Die Seele eines Spukhauses von Helena Gäßler
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
Der Schlüssel zu einem Spukhaus ist zu begreifen, dass es eine Seele besitzt. Und lange genug zu überleben, um sie zu heilen. In einer Welt voller Luftschiffe und Dampfmaschinen wirken Geister wie ein lästiges Überbleibsel der Vergangenheit. Als Exorzistin liegt es an Magnolia Feyler, Gebäude von ihrem Spuk zu befreien. Sie versteht die Häuser wie keine andere, erkundet ihre Geschichte und heilt ihre Wunden. Doch alles ändert sich, als sie den größten Auftrag ihrer Karriere annimmt: Shaw Manor, ein Schloss, in dem es seit Jahrzehnten spukt. Magnolia steigt tief hinab in die verwinkelten Gemäuer und die Vergangenheit des Anwesens. Hinab in ein Netz aus Familiengeheimnissen, vergessenem Leid und Maschinen, die ein bedrohliches Eigenleben entwickelt haben. Wird sie den Spuk lüften oder am Ende selbst von den Mauern verschlungen werden?
Rezension:
Um ein seit langem leerstehendes Herrenhaus endlich verkaufen zu können, engagiert der Bürgermeister eine Exorzisten-Agentur, denn mit seinen starken Spuk-Erscheinungen findet das Anwesen keinen Käufer. Nachdem ein Exorzist allerdings nach wenigen Tagen spurlos verschwindet, folgt ihm seine Kollegin Magnolia Feyler, die sich selbst eher als Häuserflüsterin sieht. Aber auch sie kommt in diesem Haus schnell an ihre Grenzen.
Eine Verbindung von Fantasy/Grusel/Horror mit Steampunk, wie sie Helena Gäßlers Buch bietet, war mir zuvor noch nicht in die Hände gefallen. Deshalb überraschte es mich schon, als die Protagonistin mit einem Luftschiff anreiste. Darauf folgt dann aber auch schon die eigentliche ›Reinigung‹ des Hauses, die in einem eher nüchternen Stil mit zahlreichen Tagebuchzitaten erzählt wird.
Während die Autorin die Geschichte an sich aus Beobachterperspektive erzählt, sind die teilweise umfangreichen Tagebucheinträge natürlich in der Ich-Form wiedergegeben. Dieser Stil führte dazu, dass ich einige Zeit brauchte, um in die Geschichte hineinzufinden. Nach Überwinden dieser Hürde nimmt einen das Geschehen jedoch gefangen. Speziell zum Ende hin, wenn sich die Puzzleteilchen langsam zusammenfinden, wird es spannend.
Ohne zu viel vorwegzunehmen, kann erwähnt werden, dass beseelte, dampfbetriebene Automaten in Menschen- und Tierform eine nicht unwesentliche Rolle bei der Aufdeckung des Geheimnisses von Shaw Manor spielen. Das Handlungsjahr 1862 wirkt dabei für Steampunk ungewohnt früh, sind Geschichten dieses Genres doch meist etwas später angesiedelt. In der konkreten Handlung fällt das allerdings nicht ins Gewicht, wirkt die Story an sich doch relativ zeitlos.
Fazit:
Eine ungewohnte Genre-Kombination sorgt für ein ungewohntes Ergebnis, das überraschend ›anders‹, aber gerade deshalb interessant ist.
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