Als sich abzeichnet, dass die 12-jährige Snehild über seherische Begabung verfügt, erhält sie die besonders für ein Mädchen seltene Möglichkeit, zusammen mit den Söhnen des Königs unterrichtet zu werden. Doch die Hohepriesterin sieht in ihr eine heranwachsende Konkurrenz. Snehild muss fliehen und lebt bei den Riesen. Als sie zurückkehrt, stellt sie fest, dass die Zeit dort anders verlaufen ist.
Anne-Marie Vedsø Olesen siedelt ihren Fantasy-Mehrteiler in den Welten der nordischen Mythologie an. Ihre junge Protagonistin muss erkennen, dass besondere Gaben auch Neid hervorrufen können. Auf dieser Grundlage erzählt die Autorin die Jugendjahre ihrer Protagonistin sowie die Entwicklungen in deren Umgebung, wobei auch den gleichaltrigen Zwillingssöhnen des Königs eine wichtige Rolle zukommt.
Um der Handlung im vollen Umfang folgen zu können, sollte der Leser zumindest grundlegend mit der nordischen Mythologie vertraut sein, denn ihre Grundlagen werden in dieser Geschichte nicht erklärt. Die einschlägigen Götter werden jedoch immer wieder erwähnt. Andere Wesen dieser Mythenwelt wie Nornen und Riesen treten allerdings persönlich in Erscheinung – und in Kontakt mit der Protagonistin. Die dargestellte menschliche Welt zeigt eine deutliche Anlehnung an die Wikinger. Dass es unter den Frauen, die überwiegend der klassischen Geschlechterrolle entsprechen, auch einzelne gibt, die selbst zu Kriegerinnen werden, ist dabei nicht nur eine moderne Interpretation, sondern entspricht sogar archäologischen Befunden. Trotzdem geht es hier natürlich primär um die Emanzipation der Protagonistin, die sich gegen die Widerstände ihrer Umwelt behaupten muss.
Die Situation am Ende dieses Bandes lässt viel Raum für die sich in den späteren Bänden ergebende Handlung. … und weckt damit Lust auf sie.
Die Autorin wechselt erzählerische zwischen verschiedenen Charakteren und deren jeweiligen Handlungsorte hin und her.