Die Magierin von Samantha Shannon
Reihe: Der Orden des geheimen Baumes Teil 1
Rezension von Christel Scheja
Der Orden des Geheimen Baumes ist das erste Werk der britischen Autorin Samantha Shannon, das auch ins Deutsche übersetzt wurde. Der Verlag hat sich dazu entschieden, den umfangreichen Roman in zwei Bücher aufzuteilen, die im Abstand von wenigen Monaten erschienen. Hier liegt nun die erste Hälfte unter dem Titel Die Magierin vor.
Vor über tausend Jahren tobte ein zerstörerischer Krieg zwischen Menschen und bestimmten Drachen. Damals gelang es, einen uralten finsteren Vertreter seiner Art in die Tiefen der Welt zu verbannen. Seither aber existiert eine Prophezeiung, dass dieses Monster seine Fesseln brechen und wieder zurückkehren würde.
Während sich die Menschen des Westens hinter strengen Regeln und ihrem Hass verschanzen und jeden Drachen bekämpfen, der sich in ihr Gebiet wagt, haben die des Ostens Freundschaft mit den schuppigen Wesen geschlossen und arbeiten mit ihnen zusammen. Und dann gibt es noch eine dritte Gruppe, die im Verborgenen agiert, denn sie hütet uraltes, anderenorts verlorenes Wissen über die wahre Magie der Welt.
Die junge Drachenreiterin Tané, Königin Sabran von Inys, die Teil einer düsteren Prophezeiung ist, der Gelehrte Niclays und nicht zuletzt Ead, die unter falschem Namen am Hofe von Inys dient und die Herrscherin beschützt, sind schon bald die wichtigsten Schachfiguren in einem Spiel alter Mächte nur daran arbeitet, die Rückkehr des namenlosen Drachen zu forcieren.
Wie in jedem epischen Fantasy-Roman arbeitet die Autorin auf gleich mehreren Handlungsebenen, zwischen denen sie immer wieder hin und her wechselt, um nicht nur die Hauptfiguren vorzustellen, sondern auch die Kulturen in denen sie leben. Erfahrene Leser werden erkennen, aus welchen Kulturkreisen sie sich dabei bedient, um nicht all zu viel erklären zu müssen. Denn ihr ist es wichtiger, sich auf den magischen Hintergrund und die Geheimnisse zu konzentrieren, die die Figuren umgeben.
Vergangenheit und Geschichte spielen eine wichtige Rolle, denn über die Generation ist das wahre Wissen vom den Sieg über den Drachen verloren gegangen und in falschen Erzählungen verwässert worden.
Das bietet aber auch viel Raum für nur all zu menschliche Intrigen, die nach einem verlangen – die ganz persönliche Macht zu erweitern oder den alten Status Quo zu bewahren. Dabei konzentriert sich die Geschichte zunächst auf die Drachenreiterin, die strenge Gesetze ihrer Heimat bricht, weil sie ahnt, dass genau das wichtig ist.
Auf der anderen Seite steht Ead, die sich als verborgene Magierin sehr vorsichtig bewegen muss, um nicht aufzufallen und in der Nähe ihrer Königin bleiben zu können.
Das Abenteuer erklärt sehr viel, die Action wird punktuell eingesetzt, denn der Autorin ist es wichtiger, die Geheimnisse schrittweise und logisch zu enthüllen. Dabei schlägt sie mit ihren Andeutungen und Hinweisen in den Bann.
Auch wenn die Handlung gemächlich voranschreitet und detailverliebt wirkt, so bleibt sie doch spannend und überrascht immer wieder mit der ein oder anderen Wendung, mit der man so nicht gerechnet hat. Romantische Herzen werden auch zufriedengestellt – wenn auch anders als erwartet – aber die Liebe spielt keine all zu große Rolle, ist nur manchmal eine wichtige Triebfeder.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, bieten ein paar Ecken und Kanten, jeder hat seine Stärken und Schwächen. Auch lässt sich gerade in diesem ersten Band nicht wirklich sagen, wer eigentlich gut und wer böse ist.
Fazit:
»Die Magierin« bietet den spannenden und vielschichtigen Auftakt zur Dilogie »Der Orden des Geheimen Baumes«. Man sollte nicht all zu viel Action erwarten, auch wenn das ein oder andere passiert, die Geschichte lebt allerdings vor allem durch den sorgfältigen Aufbau der Welt und des Hintergrunds, die interessante Magie und die eigenwilligen Hauptfiguren.
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