Die Farben des Teufels (Autorin: Mary Hoffman)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Die Farben des Teufels von Mary Hoffman

Rezension von Christel Scheja

 

Bereits in ihrer phantastisch angehauchten „Stravaganza“-Trilogie erweis sich Mary Hoffman als große Kennerin der italienischen Kultur des Mittelalters und der Renaissance. Wurden damals noch Kinder aus der Jetztzeit in eine mittelalterliche Paralellwelt entführt, um ein bestimmtes Schicksal zu erfüllen, bleibt die Autorin in „Die Farben des Teufels“ gänzlich dem frühen vierzehnten Jahrhundert verhaftet.

 

Im Jahre 1316 gestalten kunstfertige Maler, unter ihnen Simone Martini, die Wände der Kathedrale von Assisi mit aufwendigen Fresken aus. Die Farben stellen sie nicht alle selber her, sondern beziehen sie aus nahegelegenen Klöstern.

Dort gibt es richtige Farbwerkstätten, in denen sich eine ganze Schar von Mönchen oder Nonnen und ihre Novizen der aufwendigen Arbeit widmen, denn nicht alles ist schnell hergestellt, sondern bedarf eines langwierigen Vorbereitungsprozesses.

Im kleinen Städchen Giardinetto widmen sich gleich zwei Ordensgemeinschaften dieser Arbeit: Die Franziskaner und die Schwestern der armen Klarissen. Zu ihnen stoßen in diesem Jahr zwei junge Menschen, die noch nicht ahnen, dass das Schicksal sie bald zusammen führen wird.

Da ist einmal Silvano, der einzige Sohn einer adligen Familie. Er muss bei den Mönchen Schutz suchen, weil er in seiner Heimat Perrugia fälschlich des Mordes an einem reichen Schafzüchter verdächtigt wird, nur weil er dessen hübscher und junger Ehefrau den Hof gemacht hatte. Er hofft dort der Anklage und dem Gericht zu entgehen, bis der wahre Mörder gefunden ist. So lange hilft er in der Farbenwerkstatt des geheimnisvollen Bruder Anselmo aus, der offenbar selbst eine tragische Geschichte zu verbergen hat..

Zu den armen Klarissen wird die junge Chiara gebracht. Da ihr Bruder keine Mitgift für sie aufbringen kann, will er sie auf diese Art und Weise los werden, auch wenn das Mädchen gar keine Berufung für das geistliche Leben spürt. Auch sie wird durch ihr Geschick bei der Farbenherstellung der Nonnen eingebunden und lernt nebenher auch die anderen Seiten des Lebens durch die Erzählungen zweier Witwen kennen.

Doch kaum haben sich Silvano und Chiara eingelebt, wird ein Kaufmann im Kloster erdolcht. Mönche und Nonnen sind in Aufruhr, denn nur einer von ihnen kann die Tat begangen haben. Und das ist nur der Auftakt zu weiteren unerklärlichen Todesfällen, die nun auch die Mönche und das Klosterleben in Gefahr bringen ...

Es ist an Silvano, sich von dem aufkeimenden Verdacht rein zu waschen und den wahren Mörder zu finden.

 

Man merkt sehr deutlich, dass sich Mary Hoffman sehr intensiv mit dem italienischen Mittelalter beschäftigt und recherchiert hat. Man fühlt sich geradezu in das vierzehnte Jahrhundert zurück versetzt, kann die Glaubenswelt und das Verhalten der damaligen Menschen gut nachvollziehen. Es gelingt ihr auch Dinge, die für moderne Menschen nicht mehr ganz verständlich sind, glaubwürdig und einfühlsam zu vermitteln, vor allem was die Stellung der Frau in der Gesellschaft angeht..

Dazu kommt eine spannende Handlung, die sich wie in der „Name der Rose“ langsam aufbaut und immer wieder auf falsche Fährten lockt, bis der wahre Mörder überraschenderweise sein Gesicht und seine Motive enthüllt. Und romantische Naturen bekommen auch eine sanfte und harmonische Liebesgeschichte präsentiert.

In einem ausführlichen Nachwort erklärt die Autorin zudem, welche schriftstellerischen Freiheiten sie sich erlaubt hat, und welche Elemente ihres Buches tatsächlich auf historischen Tatsachen beruhen. Sie rundet damit die Lektüre ab.

 

Zwar erfüllt „Die Farben des Teufels“ die ungeschriebenen Richtlinien des Jugendromans und ist nicht brutaler erzählt als es sein muss, bietet aber auch erwachsenen Lesern durch seine atmosphärische Schilderung und den komplexen Hintergrund Lesevergnügen.

Der Roman bewegt sich jenseits von Kitsch und übertrieben plakativen Beschreibungen von Sex, Gewalt und allgemeinen Vorurteilen über das späte Mittelalter.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403280341335839586b
Platzhalter

Buch:

Die Farben des Teufels

Autorin: Mary Hoffman

gebunden, 351 Seiten

cjb, erschienen August 2007

ISBN: 978-3-570-13341-5

Übersetzung aus dem Englischen von Eva Riekert

Titelbild von Carol Lawson

ab 12

Erhältlich bei Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 09.08.2007, zuletzt aktualisiert: 22.09.2023 13:45, 4665