Die geheimnisvolle Burg - Das schwarze Auge 2
 
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Die geheimnisvolle Burg

Reihe: Das schwarze Auge, Folge 2

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Der herumstreunende Gerrick Treublatt gelangt ins Dorf Sichelbronn. Die Einwohner wollen nichts mit Fremden zu schaffen haben, sieht man vom naiven und schüchternen Außenseiter Jost Bochsen ab. Gerrick findet die Burg sehr interessant – er würde gerne mal jemanden kennenlernen, der für reiche Leute arbeitet und versucht so Jost zu überreden ihn mit zur Küchenmagd Alwen zu nehmen. Doch Jost weigert sich und wird nervös. Prompt werden die beiden von der zornigen Wirtin heraus geworfen. Gerrick überrascht das Verhalten der Wirtin. Jost erzählt ihm, dass seit der neue Burgherr eingezogen ist, Leute verschwinden – es geht dort um. Weiter erzählt er, dass wenn er Angst habe, dann passieren ihm seltsame Missgeschicke, darum meiden ihn die Leute. Aber er wäre gerne ein Held, dann würden ihn alle bewundern. Gerrick hat eine Idee: Warum löst man nicht das Geheimnis der Burg? Widerwillig stimmt Jost zu. Unterdessen kommen Arba und Muraco ins Dorf. Die Hexe und der Söldner reisen inkognito und in geheimer Mission – ihr Ziel ist ebenfalls die Burg.

 

Die geheimnisvolle Burg ist wie schon Das Tor in die Vergangenheit, der erste Teil der Reihe, vom Plot her ein typisches Rollenspielabenteuer und zwar ein klassischer Dungeoncrawl (für die Nicht-Rollenspieler : Das Eindringen in einen geschlossenen Gebäudekomplex, gerne Unterirdisch, der von garstigen Wesen bewohnt wird, zum Zwecke der persönlichen Bereicherung und des Sammelns von Ruhm als Monstertöter).

Glücklicherweise hat die Autorin Daniela Knor sich hierbei weniger an bierernste Abenteuergeschichten als an pikareske Schurkenstücke orientiert. Zwar gibt es eine Reihe von klassischen Spannungsquellen wie blutigen Kämpfen, überstürzten Fluchten und dergleichen, also direkte Bedrohungen, die durch Action gelöst werden, und solchen, die eher durch Listen wie Einbrecherwerkzeug und einem Versteck im Schatten gelöst werden, doch das Hauptaugenmerk liegt auf Gerrick und Jost. Während Gerrick ein kleiner Dieb ist, der umherwandert und Leute beklaut, ist Jost ein großer, kräftiger Bursche, der aufgrund seines seltsamen Leidens sehr unbeliebt ist. Gerrick ist ein ironischer Spötter, nicht gebildet, aber gewitzt und mit einer guten Portion Bauernschläue versehen. Jost ist reichlich naiv und nimmt die Dinge wörtlich. Daraus entstehen natürlich einige komische Situationen – einer der köstlichsten Momente ist die Szene, als Jost einem Wächter ablenken soll – "Tisch' ihm einfach irgendein Märchen auf", oder Ähnliches wird Gerrick wohl geraten haben. Jost beginnt dann das Märchen von der vom Drachen entführten Prinzessin zu erzählen. Wenn der Hörer die richtige Stimmung mitbringt, funktioniert der Humor sehr gut.

Mit Hexe Arba und Söldner Muraco kommt noch ein wenig Ernsthaftigkeit herein, denn Arba geht gegen einen Schwarzmagier vor. Zu ernst ist dieser Handlungsstrang allerdings auch nicht, denn Muraco ist wie Gerrick ein Spötter, der mit viel Selbstironie zur Aufschneiderei neigt.

Wie die erste Folge, auf die übrigens in einem Nebensatz verwiesen wird – das nährt die Hoffnung, dass es in Zukunft eine engere Verknüpfung geben wird – bleibt auch in dieser einiges offen. Allerdings wird hier vielmehr wert auf eine nachvollziehbare Kausalität gelegt, was Die geheimnisvolle Burg in dieser Hinsicht zu einer wesentlich runderen Folge macht.

