Die Musketiere, Staffel 1 (DVD; Abenteuer; FSK 12)
 
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Die Musketiere, Staffel 1

Rezension von Christel Scheja

 

Zu den wohl am meisten verfilmten Abenteuerroman-Klassikern gehören wohl die Werke von Alexandre Dumas. „Die Musketiere“ beinhalten all das, was eine Geschichte groß macht, Drama und Intrigen, Kämpfe um Liebe und Macht, aber auch düstere Geheimnisse.

Hier trifft die ehrenhafte Ritterlichkeit alter Zeiten auf das strategische Denken eines Politikers der Neuzeit, der auch dazu bereit ist, für das Wohl seines Staates über Leichen zu gehen. Kardinal Richelieu mag dadurch zum Prototypen des Antagonisten, der wohl wissend Böses tut, um Gutes zu erreichen.

 

Im Jahr 2014 nahm sich die BBC des Stoffes erneut an und benutzte Figuren und Motive der Romane für ihre neue Abenteuerserie „Die Musketiere“. Da die erste Staffel außergewöhnlich erfolgreich war, gibt es inzwischen eine zweite Staffel. In Deutschland ist nach der Ausstrahlung in der ARD nun endlich die erste Staffel auf DVD und Blu-Ray erschienen.

 

Der junge gascognische Adlige D' Artagnan ist mit seinem Vater auf dem Weg nach Paris, um sich bei den Musketieren des Königs vorzustellen und vielleicht dort aufgenommen zu werden. Auch der alte Mann hat einst dort gedient und hofft, das sein alter Freund Captain Treville seine Bitte erfüllen wird.

Aber es kommt anders als gedacht. Als sie in einer Herberge einkehren, um sich von der anstrengenden Reise im Regen zu erholen, kommt es zum Streit und ein Unbekannter erschießt D'Artagnans Vater. Er versucht diesen zwar umgehend zu rächen, aber der Mörder entkommt. Das einzige, was er heraus findet ist, dass der Mann Athos heißt und offensichtlich ein Musketier des Königs ist.

Nun hält den jungen Mann nichts mehr – er reitet umgehend nach Paris, um den Mörder zu stellen und muss mit Erstaunen feststellen, dass dieser ihn weder erkennt noch weiß, wovon er redet. Trotzdem fordert er Athos zum Duell heraus…

Damit wird er unwissentlich in Intrigen mit hinein gezogen, die schon seit längerem toben. Denn Kardinal Richelieu, seines Zeichens die graue Eminenz hinter dem Thron, versucht den König nach seinem Willen zu lenken und damit Frankreich zu der Größe zu führen, die es seiner Ansicht nach verdient. Dabei handelt er nicht unbedingt immer im Sinne der katholischen Kirche, der er als Kardinal dient und schon gar nicht im Sinne der Menschlichkeit, denn Gift und Mord sind seine Mittel, um notwendige Ziele zu erreichen. Auch seine Schergen handeln in diesem Sinne.

Da er die Musketiere als störende Rivalen um die Gunst des Königs sieht, der ja doch immer noch die Entscheidungsgewalt hat, versucht er sie immer wieder auszuschalten. Unterstützt wird er dabei von der geheimnisvollen Milady.

Von den Machenschaften des Kardinals wissen neben Treville auch die drei erfahrenen Musketiere Athos, Porthos und Aramis, die schon lange Anteil an den Intrigen haben. Ihnen gelingt es, D'Artagnans Vertrauen zu gewinnen, nachdem die anfänglichen Missverständnisse geklärt sind und ihn zu einem der Ihren zu machen.

Und auch wenn er nominell noch kein Musketier ist, so setzt er doch schon bald sein Leben für die Belange Frankreichs und seines Königs ein und zwar nicht nur, wenn es darum geht, einen gefährlichen Attentäter aufzuhalten, feindliche Mächte aufzuhalten, der den Palast in die Luft sprengen möchte, feindliche Spione aus Spanien und anderen Ländern zu enttarnen, oder die Intrigen des Kardinals zu unterlaufen, sondern auch um eine junge, selbstbewusste Adlige vor dem Scheiterhaufen zu retten oder eine unschuldige junge Mutter und ihr Kind. Und manchmal stoßen sie dabei auf Geheimnisse, die nicht einmal der König kennt …

 

Man merkt, die Serie benutzt zwar viele Figuren aus den Romanen und so manches Motiv, aber nicht konsequenterweise in der Reihenfolge, in der die bei Dumas auftauchen, oder im gleichen Zusammenhang, sondern so, wie es zu der Geschichte passt.

Denn noch ist Frankreich nicht im Krieg mit England und Spanien, auch wenn es an den Grenzen und außenpolitisch gärt. Tatsächlich drehen sich die meisten der Geschichten mehr um Ereignisse in und rund um Paris.

Der große Drahtzieher im Hintergrund und gefährlichste Gegenspieler ist eindeutig Kardinal Richelieu, gespielt von Peter Capaldi, der der historischen Figur die richtige Tiefe und Kraft gibt – verleiht er ihm einerseits doch die Ausstrahlung eines machiavellistischen Machtmenschen und zeigt dann auf der anderen auch, dass die Graue Eminenz auch Schwächen und Fehler hat, die ihn manchmal zu Fehleinschätzungen bringen.

Die Handlung wird aber in erster Linie von den Newcomern getragen, die auch physische Präsenz zeigen müssen. Luke Pasqualino alias D'Artagnan ist der junge hitzköpfige Held, der noch voller Idealismus und Träumen ist, und nun seine Erfahrungen machen muss.

