eine Reihe sogenannter Spin-off Technologien. Das sind Errungenschaften für Jedermann, die bei der Weltraumforschung sozusagen als Nebenprodukte anfallen, wie etwa feuerfeste Kleidung oder Wasserfilter. Die aber wären sicher auch so zu entwickeln gewesen.

 

Weiter geht mit ausgemusterten und aktuellen Raketentypen. Wer ist wie geeignet die Besiedelung des Mondes zu betreiben. Bilder und Zeichnungen gibt es zu Hauf, Menschen erscheinen auf diesen Bildern fast nie. Es ist zwar von Astronauten und Technikern die Rede, oder Bergleuten, die die zunächst unterirdische Station bauen werden, doch die Bilder zeigen nur unbeseelte Grundrisse, der Text liefert Zahlen und technische Details.

 

Die Besiedelung des Mondes findet laut Florian Nebel in vier Phasen statt – das ist in seinem Konzept gut nachvollziehbar Energie erhält die Station über einen Reaktor. Schon bald sollen die Bewohner der Mondstation Gemüse anbauen und Tiere halten. Uncharmant ist in diesem Zusammenhang die Begründung des Autors für die Hühnerhaltung.

 

»Ihre Fähigkeit, unter nicht optimalen Bedingungen zu überleben, stellen Hühner Tag für Tag in Zucht- und Legebatterien unter Beweis.« (Seite 156)

 

Rohstoffe liefert eine Neuentwicklung, der Regolithprozessor, der Metalle sowie Sauerstoff aus Mondgestein gewinnt und die Station langfristig in eine Selbstständigkeit gegenüber der Erde bringen soll. Immer wieder liefert der Autor dazu eine exakte Kostenplanung, die jedoch bis zu 20 % ungenau sein könnte. Für mich als Laien ist dies ohnehin nicht einzuschätzen und müsste es eigentlich auch nicht sein. Denn wenn ein Projekt wirklich gewollt ist, so zeigt es immer wieder die Realität, kommt es auf ein paar Millionen mehr oder weniger nicht an, wie etwa bei der Hamburger Elbphilharmonie. Doch der Autor rechnet mit spitzem Stift, er will die Kosten so gering wie möglich halten und er will auf anderen Gebieten sparen. Absurd wird es, wenn er vorschlägt:

 

»Eine Schließung der ARD setzt 6,3 Mrd. Euro (6,6 Mrd. USD) frei, wahrscheinlich genug für die Mondsiedlung.« (Seite 234)

 

Hier werden Äpfel mit Birnen verrechnet, sprich das öffentlich-rechtliche Fernsehen mit einer Mondstation. Damit dürfte er wohl kaum Mitstreiter gewinnen.

 

Das Buch liefert zwar eine technisch exakte Vorausplanung einer Mondstation, doch schade, ich hätte mich gerne vom Autor dafür begeistern lassen und dies unabhängig von den Kapriolen einer eigenwilligen Kostenplanung. So ist das Buch lediglich ein Nachschlagewerk zur Raumfahrttechnik, mit nüchternen Berechnungen, dem leider auch noch ein Index fehlt.

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Buch:

Die Besiedelung des Mondes

Autor: Florian M. Nebel

Gebundene Ausgabe, 160 Seiten

Landwirtschaftsverlag Münster, 15. April 2017

 

ISBN-10: 3784354874

ISBN-13: 978-3784354873

 

Erhältlich bei: Amazon

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240423233839cc0d6bdf
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Erstellt: 10.08.2017, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 15938