Druckversion: Die Masken des Dr. Faustus (Dorian Hunter 25)

Die Masken des Dr. Faustus

Reihe: Dorian Hunter 25

Hörspiel

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

In Amsterdam waren Rosqvana und Red Jong vernichtet worden und der Goldene Drudenfuß in die Hände des Hunter-Teams gelangt. Jetzt gilt es nur noch, an den Dämonendrilling heranzukommen. Doch die Schwarze Familie schläft nicht: Sie entsendet menschliche Schergen, um an das gefährliche Artefakt zu gelangen – oder steckt jemand anderes dahinter? Jedenfalls nimmt Olivaro Kontakt zu Hunter auf – angeblich will er Hunter vor sich selbst schützen. Und was ist mit der neuen Chefin? Seit Sullivan ausgeschaltet wurde, hat Bethany Bail das Kommando übernommen – und versucht gleich einen neuen Führungsstil, sehr zum Missfallen des Teams. In all diesem Chaos versucht Phillip immer wieder an den Drudenfuß zu gelangen – und Hunter erinnert sich Stück für Stück an ein vergangenes Leben: Nach seinem Leben als Juan Garcia de Tabera kämpfte er als fahrender Scholar Georg Rudolf Speyer gegen den Dämonendrilling. Als er in Toledo den Drudenfuß abholen wollte, stellte er fest, dass ein paar manipulierte Spielleute ihm zuvorgekommen waren. Er schloss sich den Ahnungslosen auf ihrem Weg nach Hassfurt an. Was soll dort geschehen? Was hat der grausige Prinz Athasar damit zu tun? Und wo steht Speyers alter Mentor Dr. Faust?

 

Die Masken des Dr. Faustus ist die erste Folge der Nach-Göllner-Ära. Wie soll es weitergehen? Erst mal mit großem Bombast. Diese Geschichte schließt im Showdown zwischen Hunter und Dämonendrilling. Doch vorher gibt es jede Menge Unwägbarkeiten – die auf drei CDs aufgeteilt wurden: 1. Mummenschanz, 2. Hassfurt und 3. Fastnacht. Im Wesentlichen gibt es zwei Handlungsstränge: Zum einen muss das Hunter-Team eine Attacke abwehren beziehungsweise die Konsequenzen ausbügeln; es ist grob ein Thriller. Zum anderen jagt Speyer den Drudenfuß nach und will herausfinden, was in Hassfurt geschehen soll; dies ist wiederum eine Mischung aus Abenteuer- und Rätselgeschichte. Verkomplizierend kommen zum ersten Strang noch die neue Chefin und der stets fragwürdige Olivaro hinzu, während im zweiten Strang der titelgebende Dr. Faustus auftritt – zwar scheint er auf die Vernichtung des Drillings bedacht, doch immerhin ist er ein Teufelsbündner. Spannungsquellen sind die üblichen: Ekel, Körperhorror, direkte Bedrohungen, aber auch der bekannte makabre Humor; in Speyers-Strang kommt noch die Frage hinzu, was in Hassfurt geschehen soll. All das geht gewohnt gut auf. Als sozusagen Meta-Spannungsquelle gibt es noch die Verknüpfung der beiden Stränge – immer wieder wird zwischen den Strängen gesprungen und zwar an Stellen, an denen sich die Stränge ganz erheblich gleichen. Das ist gut gemacht, leider ist mir die Auflösung der Verknüpfung zu schwach.

Alles in Allem ist das Script gut, den Strang um Speyer fand ich sogar sehr gut.

 

Geradezu erschlagen wird man von der Sprecherliste – das Booklet zählt fünfundvierzig Rollen auf. Das wird ein wenig durch den Umstand relativiert, dass einige Sprecher nur wenige Sätze sagen und das Hörspiel immerhin über zweihundert Minuten läuft, ist aber trotzdem eine stolze Anzahl. Mit dabei ist natürlich das gesamte Hunter-Team, soweit noch einsatzbereit: Thomas Schmuckert (Dorian Hunter), Frank Felicetti (Donald Chapman), Claudia Urbschat-Mingues (Coco Zamis), Frank Gustavus (Marvin Cohen), Tim Kreuer (Phillip Hayward), Regina Lemnitz (Martha Pickford) sowie Detlef Tams (Norman Winter), den ich bislang aufgrund seiner kleinen Rollen nicht beachtet habe. Neuzugänge sind Karin Rasenack (Bethany Bail) – die Schauspielerin hat man schon in den Hörspielreihen John Sinclair, Macabros und Larry Brand in kleineren Rollen hören können – und Christian Gaul (Leslie Mitton), der in der alten Lübbe-Reihe Edgar Allen Poe, John Sinclair und Team X-Treme zu hören war. Allesamt machen sie ihre Sache gewohnt gut (bzw. fügen sich nahtlos ein), auch wenn ich den Eindruck hatte, als würden Felicetti und Gustavus ein wenig weniger prägnant klingen. Ebenfalls Stefan Krause (Olivaro) ist wieder dabei; er tritt seit der Folge Kinder des Bösen immer mal wieder auf, seit Asmodis Ableben könnte man ihn sogar zur Stammbesatzung rechnen. Ronald Nitschke (Diego de Deza) ist den Hörern seit der Esmeralda-Doppelfolge bekannt. Hinzu kommen noch zahlreiche Neuzugänge, von denen ich zwei besonders hervorheben will. Zum einen den wohl am ehesten aus verschiedenen Werbespots bekannten Tilman Borck, der als Prinz Athasar ein paar Sätze sprechen darf und dabei schon von der Stimmlage schön grausam klingt – vielleicht tritt er in Zukunft ja in weiteren Hörspielen als Sprecher auf. Zum anderen Dieter Hallervorden – genau Palim-Palim-Didi – als Dr. Faust. Wer den Film Das Millionenspiel und die Köhler-Bande kennt, wird nicht ganz so überrascht sein, aber Hallervorden kann ganz ernsthaft spielen. Hier hebt er sich mit heller, klarer Stimme, in der ein Hauch Ironie mitschwingt, schön von den vielen knarzigen, markanten Stimmen ab. Eine gute Wahl – ich hoffe, dass Hunter/Speyer mehr von ihm hören.

