Hinter dem Pseudonym Jaane Janssen versteckt sich eine deutsche Autorin, die sonst eher Spannungsliteratur schreibt und hier nun etwas ganz neues versucht, denn Die Spur der Sehnsucht, der erste Teil der Ostfriesland-Saga ist eine im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts angesiedelte Liebes- und Familiengeschichte, die rund um Borkum spielt.
Das Leben ist nicht einfach für Swentje, die als Frau eines Walfängers, der immer wieder über Monate oder gar Jahre auf See ist, ganz allein für die gemeinsamen Kinder sorgen muss und nun auch ein weiteres erwartet.
Immerhin bekommt sie Hilfe und Unterstützung durch den freundlichen Gutsherrn Valentin, der trotz der Standesunterschiede ein Auge auf sie geworfen hat, sie aber dennoch respektiert. Auch wenn sie ihren Mann Lian aufrichtig liebt, so merkt sie doch, dass sie seine Gefühle irgendwie versteht und erwidert.
Wer nun eine klassische Liebesgeschichte erwartet, der könnte enttäuscht werden, denn das Buch bietet weitaus mehr als das. Anhand des Schicksals zweiter Familien, erzählt die Autorin ruhig aber eindringlich vom Leben der Menschen in dieser Zeit.
Sie wirft auch immer wieder einen Blick auf Lian, der auf hoher See mit ganz eigenen Problemen kämpfen muss und dennoch auch seine Familie nicht aus dem Blick verliert, was ihn gelegentlich unüberlegt, manchmal auch verzweifelt handeln lässt.
Swentje tut alles, damit ihre Kinder nicht hungern und leiden müssen, kann von Glück sagen, dass es immer wieder Menschen gibt, die ihnen allen helfen, auch wenn das Leben auf Borkum hart ist und niemandem etwas schenkt. Selbst Valentin hat als ältester Sohn der Familie nicht gerade geringe Sorgen, auch wenn er von Adel ist.
Die Geschichte bietet viele alltägliche Einblicke in das Leben der damaligen Zeit, erlaubt aber auch den Figuren, sich zu entwickeln, denn nicht nur die Hauptfiguren, auch wichtige andere Charaktere erhalten ein klares Profil, so dass man ihrem Schicksal gerne folgt. Eine Sturmflut und die Folgen sorgen ebenfalls für Spannung, ebenso wie die im Hintergrund lauernden politischen Entwicklungen.
Heraus kommt ein spannendes Sittengemälde einer Welt, die in den meisten historischen Romanen eher vergessen wird, eine interessante Geschichte über einfache Menschen, egal ob von Adel oder nicht, die nicht zu unterschätzende alltägliche Sorgen haben, aber dennoch nicht die Hoffnung verlieren.
Und auch die Liebe geht andere Wege als man denken sollte, denn im Verlauf der Geschichte mischen einige Wendungen die Karten ganz neu. Und gerade weil am Ende noch einige wichtige Fragen offen bleiben, wird die Neugier auf den zweiten Band nicht geringer.