Die Geisha (Autor: Arthur Golden)
 
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Die Geisha von Arthur Golden

Rezension von Christoph Fischer

 

Kurz vor Weihnachten 2005 saß ich im Kino und wartet auf den Hauptfilm. Im Vorprogramm lief die übliche Werbung und ich unterhielt mich eher mit meinen Freunden als nach vorne zu schauen. Doch dann plötzlich verstummte ich wie so viele im Kino und unser aller Augenmerk war gespannt auf die Kinoleinwand gerichtet. Dort lief in exotisch-bunten und opulenten, fast schon verschwenderisch-schönen Bildern ein Trailer. Jedes Bild wirkt dabei wie eine künstlerische Komposition aus bunten Farben und anmutiger Bewegung. Welchen Hauptfilm ich eigentlich damals sah, weiß ich jetzt schon nicht mehr. Doch der Trailer blieb mir unvergessen. Bereits ein paar Tage später kaufte ich mir bei der nächsten Gelegenheit den dazu gehörigen Roman – „Die Geisha“.

 

Japan zu Beginn der 30er Jahre: Mit ihrer bettelarmen Familie lebt die neunjährige Chiyo in einem kleinen Fischerdörfchen. Als ihre Mutter im Sterben liegt, verkauft der Vater Chiyo und ihre Schwester in das Vergnügungsviertel Gion der alten Kaiserstadt Kyto in der Hoffnung, dass seine Kinder dort ein besseres Leben führen können. Bei der Ankunft in Kyoto werden die beiden Mädchen aber getrennt: Chiyo kommt in ein Okiya, ein Geisha-Haus, die Spur ihrer Schwester verliert sich.

Unangefochtener Star der Okiya ist die faszinierend schöne, aber genauso unglaublich launische Geisha Hatsumomo. Sie ist bei den Herren in Gion sehr beliebt und bringt daher für die Okiya viel Geld ein. Als Chiyo erfährt, daß ihre Schwester in ein Bordell verschleppt wurde, plant sie die Flucht. Diese scheitert aber kläglich und sie wird in die Okiya zurückgebracht. Dort wird ihre Ausbildung zur Geisha beendet und fortan muß sie als Dienerin weiterarbeiten. Anderthalb Jahre ist sie nun den Demütigenden Hatsumomo schutzlos ausgeliefert.

Als Chiyo sich eines Tages bei einem zufälligem Treffen auf offener Straße unsterblich in einem Geschäftsmann verliebt, erkennt sie, dass ihr altes Leben unwiderruflich vorbei ist. Um nun ihrer großen Liebe Nahe zu kommen gibt es für sie nur eine Möglichkeit, sie muß eine Geisha werden. Doch dem steht so einiges im Wege, allen voran Hatsumono, die es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht hat Chiyo das Leben zur Hölle zu machen...

 

Arthur Golden, der Author von „Die Geisha“, wurde 1957 in Tennessee geboren. Er studierte japanische Geschichte und verbrachte mehrere Jahre in Japan. Heute lebt Arthur Golden mit seiner Frau und zwei Kindern in Brooklone, Massachusetts. Der Roman „Die Geisha“ ist sein erstes Buch, zu dem ihn eine alte Geisha inspirierte, welche eine gute Freundin seiner Großmutter war. Das Buch stand in zahlreichen Ländern monatelang auf der Bestsellerliste. Nun wurde der Weltbestseller auch von Hollywood verfilmt. Mit Youki Kudoh (Schnee, der auf Zedern fällt), Gong Li (Die rote Laterne), Ken Watanabe (Last Samurai) und Ziyi Zhang (Tiger & Dragon) in den Hauptrollen, und von Rob Marshall (Regisseur von Chiccago) in Szene gesetzt, kann der Roman Ende Januar 2006 auch hierzulande auf der Kinoleinwand bewundert werden.

 

Die amerikanische Originalausgabe erschien 1997 unter dem Titel „Memories of a Geisha“ bei Alfred A. Knopf, New York. Die deutschsprachige Ausgabe erschien ein Jahr später bei C. Bertelsmann Verlag, München. Rechtzeitig vor dem deutschen Filmstart brachte der btb Verlag eine Sonderausgabe mit passenden Cover zum Kinoplakat heraus, welche als Grundlage für diese Rezension diente. Inhaltlich unterscheidet sie sich aber nicht von den vorherigen Ausgaben.

 

Fazit:

Arthur Golden gelingt mit „Die Geisha“ ein faszinierend schöner Einblick in eine Welt, welche uns Europäer wohl immer verschlossen bleiben wird. Obwohl der Leser bereits zu Beginn durch das Vorwort weiß, dass Chiyo später mal zu einer der bedeutendsten Geishas von ganz Japans werden wird, fragt man sich immer wieder zusammen mit Chiyo angstvoll was wohl die nächste Gemeinheit von Hatsumono sein wird.

Dabei lernt der Leser ganz nebenbei einiges über das Leben, die Ausbildung und die Traditionen einer Geisha. So erfährt man beispielsweise, dass zu Beginn der eigentlichen Ausbildung jeder Lerngeisha eine erfahrene Geisha zur Seite gestellt wird, wobei das nun herrschende enge Verhältnis zwischen diesen eher an Schwestern erinnert. Deswegen wird die Auszubildende auch als „junge Schwester“ und die Lehrende als „ältere Schwester“ bezeichnet. Weiterhin wird das Bild vieler Europäer, eine Geisha sei so etwas wie eine Edelhure, von Arthur Golden ins rechte Licht gerückt. Zwar kommt es vor, dass eine Geisha mal einem Mann ihre Gunst schenkt, doch dies ist nicht ihre eigentliche Aufgabe, geschweigeden hätte sie es nötig. Hauptsächlich unterhalten sie als „Gesellschafterin“ bei Geschäftsessen, „Parties“, Ausflügen oder Theaterbesuchen die Anwesenden. Das Wort Geisha kann daher auch am ehesten mit Künstlerin oder eine Person, die mit ihrer Kunst ihren Lebensunterhalt verdient, übersetzt werden.

Gleich den Gefühlen, welche eine Geisha durch ihren Gesang, den japanischen Tanz oder dem Spiel auf dem Shamisen ausdrückt, vermittelt der Roman von Arthus Golden all die schönen, aber auch tragischen Momente im Leben. Letztendlich geht es um Verluste, das Gefangen sein in festen Strukturen in denen kein Platz für die eigenen Gefühle ist und die Hoffnung trotz aller Widerstände trotzdem seine Ziele zu erreichen, egal wie unerreichbar sie gerade erscheinen. Für mich war „Die Geisha“ ein phantastischer Roman, den ich innerhalb kürzester Zeit verschlungen habe.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425194539e1aa327e
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Buch:

Die Geisha

Autor: Arthur Golden

Übersetzt von: Gisela Stege

Taschenbuch

576 Seiten

Verlag: btb Verlag

Erschienen: Dezember 2005

ISBN: 3-442-73522-X

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 16.01.2006, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 1760