 

Gerade bei humorvollen Geschichten hängt das Gelingen aufgrund der Wirkung der Dialoge mehr als üblich von der Sprecherleistung ab. Hier wird gewissermaßen der Trend aus der vorigen Folge weiterverfolgt: Die meisten Sprecher dürften im Rahmen des Hörspiels allenfalls aus anderen Lausch-Produktionen bekannt sein. Peter Groeger gibt mit gleich bleibender Leistung wieder den Sprecher, Martin Wolf (Gerrick), Konradin Kunze (Jost) und Dorothea Hagen (Wirtin und Alwen) hatten Rollen bei Hellboy, Philipp Otto (Muraco) bei Drizzt – und von den genannten waren einige auch schon bei Die Schwarze Sonne zu hören oder gar jenseits von Lausch, wie etwa Wolf, der in Sebastian Dark eben jenen spricht. Einzig Nina Müller (Arba) ist mir als Hörspielsprecherin unbekannt. Ihre Leistung ist denn auch die schwächste: Sie klingt mitunter etwas gekünstelt, so als würde sie nicht mit Muraco sprechen, sondern Philipp Otto etwas vorlesen. Die anderen sind deutlich besser, auch wenn sie zuweilen etwas überziehen – Gerrick ist zu aufgeräumt, Jost zu stockend und Muraco klingt bei raschen Wechseln, als würde er die Situation überhaupt nicht ernst nehmen. Doch weder bei Müller noch bei den anderen kommt dieses häufig vor oder würde es sonderlich stören, denn der Schwung gleicht dieses mühelos wieder aus. Das hatte beim letzten Hörspiel gefehlt – hier sind die Sprecher mit viel Spaß bei der Sache und das überträgt sich auf den Hörer. In diesem Zusammenhang gibt es noch eine Eigentümlichkeit: Es gibt ein paar Dialoge zwischen Haupt- und Randfiguren, bei denen die Randfiguren seltsam kontextlos klingen, so als sollten Text und Betonung auf möglichst viele Fälle passen. Der geneigte Hörer mag selbst entscheiden, ob dieses nun negativ zu bewerten oder als Anspielung an Computerrollenspiele aufzufassen ist.

 

Das führt uns zur Musik: Diese ist wie beim ersten Teil ein Mischung aus 'mittelalterlicher' Musik – was vor allem an den verwendeten Instrumenten liegt – und Filmmusik; eben damit erinnert sie an Musikstück aus den DSA-Computerrollenspielen. Generell ist die Untermalung durchaus gelungen, nur in dramatischen Situationen, wenn die Musik sich in den Vordergrund drängt, wünschte man sich etwas mehr Vielfalt.

Die Untermalung mit Geräuschen ist wiederum recht unauffällig. Wie bei der letzten Folge gilt auch hier, dass es wohl besser wäre, ließe man sie häufiger für sich stehen – die meisten Hörer werden sicherlich auch so erkennen, worum es geht. Leider hat man stattdessen wieder die Figuren viele Wahrnehmungen und Handlungen kommentieren lassen; der schon erwähnte Schwung, mit dem sie Vorgetragen werden, tröstet aber über diese altmodische Inszenierung hinweg.

 

Fazit:

Der unternehmungslustige Streuner Gerrick überredet den naiven und zaghaften Außenseiter Jost dazu, bei Nacht einmal zu erkunden, warum so viele Leute aus dem Umfeld des reichen Burgherren verschwinden. Die geheimnisvolle Burg ist ein actionreicher Dungeoncrawl mit zwei pikaresken Schurken; vor allem die mit Elan agierenden Sprecher machen das Hörspiel zur guten Unterhaltung für Freunde leichter Fantasy.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329095555765671e7
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Titel: Die geheimnisvolle Burg

Reihe: Das schwarze Auge, Folge 2

Produzent: Lausch – Phantastische Hörspiele

Label: Europa

Sprecher (Auswahl): Peter Groeger, Martin Wolf, Konradin Kunze, Nina Müller, Philipp Otto, Dorothea Hagena

Erschienen: September 2008

Umfang: 1 CD, ca. 50 min

Asin: B001CGTZZC

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 24.11.2008, zuletzt aktualisiert: 24.03.2024 10:01, 7816