Die Schule der Adler (Die Abenteuer von Tanguy und Laverdure Bd. 1)
 
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Die Schule der Adler

Reihe: Die Abenteuer von Tanguy und Laverdure Bd. 1

Rezension von Olaf Kieser

 

Rezension:

Freunde franko-belgischer Comics dürfen sich freuen. Ehapa bringt seit September diesen Jahres die Reihe „Die Abenteuer von Tanguy und Laverdure“ heraus. Es handelt sich dabei nicht nur um eine bloße Neuauflage der Serie, die vom bekannten belgischen Comicautor Jean-Michael Charlier erdacht und (zunächst) von Zeichner-Legende Uderzo zu Papier gebracht wurde. Nein, es handelt sich um eine komplette Gesamtausgabe der Abenteuer von Tanguy und Laverdure in der Chronologie ihres Erscheinens.

 

Michel Tanguy und Laverdure sind junge französische Kampfpiloten, die gerade die Ausbildung in Frankreich beendet haben. Sie werden zu einer Luftwaffenbasis nach Marokko versetzt, um dort erste Einsatzerfahrung zu sammeln. Die Ankunft gestaltet sich einigermaßen turbulent, da der sehr von sich selbst überzeugte Laverdure mit spektakulären Flugeinlagen bei seinen neuen Kameraden Eindruck schinden will. Das kommt aber nicht sehr gut an und wird durchaus zutreffend als Angabe angesehen. Das führt dazu, dass der neue Kommandeur von Tanguy und Laverdure die beiden Neuen besonders aufmerksam beobachtet und sie immer wieder mit schwierigen Prüfungen beglückt. Dennoch dürfen beide bald in den aktiven Dienst. Dort treffen sie auf Probleme in Form eines exaltierten jungen Piloten, der in der Staffel recht isoliert ist. Tanguy bemerkt rasch, dass der Mann unter enormem Druck steht und deshalb so abweisend auftritt. Abhilfe kann er aber zunächst nicht schaffen. Da der Comic aber keine minutiöse Chronik von Fliegerausbildung ist, gilt es auch bald echte Abenteuer zu bestehen. Es gibt geheimnisvolle ausländische Mächte, die an verschiedenster französischer Militärtechnologie interessiert sind. Abgestürzte Piloten müssen geborgen werden. Und immer wieder beschwört Laverdure durch unbedachte Äußerungen und Handlungen Probleme für ihn und Tanguy herauf.

 

Man geht wohl nicht zu weit, wenn man sagt, dass „Tanguy und Laverdure“ eine Art französisches Top Gun sind. Klar, es geht in beiden Fällen um Flieger. Neben dem Thema gibt es auch inhaltlich gewisse Ähnlichkeiten. So kann man dem Comic eine zumindest patriotische Grundhaltung nicht absprechen. Oft geht es um Spionage von ominösen ausländischen Mächten, die Frankreichs Militärtechnologie ausspähen wollen. Daneben gibt es eine Reihe von bekannten Fliegerklischees. Auch die Figuren sind durchaus klischeehaft dargestellt. Michel Tanguy ist natürlich der ernste, aufrechte und gewissenhafte Held. Sein fliegerisches Können ist herausragend. Laverdure dagegen ist eher ein Schlingel, der durch seine immer wieder recht unbedachten Worte und Taten für Turbulenzen und humoristische Momente sorgt. Saint-Hélier, der Außenseiter der Staffel, ist eine ambivalente Figur. Irgendwie tut er einem wirklich Leid, obwohl er nicht gerade sympathisch auftritt. Man kann ihn aber verstehen. Neben Laverdures Missgeschicken gibt es noch eine diverse kleine Anspielungen und ein paar Insider-Gags. Durch diese humorvollen Einschübe wird der starke patriotische Ton aufgelockert und der Comic auch für Leser, bei denen es sich nicht um Franzosen handelt, zu einem unterhaltsamen Lesevergnügen.

 

Man merkt der Serie an, dass Charlier viel vom Fliegen verstand und dieses Wissen in die Serie einfließen ließ. Es gibt immer wieder Fachausdrücke, die dann aber auch erklärt werden. Auch die technische Genauigkeit vieler Flugzeuge und Flugmanöver wirkt sich positiv auf das Lesevergnügen aus. Uderzo zeichnete die ersten Alben der Serie. Man bring das Zeichner-Genie ja in erster Linie mit Asterix in Verbindung. Dass der Meister neben Funnys auch realistische Comics zeichnen konnte, stellt er hier eindrucksvoll unter Beweis. Die thematischen Fachkenntnisse Charliers ergänzt Uderzo um zeichnerische Detailgenauigkeit.

 

Ehapa bringt die Reihe Laverdure und Tanguy nun chronologisch heraus. Dazu gibt es in dem Band umfangreiches Material über die Entstehungsgeschichte und Rezeption der Serie. Neben einem informativen Text gibt es zahlreiche Skizzen, Notizen und Fotos, die die Recherchen von Charlier und Uderzo dokumentieren. Mann muss aber auch erwähnen, dass so manches Panel des Bandes unscharf ist.

 

Tanguy und Laverdure ist ein spannender Fliegercomic, der von den großen Kenntnissen Charliers und Uderzos zeugt. Humor und kleine Anspielungen lockern den zuweilen starken patriotische Ton der Serie auf. Für Freunde franko-belgischer Comics und für solche, die es werden wollen, stellt die Tanguy und Laverdure ein unterhaltsames Lesevergnügen dar. Wer sich über Hintergründe etc. informieren will, wird das umfangreiche Zusatzmaterial zu schätzen wissen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329153719354786bc
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Comic:

Die Schule der Adler

Reihe: Die Abenteuer von Tanguy und Laverdure Bd. 1

Originaltitel: Les Adventures de Tanguy et Laverdure L´intégrale 1: L´École des Aigles

Autor: Jean-Michael Charlier

Zeichner: Albert Uderzo

Übersetzung: Horst Berner

Format: Gebundene Ausgabe

Seitenzahl: 152 Seiten

Verlag: Ehapa Comic Collection

Erscheinungsdatum: September 2009

Erscheinungsdatum des Originals: 1996

ISBN-10: 3770432878

ISBN-13: 978-3770432875

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 03.12.2009, zuletzt aktualisiert: 18.02.2021 18:53, 9699