Die besten Stories (Autorin: Leigh Brackett)
 
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Die besten Stories von Leigh Brackett

Rezension von Ralf Steinberg

 

Rezension:

1977 erschien die Storysammlung The Best of Leigh Brackett und sie enthält ein beredtes Vorwort von Edmond Hamilton. Er und Leigh Brackett heirateten 1946 und beide verband auch die Liebe zu Abenteuergeschichten und zur Science Fiction. Während Hamilton uns heute noch als Schöpfer der Captain Future-Geschichten im Gedächtnis ist, wird Leigh Brackett vor allem im Zusammenhang mit ihren Drehbüchern erwähnt, allen voran zu Rio Grande und The Empire Strikes Back.

Wenn man weiß, dass 1977 auch das Todesjahr Hamiltons war, liest sich seine Hommage an die Frau seines Lebens ganz besonders berührend. Auf jeden Fall stimmt das Vorwort auf die nachfolgenden Geschichten ein und vermittelt auch ein wenig zwischen Lesewelten von damals und heute.

 

Das Juwel der Bas aus dem Jahr 1944 weist typische Züge von Abenteuergeschichten des Goldenen Zeitalters auf. Mouse und Ciaran sind ein Außenseiterpärchen, das sich in den Grenzlanden eines nicht näher bestimmten Planeten mehr schlecht als recht durchschlägt. Eine »Abkürzung« Ciarans führt sie direkt in den Jagdtrupp von Kalden, halbmythische Ureinwohner, die sich verstärkt in den Grenzlanden herumtreiben, um Menschen zu fangen. Für ihre Auftraggeber besorgen sie billige Arbeitskräfte, denn ein gewaltiges Projekt will vollendet werden …

Gefangennahme, Flucht. Widerstand gegen Sklavenhalter, uralte Kräfte und die drohende Vernichtung des gesamten Planeten – die Story enthält alle üblichen Zutaten. Auch wenn Edmond Hamilton das Figurenpaar als unkonventionell beschreibt, so entwickelt sich aber kaum eine emotionale Bindung. Was Hamilton als glaubhaft und irdisch bezeichnet ist, liest sich heute wenig aufregend.

 

Ein ganz anderes Kaliber ist da schon Der Schleier von Astellar. Die tragische Geschichte um einen Menschen, der im Tausch für Unsterblichkeit, Wissen und Liebe seine Menschlichkeit opfert, brilliert durch eine sehr tiefgehende Beschreibung der moralisch ganz anders gearteten Gedanken der Hauptfigur Jay Goat. Leigh Bracket gelingt nicht nur eine sehr fremdartige Alienrasse, sie fängt auch das ganz große Drama ein. Jay Goat ist in der Tat eine jener Männerfiguren, von denen Hamilton im Vorwort schwärmt.

 

Auch Eric John Stark ist eine dieser Figuren und Leigh Brackett verwendete ihn nicht nur in Die Zauberin von der Venus.

Auf der Suche nach einem vermissten Freund gelangt Stark in eine Gegend der Venus, die für ihre Geheimnisse und Unwirtlichkeit verrufen ist. Doch bevor er die Kais der geheimnisvollen Stadt Shuruun erreichen kann, greift ihn der Kapitän des Schiffes an. Knapp kann Stark im Gasmeer entkommen. Doch er sucht die Konfrontation. Kehrt zurück in die Stadt und findet dort neben einem Erdenmann auch die Spur zu den mysteriösen Lhari …

Eine uralte Kultur im Überlebenskampf, voller Hochmut gegenüber den nachfolgenden Völkern – keine völlig unbekannte Prämisse. Brackett reduziert ihr Personal auf ganz wenige archetypische Figuren und pumpt in sie Konflikte aus einem Shakespeare-Drama.

Das wird alles noch etwas durchsichtiger durch die überpotente Heldenfigur und den rechts und links eingehakten weiblichen Charakteren. Eine Geschichte, die spannender über ihre Entstehungszeit erzählt als über eine Venuszauberin. Besonders die Selbstverständlichkeit von Gewalt gegen Frauen erschreckt zutiefst. Man denkt ganz spontan an die Geschichten von Alice B. Sheldon (Tiptree Jr.).

 

Die letzten Tage von Shandakor führt auf den Mars. Mit dem Vorschlag, anthropologische Forschungen auf dem Mars durchzuführen, gelingt es einem jungen Mann, seine Marsrundreise zu finanzieren. Als er auf einem geheimnisvollen, fremd aussehenden Mann trifft, dessen Erscheinung die Marsianer dazu bringt, Abstand zu halten, entschließt er sich spontan, dem Geheimnis des Mannes und seiner Heimat Shandakor auf den Grund zu gehen.

Wieder eine uralte Kultur in den allerletzten Atemzügen, die primitiven Nachfolger belagern schon die letzte Zuflucht und nur ein technisches Relikt aus fernen Zeiten zögert den Untergang hinaus. Die Tragik hinter der Geschichte ist unermesslich. Bracket nutzt diesen Hintergrund für eine seltsam unlogisch erscheinende Liebesgeschichte. Wie so oft stellen die Figuren nicht die offensichtlichsten Fragen und das finale Drama wirkt dadurch unnötig.

Auch hier mangelt es nicht an einer schwachen Frauenfigur, deren Rolle man am liebsten als bitterböse Kritik lesen möchte, was es aber wohl nicht war.

 

Und so kommen wir zu Die Seltsamen. Der Hinterwäldler-Westen der USA bildet die karge Leinwand dieser Aliengeschichte. Ein Reporter versucht einen Jungen zu retten, dessen Anormalität keinen anderen Rückschluss erlaubt, als dass sein Vater ein Außerirdischer ist. Ein Spiegelbild der 50er Jahre. Die ehemals überraschend erscheinenden SF-Details besitzen inzwischen eine sehr dicke Patina und mehr hat die Geschichte letztlich auch nicht zu bieten.

 

Fazit:

»Die besten Stories« von Leigh Brackett bieten einen kleinen Einblick in das SF-Schaffen der Autorin. Zum Teil schlecht gealtert, erleben wir in ihnen martialische Abenteuer in versinkenden Welten. Der Hauch einer vergangenen Schreibweise weht aus der Goldenen Ära des Pulp zu uns herüber.

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Buch:

Die besten Stories

Original: The Best of Leigh Brackett, 1977

Autorin: Leigh Brackett

Übersetzerin: Eva Malsch

Vorwort: Edmond Hamilton

Taschenbuch: 336 Seiten

Pabel-Moewig, Mai 1981

Cover: Franz Wöllzenmüller

 

ISBN-10: 3811867156

ISBN-13: 978-3811867154

 

Erhältlich bei: Amazon

Inhalt:

  • Das Juwel der Bas (The Jewel of Bas, 1944)

  • Der Schleier von Astellar (The Veil of Astellar, 1944)

  • Die Zauberin von der Venus (Enchantress of Venus, 1949)

  • Die letzten Tage von Shandakor (The Last Days of Shandakor, 1952)

  • Die Seltsamen (The Queer Ones, 1957)

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240423225712ef4e3ec7
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Erstellt: 13.04.2017, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 15544