Die Residenz in den Highlands herausgegeben von Marianne Labisch und Gerd Scherm
Ein Roman in Episoden
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
Auch Teddybären, Geister, Feen, Vampire, Werwölfe und Wasserwesen werden alt und gebrechlich. Ein herkömmliches Altersheim wäre nicht geeignet, ihnen den Lebensabend wirklich schön zu gestalten. Deshalb wurde eigens für diese Wesen in den schottischen Highlands eine Altersresidenz errichtet. Die Bewohner des entlegenen Ortes, in dem die Residenz steht, berichten hinter vorgehaltener Hand über seltsame Ereignisse, wie weißen Frauen, die über den Friedhof wehen, oder qualvollen Schreien in Vollmondnächten, die angesichts der Tatsache, dass die Residenz früher einmal eine Irrenanstalt gewesen ist, nicht verwundern mögen. Machen Sie sich Ihr eigenes Bild und seien Sie Gast in unserer Residenz in den Highlands. Den Gästen passiert nichts. Zumindest nicht oft. Versprochen.
Rezension:
Was machen all die Fantasy-Wesen, die wir aus diversen Büchern und Filmen kennen, wenn sie alt und schwach werden? Sie gehen natürlich ins Altersheim. Doch welches Altersheim nimmt schon gerne Werwölfe, Vampire oder gar Geister auf? Nur gut, dass Lady Banshee de Lily in einem kleinen schottischen Küstenort ein Altersheim speziell für diesen Kundenkreis betreibt. Sogar der Tod persönlich will sich hier altersbedingt zur Ruhe setzen! Allerdings kann das Zusammentreffen so unterschiedlicher Bewohner auch zu Problemen führen. Woher soll die Küche schließlich wissen, ob Mäuse oder Mortadella besser schmecken?
Anthologie oder Episodenroman? Egal wie man es nennt, alle in diesem Buch zusammengestellten Geschichten spielen im bereits erwähnten Altersheim in Schottland. Jeder der beteiligten Autoren beleuchtet einen anderen Bewohner – oder jemanden, der das hätte werden können beziehungsweise wollen. Im Gegensatz zum Eindruck, den der Klappentext erweckt, wohnen dort aber auch ganz normale Menschen. Wie man es bei Anthologien gewohnt ist, differieren die einzelnen Beiträge in der Qualität (oder doch eher dem persönlichen Gefallen?) erheblich. Die Herangehensweise der Autoren an das Thema unterscheidet sich stark. Dem Konzept ist es geschuldet, dass es außer dem Personal der Residenz kaum wiederkehrende Charaktere gibt. Jede Story betrachtet das persönliche Schicksal eines Wesens. Leider fällt trotz der für sich genommen überwiegend guten Geschichten auf, dass die Charakterzüge der wiederkehrenden Residenz-Mitarbeiter im Vorfeld anscheinend nicht eindeutig definiert wurden. So haben beispielsweise der Chefarzt oder auch die Betreiberin in den unterschiedlichen Beiträgen teilweise erheblich abweichende Persönlichkeitszüge. Wäre das berücksichtigt worden, könnte der Gesamteindruck sogar noch besser, weil runder wirken.
Fazit:
Auch Feen, Nymphen und Vampire werden alt. Hier kann man endlich mal erfahren, wie es sich in einem Monster-Altersheim so lebt.
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