Die letzte Kolonie (Autor: John Scalzi; Krieg der Klone 3)
 
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Die letzte Kolonie von John Scalzi

Krieg der Klone Band 3

 

Rezension von Carina Schöning

 

„Die letzte Kolonie“ ist nach „Krieg der Klone“ und „Geisterbrigaden“ schon der dritte Teil der dunklen Zukunftsvision des amerikanischen Autors John Scalzi. Der spannende Military Science Fiction Roman spinnt die Ereignisse um John Perry und die Koloniale Union geschickt weiter und die angedeuteten Entwicklungen treten langsam aber sicher ein. Teil vier „Zoe´s Tale“ ist derzeit nur im Original erhältlich. Eine Übersetzung wird bei dem Erfolg der Reihe aber sicherlich schon geplant sein.

 

John Perry hat mittlerweile seine Dienstzeit bei der Kolonialen-Verteidigungs-Armee, kurz KVA beendet und sein Bewusstsein wurde wieder in einen menschlicheren Köper transferiert. Nun lebt er zurückgezogen als Verwalter in einer kleinen ländlichen Kolonie auf dem Planeten Huckleberry. Auch seine Lebensabschnittsgefährtin Jane Sagan hat sich nach den vielen Einsätzen und Kämpfen in der Geisterbrigade der KVA für ein Leben als Zivilistin entschlossen. Bei ihnen ist ihre junge Adoptivtochter Zoe. Nach dem Verrat ihres leiblichen Vaters Charles Boutin wird sie von den Obin regelrecht verehrt und hat auch zwei private Leibwächter an die Seite gestellt bekommen. Das Leben auf dem Land ist relativ einfach und außer ein paar kleinen Streitereien zwischen den Bauern zu schlichten gibt es nicht viel zu tun.

 

Doch Politik und Militär haben ganz eigene Pläne mit den beiden ehemaligen Soldaten. John und Jane sollen die Leitung einer neuen Kolonie übernehmen. Erstmals in der Geschichte der Menschheit hat die Koloniale Union erlaubt, dass Kolonien selbst eine Kolonie gründen. Davor wurde nur ausgiebig der Brutpool der Erde genutzt. Nun sollen jedoch zehn vollkommen verschieden Bevölkerungsgruppen auf dem Planeten Roanoke zu einer gemeinsamen Kolonie zusammenwachsen. Was sich so einfach und idyllisch anhört, stellt sich in der Realität als sehr schwierig heraus, da fast alle Kolonisten unterschiedliche Ansichten über Sozialstruktur und Religion haben. Einige wenige Aufrührer sehen sich selbst als Leiter der Kolonie und versuchen auf Biegen und Brechen Johns Autorität und Einfluss zu untergraben. Hinzu kommt, dass vor Ankunft auf dem Planten Roanoke der Skip-Antrieb nicht richtig funktioniert und das Raumschiff „Magellan“ zu einem unbekannten Planeten gelenkt wird.

 

Zusammen mit den ahnungslosen Kolonisten und der Crew des Raumschiffes sind John und Jane so mitten zwischen den Fronten der Politik geraten. Auf der einen Seite stehen die Menschen, die sich nach Lust und Laune Planeten zur Kolonisationszwecken nehmen, notfalls auch mit Gewalt und auf der anderen Seite die Konklave, ein Zusammenschluss von 412 mal mehr, mal weniger friedlichen Alienrassen. Unter der Leitung von General Tarsem Gau versucht die Konklave den stetig schrumpfenden Lebensraum besser zu kontrollieren. Jeder unerlaubten Kolonie wird Unterwerfung oder endgültige Vernichtung angeboten und bis auf wenige Ausnahmen schließen sich die Kolonisten meistens der Konklave an. Nur die rücksichtslosen Menschen wollen weder Lebensraum abgeben, noch sich der Konklave anschließen. Ein gefährlicher Hinterhalt ist für General Tarsem Gau und seiner Armada geplant und die neue Kolonie soll ausgerechnet den Lockvogel spielen.