Eine gute Performance der Sprecherriege, bei der man sich nur eines wünschen kann: Dass die Ausreißer nach oben etwas mehr Raum bekämen.

 

Während Dennis Ehrhardt gegenüber Marco Göllner eher eine Schippe drauf gelegt hat, nimmt er sich in der Inszenierung im Detail ein wenig zurück. Im Wesentlichen bleibt alles beim Alten: Es gibt keinen Erzähler, doch Hunter bzw. Speyer übernehmen gelegentlich dessen Funktionen – interessanterweise übernimmt Hunter zum Teil auch in Speyers-Strang. Geräusche werden wie immer nicht erläutert, dafür sehr dicht zur Untermalung verwendet. Bei den Musiken fällt eine Änderung auf: Es gibt mehr Zwischenstücke, die auch länger Dauern. Meines Erachtens wäre hier weniger mehr gewesen. Die Stücke selbst sind alle Hunter-düster, je nach CD geht es mal mehr in Richtung Industrial, mal mehr hin zum Metal. Hinsichtlich der Tonschichten bleibt Ehrhardt sehr zurückhaltend – Dialog und Geräuschkulisse sind die übliche Kombination, manchmal ersetzt die Musik die Geräusche, manchmal ergänzt sie sie – doch mehr als drei Tonschichten sind mir nie aufgefallen. Dafür gibt es Sprünge zwischen den Strängen, die mitten im Satz stattfinden – z. B. beginnt Hunter einen Satz, Speyer vollendet ihn. Das ist hübsch umgesetzt.

Insgesamt bleibt die Inszenierung auf hohem Niveau, auch wenn mir dort der Reiz des Neuen fehlt. Zudem ist sie im Rahmen der Serie recht unkompliziert.

 

Last but not least: Es gibt diesmal ein Booklet, dass es in sich hat – ein paar Worte zum Hörspiel, ein Interview mit Dieter Hallervorden, Andreas Meyers Gedanken zum Soundtrack „Hunteresque“ und die obligatorischen Angaben zu den Sprechern usw. Und natürlich „Hunteresque“ selbst – auf der CD finden sich neunzehn Stücke aus den verschiedenen Folgen, die bemerkenswert sind – wie Meyer beschreibt. Ein paar sehr schöne Extras.

 

Fazit:

Das Hunter-Team hat den Goldenen Drudenfuß – jetzt könnte man die Vernichtung des Dämonendrillings angehen, wenn die Schwarze Familie nicht zum Gegenschlag ausgeholt hätte. Zudem erinnert Hunter sich an sein Leben als Speyer, der ebenfalls den Drilling angegangen war – mit Hilfe des zwielichtigen Dr. Faust. So, das ist also das erste Hunter-Hörspiel der Post-Göllner-Ära. Die Fans können aufatmen, gravierende Änderungen gibt es nicht. Ehrhardt präsentiert ein spannendes, makabres Hörspiel, wobei er allerdings mehr Wert auf Bombast als auf Vielschichtigkeit legt. Ich bleibe gespannt, wie es mit der Reihe weitergeht.

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Hörspiel:

Die Masken des Dr. Faustus

Reihe: Dorian Hunter 25

Produzent: Dennis Ehrhardt

Regie: Dennis Ehrhardt

Folgenreich, August 2014

Umfang: 3 CD + Soundtrack-CD "Hunteresque"

Laufzeit: ca. 205 Minuten

 

ISBN: 978-3-95426-680-7

 

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Dorian Hunter 25.2: Die Masken des Dr. Faustus - Hassfurt,

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Sprecher

Thomas Schmuckert

Tim Knauer

Dieter Hallervorden

Frank Gustavus

Frank Felicetti

Claudia Urbschat-Mingues

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032815202122658c48
, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05