Die Sieben-Millionen-Dollar-Frau – Staffel 1
Filmkritik von Björn Backes
„Die Sieben-Millionen Dollar-Frau“ ist mehr oder weniger nur ein Zufallsprodukt, wenn man bedenkt, dass die Serie eigentlich nur ein unplanmäßiger Ableger zum Erfolgstitel „Der Sechs-Millionen-Dollar-Mann“ ist. Noch während die legendäre Serie mit Lee Majors im Begriff war, das Zeitliche zu segnen, nutzten die Produzenten die Gunst der Stunde und etablierten den Seriencharakter Jaime Sommers alias Lindsay Wagner für immerhin drei Staffeln als zugkräftige Titelfigur. Und dabei galt eben jene Heldin im Rahmen der etwas geringer dotierten Vorgängerserie eigentlich schon als tot…
Inhalt:
Jaime Sommers genießt als Profitennisspielerin und ausgebildete Lehrerin überregional großes Ansehen. Ihre größte Passion ist jedoch das Fallschirmspringen, ein Hobby, das ihr bald zum Verhängnis werden soll. Bei einem tragischen Unfall erleidet Jaime infolge eines Absturzes lebensgefährliche Verletzungen, die künftig einige ihrer Körperfunktionen lähmen sollen. Ihr Freund Steve Austin, Geheimagent bei der O.S.I., überredet seine Vorgesetzten, sich Jaimes Talente zunutze zu machen und sie während einer sieben Millionen Dollar teuren Operation wieder herzustellen. Beide Beine, ihr rechter Arm und die Ohren werden mit bionischen Ersatzteilen ausgestattet, die Miss Sommers von nun an in die Dienste der O.S.I. stellt. Als Powerfrau mit Superkräften verwandelt sich die einstige Tennisspielerin in eine erfolgreiche Spezialagentin mit ganz besonderen Vorzügen. Seit jenem Tag ist sie nämlich stärker, schneller und besser als jeder andere Mensch…
Rezension:
„Die Sieben-Millionen-Dollar-Frau“ gehört zu denjenigen Phänomenen der amerikanischen TV-Landschaft, die hierzulande erst Anerkennung fanden, als sie fast schon wieder in Vergessenheit gerieten. Zwar dauerte es vergleichsweise weniger lange, bis die Serie auch im europäischen Fernsehen zu sehen war, jedoch konnte sich Lindsay Wagner in der Rolle der Titelheldin im direkten Vergleicht mit Lee ‚Colt Sievers’ Majors nicht so wirklich durchsetzen – selbst wenn die Thematik ganz unabhängig von der Titel-Summe völlig identisch war. Im Nachhinein betrachtet seien solche Nachlässigkeiten allerdings verziehen, denn bekanntlich schaffte es die O.S.I.-Agentin im zweiten Anlauf dann doch noch, die Herzen des Action-Publikums zu erobern. Zwar erreichte das westliche Erfolgsprodukt zu keiner Zeit die Popularität solcher Reihen wie „Ein Colt für alle Fälle“, „Hulk“ oder „Remington Steele“, jedoch wird wohl kein aufmerksamer Zuseher des 80er-TVs leugnen können, eine gewisse Sympathie für Jaime Sommers entwickelt zu haben.
Ziemlich genau drei Dekaden nach der Erstausstrahlung im US-Fernsehen wird der Serie nun endlich auch die digitale Ehre zuteil. Koch Media, mittlerweile die deutsche Top-Adresse für klassische Serien-Adaptionen, hat sich der Reihe angenommen und sie kurz vor dem offiziellen Start des Remakes nun endlich auch auf DVD aufgelegt. Den Anfang macht eine schmucke 4-DVD-Box, auf der alle 14 Episoden der ersten Staffel - digital nachbearbeitet - verewigt wurden, und dies in erstaunlich guter audiovisueller Aufarbeitung. Gerade im auditiven Bereich wurde noch einmal erstaunlich viel aus der eher durchschnittlichen Originalvorlage herausgeholt, wohingegen die Restaurierung des Bildes nicht ganz so revolutionär scheint, aber dennoch deutlich zu spüren ist. Aber auch die generelle Aufmachung der Box ist vorbildlich. Wie gehabt erscheint das Ganze nämlich als Digipak mit ausführlichen Background-Informationen im 16-seitigen Begleitheft sowie einem übersichtlichen Episodenguide der ersten Season – keine Frage, hier ist sowohl der Rahmen als auch der Inhalt das Geld wert!
Apropos Inhalt: Die Episoden sind insgeheim vielleicht typisches Bubblegum-Kino mit leichtem Hang zur Unseriosität, in Sachen Unterhaltungswert allerdings unantastbar. Vor allem die ersten Folgen, die Jaimes Schicksal und ihrem steten Lebenswandel dokumentieren sind wahrlich geschichtsträchtig und auch heute noch Schlüsselmomente der amerikanischen Fernsehgeschichte, wenngleich erst später weltweit entsprechend gewürdigt – dies aber völlig zu Recht. Vor allem die Charakterzeichnungen sind hierfür maßgeblich: Lindsay Wagner gibt eine bezaubernde Figur in der Hauptrolle ab, die Gastauftritte von Lee Majors sind wahrlich kultig, aber auch die Inszenierungen der teils nicht ganz so ruhmreichen Nebendarsteller unterscheidet sich wohlwollend vom parallel produzierten Seriendurchschnitt.
Für die einzelnen Storys lässt sich prinzipiell Ähnliches sagen: Es wird kaum Spektakuläres geboten, aber die jeweilige Inszenierung bietet schlichtweg bestes Kitsch-Entertainment in seiner pursten Form, und dies in einem Maße, welches den Begriff ‚Kitsch’ durchaus in ein positives Licht rückt. Denn auch wenn die Spezialeffekte aus heutiger Sicht ein wenig dürftig erscheinen, möglicherweise sogar ein Schmunzeln entlocken, so sind sie doch einer der wichtigen Faktoren, die das jeweilige Szenario so lebendig gestalten – und die Serie schließlich zum zweiten Erfolg der „Millionen-…“-Produktionen machten.
Dementsprechend hätte sich der Verlag auch kaum einen besseren Zeitpunkt für den Release der Serie ausdenken können. Das Remake steht bereits in der Warteschleife, die Nachfrage war zuletzt in manchen Serienforen unheimlich groß und das Potenzial der Serie scheint ungebrochen. Schön also, dass eines der bedeutendsten Action-Formate der 70er endlich auch auf diesem Weg die Rückkehr auf den Bildschirm erfährt.
Fazit:
„Die Sieben-Milionen-Dollar-Frau“ ist, wie bereits angekündigt, ein echtes Phänomen, welches sich diesen Ruf jedoch sowohl inhaltlich als auch bezogen auf den ungewöhnlichen Rahmen absolut verdient hat. Folgerichtig ist die erste Season auch ein echter Hingucker mit vielen starken Momenten (insbesondere in der zweiteiligen Pilotepisode) und einigen völlig überzeugenden Storys. Da beim zugehörigen DVD-Set sowohl die Aufmachung als auch die audiovisuelle Nachbearbeitung fantastisch sind, sollte wirklich kein Fan von Lindsay Wagner dieses Release verpassen.
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