 

„Die letzte Kolonie“ ist ein spannender Military Science Fiction Roman mit Action und Anspruch. Die abwechslungsreiche Handlung wird aus Sicht des Ex-Soldaten John Perry erzählt. Anfangs hat die kleine Kolonie mit den klassischen Problemen zu kämpfen: das Ökosystem entspricht nicht ganz dem Gewohnten, die hygienischen Bedingungen sind noch recht niedrig, Behausungen müssen aufgestellt und gesichert werden, Vorräte werden rationiert und langsam wächst die Gemeinschaft nach und nach auch zusammen. Unerwartete Komplikationen und kleine Zufälle sorgen für einen stetigen Anstieg der Spannung. Nach einem Angriff auf die Kolonisten durch eine unbekannte aber sehr intelligente Alienrasse, rückt dann mehr die Politik der KU in den Mittelpunkt der Handlung.

In bester Robert A. Heinlein Tradition beschreibt der amerikanische Autor in seiner düsteren Dystopie eine fortschrittliche Militärregierung, die weder Moral noch Ethik kennt. Menschleben werden im großen Kampf um Lebensraum gnadenlos aufs Spiel gesetzt und auch vor Gentechnik und Manipulation schreckt man nicht zurück. Das ganze Ausmaß dieser Politik erkennt man als Leser erst nach und nach. Denn der Hinterhalt für die Konklave funktioniert, aber niemand hat mit den Folgen der Täuschung und Demütigung gerechnet. So kommt es innerhalb der Konklave zu einem Machtkampf und einige der aggressiveren Alienrassen starten mit der Bombardierung der menschlichen Kolonien.

Im Vergleich zu den Vorgängerromanen wurden hier die Action- und Kriegsszenen im Hinblick auf den Hintergrund etwas zurückgeschraubt. Dafür können aber weiterhin die durchaus realistischen Figuren und das interessante Setting überzeugen. Die Darstellung ist gut gelungen und auch der ironische Humor des ersten Teils ist glücklicherweise erhalten geblieben. Hier sticht besonders Johns Assistentin Savitri mit ihren sarkastischen Kommentaren hervor.

Sprache und Erzählstil sind dabei weiterhin einfach und leicht verständlich gehalten und auch Einsteiger und Neuleser der Reihe können sich durch einen kurzen aber sehr humorvollen Rückblick leicht im Roman zurecht finden. Natürlich ist es für das Verständnis besser, wenn man die Vorgängerromane schon kennt. Kleiner Wermutstropfen ist jedoch der Schluss des Romans. Ohne viel verraten zu wollen, wird das Ende so sicherlich nicht jedem Leser gefallen.

 

Zusätzlich zum eigentlichen Roman gibt es „Sagans Tagebuch“ („The Sagan Diary“) als Bonusmaterial dazu. Zeitlich nach „Geisterbrigaden“ gelegen, berichtet Jane Sagan in kurzen tagebuch-ähnlichen Kapiteln über ihre Gedanken und Gefühle. Hier philosophiert sie mittels BrainPal über verschiedene Themen wie Freundschaft, Liebe oder auch Ängste. Für Fans der Reihe ist dies sicherlich interessant, aber man muss es nicht unbedingt gelesen haben.

 

Insgesamt ist „Die letzte Kolonie“ eine rundum gelungene Fortsetzung der spannenden und abwechslungsreichen Military Science Fiction Reihe. Dem Autor ist es gelungen temporeiche Actionszenen mit einem interessanten und durchaus glaubwürdigen Szenario zu verbinden. Sympathische Figuren und die richtige Menge Humor tun ihr übriges.

 

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Buch:

Die letzte Kolonie

Reihe: Krieg der Klone Band 3

Original: The last Colony, 2007

Autor: John Scalzi

Übersetzung: Bernhard Kempen

Heyne Verlag, 2008

Taschenbuch, 476 Seiten

 

ISBN-10: 345352442X

ISBN-13: 978-3453524422

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B004OL2UOU

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.07.2008, zuletzt aktualisiert: 10.03.2024 18:58, 7029