Tom Burke der erfahrene Veteran, der alles mit zynischen Kommentaren bedenkt und durch die vielen üblen Erfahrungen seine Lebens verbittert ist. Porthos alias Howard Charles ist zwar mit allen Wassern gewaschen, sieht aber alles viel gelassener. Und Aramis alias Santiago Cabrera versteht D'Artagnan noch am besten, hat er sich doch auch noch einige Hoffnungen bewahrt, die die anderen längst verloren haben und folgt gelegentlich ritterlichen Idealen, die in dieser Zeit fehl am Platz scheinen.

Natürlich sind viel der anderen bekannten Figuren mit dabei – unter anderem auch Constance Bonacieux und ihr Gemahl, bei denen D'Artagnan unterkommt. So kann hier ebenfalls die Liebesgeschichte ihren Lauf nehmen und sich mit einer anderen verbinden.

Natürlich werden Kenner der Materie viele Handlungsmuster und -elemente aus Romanen und früheren Verfilmungen wiedererkennen, dadurch, dass sie aber in einen anderen Zusammenhang gestellt werden, bleiben die Folgen überraschend und unterhaltsam.

Ansonsten setzt man auf den derzeit für auch Fantasy-Serien üblichen schmutzigen und erdigen Look, bei dem die Helden sehr viel Leder tragen und damit durch Schlamm und Schmutz warten müssen. Die Farben sind durchweg gedeckt gehalten – auch im Palast herrscht eher eine dunkle Atmosphäre vor. Aber da man sich sehr viele Gedanken hat, wirkt alles in sich stimmig und glaubwürdig, auch wenn es vielleicht ganz der Wirklichkeit entspricht.

Die Serie will ein Mittelding sein – auf der einen Seite den Flair des siebzehnten Jahrhunderts heraufbeschwören, auf der anderen Seite aber auch den Helden genügend Bewegungsfreiheit geben um dynamische und actionreiche Kämpfe zu bestreiten und den modernen Geschmack wiedergeben, nicht die bunten und naiven Geschichten der Vergangenheit heraufbeschwören.

Denn obwohl sich die Figuren den Üblichen Archetypen zuordnen lassen, gewinnen sie mit der Zeit durch ihren Hintergrund ein Profil. Es gibt keine Schwarz-Weiß-Malerei nur viele Grautöne, durch die jeder Charakter gute und schlechte Züge besitzen darf.

Und das kommt recht gut zum Tragen, auch wenn man natürlich nicht all zu viel Tiefgang erwarten darf. Denn in erster Linie bleibt die Serie ein großes Abenteuer mit Schauwerten, das keine historischen Fakten oder eine werkgetreue Umsetzung des Klassikers sein will, sondern einfach nur gut unterhalten. Dabei orientiert man sich mehr an Erfolgen wie „Game of Thrones“ als an den frühen Filmen. Deshalb fehlen die witzigen Einlagen des Zweiteilers aus den 1970ger Jahren oder die naiven Momente des Disney Streifens aus den 1990gern.

Genau diesen Eindruck vermitteln auch die Extras. Das „Making-of“ verrät mehr über die Intention der Macher und die Gestaltung der Figuren, zusätzliche Featurettes besuchen den Drehort und die Kostümwerkstatt, aber auch das „Boot-Camp“ in dem die Schauspieler die Fähigkeiten erlernen mussten, die sie als Musketiere auszeichnen sollten.

Bild und Ton sind im Übrigen auf der Höhe der Zeit und entführen in glasklaren Bildern und Surround-Ton in die schmutzige aber abenteuerliche Welt des 17. Jahrhunderts.

 

 

Fazit:

 

„Die Musketiere“ interpretiert als die Romane von Alexandre Dumas auf eine ganz eigene Art neu und orientiert sich dabei auch an heutigen Publikumserfolgen wie „Game of Thrones“. Auch wenn die Serie weit einfacher konzipiert ist und weniger episch als das Drama aus Westeros wirkt, so kommt doch die gleiche Stimmung auf.

Wer kernige Helden in einer schmutzigen Welt liebt, in der man niemandem so wirklich trauen sollte, in der Intrigen und Duelle an der Tagesordnung sind und wenigstens manchmal die Menschlichkeit siegt, der wird auch hier seinen Spaß haben. Denn hier geht es in der ersten Linie um unterhaltsame und abwechslungsreiche Abenteuer und nicht um eine werkgetreue Darstellung der Bücher oder der historischen Epoche.

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MEDIUM:

Die Musketiere, Staffel 1

Regisseur(e): Toby Haynes, Farren Blackburn, Andy Hay, Richard Clark, Saul Metzstein

Komponist: Murray Gold

Künstler: Phoebe De Gaye, Jill Trevellick, Will Hughes-Jones, Stephan Pehrsson, Tim Porter, Adrian Hodges, Mark Holding, Andrew MacRitchie, Tim Fleming, James Payne, James Dormer, Matthew Cannings, Mike Spragg, Emma Oxley, Peter McKenna, Sam McCurdy, Sam Williams

Format: Dolby, PAL, RC 2

Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Englisch

Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1

Anzahl Disks: 4

FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

Studio: Polyband/WVG

Erscheinungstermin: 12. Januar 2015

Produktionsjahr: 2014

Spieldauer: 500 Minuten

ASIN: B00OYT4E0A

Erhältlich bei: Amazon

Darsteller:

  • Luke Pasqualino

  • Tom Burke

  • Santiago Cabrera

  • Howard Charles

  • Peter Capaldi

  • Alexandra Dowling

  • Ryan Gage

  • Tamla Kari

  • Maimie McCoy

  • Hugo Speer

  • Bohdan Poraij

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024041917550935a967ef
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Erstellt: 10.02.2015, zuletzt aktualisiert: 07.02.2024 17:01, 13841