Die Feuer der Inquisition (Autorin: Kage Baker; Zeitstürme Bd.1)
 
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Die Feuer der Inquisition von Kage Baker

Reihe: Zeitstürme Bd.1

Rezension von Carina Schöning

 

„Die Feuer der Inquisition“ ist zugleich der Debütroman der Amerikanerin Kage Baker als auch der Auftakt der Reihe „Zeitstürme“. Erstmalig 2001 in der Allgemeinen Reihe des Heyne Verlags erschienen, wurde nun der Roman neu überarbeitet und mit hübscherem Cover in einer modernern Version neu aufgelegt.

 

Die junge Spanierin Mendoza wird 1541 im Alter von vier Jahren von ihrer eigenen Mutter für wenige Silberstücke an eine Fremde verkauft und gelangt zufälligerweise in die Hände der gefürchteten, spanischen Inquisition. Da sie weder weiß woher sie kommt oder wie ihr Geburtsname ist, vermuten die Priester, dass sie jüdisch ist und wollen sie mittels Folter zu einem Geständnis zwingen. Der junge Gelehrte Joseph nimmt sie in einem unbeobachteten Moment zur Seite und versteckt sie in einer komisch aussehenden Höhle. Zusammen mit anderen Kindern aus aller Welt wird sie dann in einem Raumschiff zu einer Forschungsstation in Australien gebracht und dort ausgebildet. Erst nach und nach bemerkt das verschüchterte Mädchen was hinter dem Ganzen steckt.

 

Im 24. Jahrhundert ist es den Wissenschaftler der ominösen Dr. Zeus Company endlich gelungen ein funktionierendes Verfahren für Zeitreisen zu entwickeln. Die so genannten Immortalen wurden mittels Modifikationen von Körper und Geist hergestellt und in die Vergangenheit geschickt. Dort können sie zwar nicht den Lauf der eigentlichen Geschichte ändern, aber sie können vor bestimmten Ereignissen eingreifen und so zum Beispiel undercover die Bücher abkopieren bevor eine Bibliothek in Flammen aufgeht oder aber kurz vor dem Aussterben einer Tierart ihr Proben entnehmen und sie im Labor nachzüchten. So ist es im Laufe der Zeit der Dr. Zeus Company gelungen nicht nur Wissen und Macht anzuhäufen, sondern auch eine Menge Geld.

 

Mendoza wird nach ihrer Umwandlung zur Immortalen mit dem Spezialgebiet Botanik erstmal zur Akklimatisierung ins alte Europa von 1554 geschickt. Zusammen mit einem kleinen Team soll sie erst in Spanien eine Scheinexistenz aufbauen und dann nach England gehen. Dort besitzt Sir Walter Iden in Kent eine große Sammlung an exotischen Pflanzen und Kuriositäten. Das Team muss nun erstmal sein Vertrauen gewinnen und dann schnellstens die Pflanzen untersuchen und katalogisieren, denn Spanier sind zur Zeit der Religionskriege nicht gerade beliebt bei den Engländern. Die Hochzeit des spanische König Philip II. mit Mary Tudor von England steht kurz bevor und das anfangs protestantische Volk soll plötzlich wieder per Gesetz katholisch werden. Zusätzlich macht Mendoza den klassischen Anfängerfehler und verliebt sich in den Buchhalter von Sir Walter, den hübschen Lutheraner Nicolas Harpole. Dass eine Beziehung zwischen Unsterblichen und Sterblichen nicht gut gehen kann, muss Mendoza nun während ihrem Einsatz am eigenen Leib erfahren.

 

„Die Feuer der Inquisition“ ist eine Mischung aus Science Fiction und Liebesgeschichte vor historischem Hintergrund. Im Mittelpunkt stehen ganz klar die romantischen Liebeleien zweier Personen, die nicht zusammen sein können und dürfen, was bei den Hardcore Science Fiction Fans sicherlich für verdrehte Augen sorgen dürfte. Anfangs recht spannend und interessant erzählt, wird die Beziehung zwischen Mendoza und Nicolas im Mittelteil zunehmend schmalziger und kitschiger. Dass der Roman dabei zwangsläufig nicht das Niveau einer einfachen Historical-Schmonzette vom Bahnhofskiosk erreicht, liegt vor allem an dem lockeren und humorvollen Sprachstil der Autorin: Mendoza erzählt die Geschichte ihrer ersten Liebe rückblickend als Bericht und spart dabei auch nicht mit kritischen oder ironischen Kommentaren dazu. Sie war halt damals jung und naiv und hat es im Eifer der Jugend einfach nicht besser gewusst. Ihre Kollegen, allen voran ihr damaliger Retter Joseph hat sie sogar dazu ermuntert mit dem Mortalen ins Bett zu steigen. Dass es mit dem Tod von Nicolas endet, wollte der verliebte Teenager damals einfach nicht wahrhaben.

Der Science Fiction Anteil in dem Roman hält sich leider insgesamt eher in Grenze. Der Hintergrund und die Machenschaften der geheimnisvollen Dr. Zeus Company werden nur angeschnitten und zu viele Fragen bleiben einfach offen. So wird viel Potenzial verschenkt, obwohl gute Ansätze vorhanden sind. Dafür legt die Autorin mehr Wert auf den historischen Hintergrund und die Lebensweise der Bürger. Witzig ist die Idee mit dem „Radio Renaissance“, das die Immortalen mit den News über die neuesten politischen oder gesellschaftlichen Entwicklungen unterhält.

Am Schluss endet der Roman dann mit einem klassischen Cliffhanger: Mendoza bekommt ihren anfänglichen Wunsch erfüllt und darf nach Amerika zu Zeiten der Mayas. Was dort passiert, wird in der angekündigten Fortsetzung „Die Ufer der neuen Welt“ erzählt werden.

 

Insgesamt ist „Die Feuer der Inquisition“ ein mäßig spannender Science Fiction/ Historien/ Liebes-Roman, der sich eher an die weibliche Leserschaft richtet. Wer sich auf das ungewöhnliche Experiment einlässt, bekommt kurzweilige Unterhaltung mit einem Schuss Romantik präsentiert. Trotz der Schwächen der einfallslosen Story und der eher stiefmütterlich behandelte Science Fiction Hintergrund kann der Roman durch sympathische Figuren und Sprachwitz unterhalten.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404231958160381ece2
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Die Feuer der Inquisition

Reihe: Zeitstürme Bd.1

Autor: Kage Baker

Broschiert: 496 Seiten

Verlag: Heyne TB (1. November 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3453523504

ISBN-13: 978-3453523500

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 25.11.2007, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 5352