Iron Man Bd. 1 | enthält US Invincible Iron Man 1-4
Rezension von Christian Endres
Im vergangenen Kinojahr wurde Iron Man mit einem mächtig gut aufgelegten, groß aufspielenden Robert Downey jr. in der Hauptrolle der Überraschungserfolg an den Kinokassen: Sensationelle 582 Mio. Dollar spielte Jon Favreaus High-Tech-Märchen um den Waffenindustriellen, Playboy und Superhelden in Superrüstung Tony Stark weltweit ein – ein ohne Frage beachtliches Ergebnis für einen von Stan Lee auf den Weg gebrachten Marvel-Helden, der die Jahre davor im Niemandsland der Heftverkaufscharts herumdümpelte und trotz sündhaft teurer Rüstung und allerhand Potenzial in der Charakteristik eigentlich kein Schwein mehr interessierte.
Mit dem Civil War – dem Bürgerkrieg im Marvel Universum, in dem Held gegen Held antrat – wurden Tony Starks Charakter, aber auch seine Rolle und sein Standing innerhalb der Heldenriege neu definiert, während der Erfolg des grandiosen Kino-Blockbusters im Sommer 2008 den Fokus so sehr auf den rotgoldenen Rächer legte, dass Marvel USA dem werten Mr. Stark – inzwischen nicht nur superreicher, trocken gelegter Dandy oder von einer neuen Art der Symbiose mit seiner Rüstung verbunden, sondern auch verantwortungsbewusster Director von S.H.I.E.L.D., – eine zweite regelmäßige eigene Heftreihe spendierte. Nach diversen Flügen in Monster- und 100%-Bänden startet Iron Man nun erstmals seit der Wiedergeburt der Helden-Ära wieder in einem eigenen Format bei Panini durch, wo man Matt Fractions und Salvador Larrocas US Invincible Iron Man in dünnen Tradepaperbacks und jeweils ca. vier Monaten Abstand und genauso vielen Originalheften im Sammelband veröffentlicht.
Matt Fraction ist so etwas wie der neue Stern am Superhelden-Autorenhimmel. Auch wenn er seine Punisher War Journal-Serie zuletzt ordentlich an die Wand gefahren hat – an Invincible Iron Man zeigt er (wie zuvor schon an Immortal Iron Fist), wieso man aller Wahrscheinlichkeit nach noch mit ihm als Schreiber von guter Superheldenkost rechnen darf. Ihm gelingt im vorliegenden Band das Kunststück, zwei grundverschiedene Zielgruppen zu bedienen: Profis und Amateure.
Zum einen also die eingefleischten Marvelianer, die mit der aktuellen Situation um das stark politisierte MU und Starks Entwicklung zum streitbaren Leader bestens vertraut sind – zum anderen aber auch Leser, die sich vielleicht erst durch den Kinofilm zu Iron Man hingezogen fühlen und die Nummer 1 einer neuen Serie da recht verlockend finden. Und so lange Fraction sowohl die gültige Marvel-Kontinuität mit all ihren Facetten um die Initiative und Co. berücksichtigt, als auch Namen wie Pepper oder Stane auf den Tisch bringt, kommen am Ende alle gemeinsam auf ihre Kosten.
Zumindest alle, die damit Leben können, dass der spanische Zeichner Salvador Larroca trotz moderner Hochglanzoptik und einiger sehr schöner Seiten und Posterkörper zwischenrein immer wieder heftige Aussetzer bei den Gesichtern hat.
Nichtsdestotrotz: Hinter dem fetzigen Cover von Brandon Peterson verbirgt sich ein Iron Man für alle Gewichtsklassen – und einer, der zwischen Action mit Kampfrüstungen und Robotern und einem zweifelnden Mogul zwischen Genie und tiefen, tiefen Abgründen höllisch Laune macht.