Die Insel des Dr. Moreau
 
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Die Insel des Dr. Moreau

Rezension von Ingo Gatzer

 

Der Pazifische Ozean im Jahr 1896: Nachdem ihr Schiff untergegangen ist, scheint Elli Prendick Glück im Unglück zu haben. Denn Wind und Wellen spülen ihr Rettungsboot auf eine zwar abgelegene, aber dennoch bewohnte Insel, auf der sie sogar eine ärztliche Behandlung erhält. Doch bald erfährt sie, dass hier der berüchtigte Dr. Moreau lebt. Dessen Experimente übersteigen ihre schlimmsten Befürchtungen.

 

Dieser Plot dürfte Phantastikfans bekannt vorkommen. Die Insel des Dr. Moreau veröffentlichte Herbert George Wells – der durch Werke wie Die Zeitmaschine und Der Krieg der Welten Bekanntheit erlangte – nämlich bereits im Jahr 1896. Ted Adams und Gabriel Rodriguez haben das Werk des Schriftstellers aber nicht nur als Graphic Novel adaptiert, sondern auch modifiziert und modernisiert. So entsteht durch das Weglassen der ursprünglichen Herausgeberfiktion eine stärkere Unmittelbarkeit. Auch die Veränderung der Hauptfigur ist grundsätzlich gelungen. Statt des Privatiers Edward Prendick steht nun die Biologin Elli Prendick im Mittelpunkt und erlebt das Geschehen aus ihrer Perspektive. Die ursprünglichen Stärken des Stoffs bleiben auch in der Adaption weitgehend erhalten. So haben die grundlegenden ethischen und moralischen Fragen – vor allem in Anbetracht der (bio-)wissenschaftlichen Entwicklung – auch rund 125 Jahre nach der Erstveröffentlichung nichts von ihrer Aktualität verloren. Allerdings sind nicht alle Veränderungen positiv. Das gilt vor allem für das Ende, das im Original von H. G. Wells überzeugender wirkt.

 

Über die moralischen und ethischen Implikationen hinaus kreieren Ted Adams und Gabriel Rodriguez auf Basis der Vorlage eine packende Story. Dabei nutzen sie immer wieder geschickt die Möglichkeiten des Mediums Comic. Das ist etwa der Fall, als sich Elli Prendick an den Namen »Dr. Moreau« erinnert und sie gleichzeitig entsprechende fragmentarische Zeitungsberichte in Bildform präsentieren. Zudem schaffen sie geschickt eine unheimliche Atmosphäre – etwa indem sie das von Schatten eingehüllte Gesicht von Dr. Moreau präsentieren oder den Fokus schon früh auf die allzu behaarte Hand des Dieners richten. Überhaupt sind die Zeichnungen sehr ansprechend und wissen durch ihre Detailtreue sowie das gelungene Design von Figuren und Kreaturen zu gefallen.

 

Comicfans sind über Bonusmaterial meistens dankbar. Der Bonusteil von »Die Insel des Dr. Moreau« hinterlässt allerdings einen bestenfalls zwiespältigen Eindruck. Neben Skizzen, Informationen zu den Machern und einer spannend zu lesenden Unterhaltung zwischen beiden Künstlern, enthält dieser nämlich noch einmal sämtliche Panels in Form der originalen Bleistiftzeichnungen von Gabriel Rodriguez. Dadurch ist der Bonus länger als die eigentliche Geschichte. Ein oder zwei Seiten mit diesen Zeichnungen in Blau und Weiß wären als Illustration hier wohl mehr als ausreichend gewesen. Stattdessen ist die eigentliche Lektüre nach nicht einmal der Hälfte der Seiten des Bandes bereits beendet. Leider spiegelt sich der größere Seitenumfang auch im Preis des Comics wieder. Hier wäre weniger mehr gewesen.

 

Fazit

Die Comic-Adaption des Klassikers »Die Insel des Dr. Moreau« kann grundsätzlich gefallen, wirkt aber leider durch den fragwürdigen Bonus ziemlich aufgebläht.

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Graphic Novel

Die Insel des Dr. Moreau

Autor: Ted Adams

Zeichner: Gabriel Rodriguez

gebundene Ausgabe, 116 Seiten

Panini, 7. Juli 2020

 

ISBN-10: 3741617520

ISBN-13: 978-3741617522

 

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weitere Infos:


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Erstellt: 04.10.2020, zuletzt aktualisiert: 21.03.2024 17:02, 19048