Die Entführung von Moira Young
Dustlands, Bd. 1
Rezension von Christel Scheja
Die in Kanada geborene Moira Young arbeitete als Schauspielerin und Opersängerin an vielen Orten Europas. Heute lebt sie allerdings als freie Autorin im englischen Bath. „Die Entführung“ ist ihr erster Roman, aber auch der Auftakt zu ihrer Reihe „Dustlands“.
Das Leben für die junge Saba ist hart aber friedlich. Zusammen mit ihrem Vater, ihrem Bruder Lugh und ihrer kleinen Schwester Emmi bewirtschaftet sie ein karges Stück Land und denkt nicht viel über die Zukunft nach.
Dann aber tauchen eines Tages Fremde auf der kleinen Farm auf. Sie sind bewaffnet, stellen Lugh die seltsame Frage, ob er vor achtzehn Jahren an Mittwinter geboren worden sein und nehmen ihn einfach gefangen, als er bejaht. Der Vater, der verhindern will, dass sie sein Kind entführen, wird erschossen, die Mädchen zurückgelassen.
Doch Saba ist nicht so einfach bereit dazu, weiterzumachen wie bisher. Sie beschließt ihre Schwester zu einer Freundin der Familie zu bringen und dann auf eigene Faust weiter zu suchen, denn Lugh ist ihr Zwilling und enger verbunden mit ihrer Seele als jemand weiß.
Doch der Plan ist nicht so einfach wie sie denkt, denn die Männer haben ihre Spuren gut verwischt und in der Fremde lauern Gefahren, denen sich das Mädchen erstmals stellen muss. Nach Verrat landet sie in der Grube und muss viele Kämpfe bestehen. Es besteht zwar keine Hoffnung, zu entkommen, aber erstmals erhält sie auch einen entscheidenden Hinweis auf den Verbleib und das Schicksal, dass Lugh droht. Allerdings weiß sie nun um so mehr, dass die Zeit drängt...
Immer mehr Autoren springen auf die derzeitige Welle auf, düstere Regime in einer nicht all zu fernen Zukunft oder postapokalyptische Welten für den Hintergrund ihrer Geschichten zu wählen. Junge Männer oder Frauen müssen sich dort durch eine lebensfeindliche Umgebung schlagen, um irgendwann und irgendwo Zuflucht und vielleicht so etwas wie Liebe zu finden, auch wenn bei diesen Büchern die Romanzen eher eine Nebenrolle spielen.
An sich ist auch „Die Entführung“ nichts besonderes, da die Autorin bei älteren Lesern sofort Erinnerungen an die „Mad Max“-Filme, vor allem den dritten „Jenseits der Donnerkuppel“ weckt und sich ansonsten eines klassischen Themas annimmt.
Das was die Geschichte aber aus der Masse ähnlicher Werke heraus ragen lässt ist die Sprache und Gedankenwelt der Heldin. Moira Young hat die Erzählweise betont einfach gehalten und schildert die Ereignisse nur aus der Sicht ihrer Heldin Saba. Und dieser merkt man von Anfang bis Ende an, dass sie keine Bildung besitzt, zu Beginn nur einen begrenzten Horizont hat und zu den Menschen gehört, die nicht viel denken, sondern einfach dann handeln oder reagieren, wenn sie es für richtig halten und wie sie es für richtig halten.
So erhält der erste Band der „Dustlands“-Saga eine sehr intensive Atmosphäre, die irgendwo zwischen archaisch angehauchter Fantasy und knallhartem Italo-Western pendelt, auch wenn es keine phantastischen Elemente gibt.
Dabei nimmt die Autorin kein Blatt vor dem Mund und wird gelegentlich sehr brutal, so dass es schon zu viel für zartbesaitete Gemüter werden könnte. Übrigens begegnet auch Saba einem jungen Mann, an dem sie gewisses Interesse findet, aber von einer Romanze kann man dabei überhaupt nicht reden.
Alles in allem ist „Die Entführung“ ein Buch, dass vor allem durch den Stil und die dadurch erzeugte Atmosphäre lebt. Erfahrene Leser höheren Alters mag das Buch sehr an die Endzeit-Filme der 1980er Jahre erinnern, die jüngere Generation dürfte sich eher von dem ungewohnt harten Szenario und der nüchtern handelnden Heldin angezogen fühlen, die in einer klassischen Geschichte um das Glück ihrer Familie kämpft.
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