Die Stimme der Nebel (Autor: Henri Loevenbruck; Gallica, Bd. 2)
 
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Die Stimme der Nebel von Henri Loevenbruck

Reihe: Gallica, Bd. 2

Rezension von Christel Scheja

 

Wie jedes Kind in Gallica hat auch Bohem gelernt, dass Wölfe gefährliche Raubtiere sind, die man um jeden Preis umbringen muss. Doch schon als Junge spürt er, dass sie eine viel wichtigere Bedeutung für ihn haben. Als Jahre später unbekannte Angreifer sein Heimatdorf in der Grafschaft Toulsanne zerstören und scheinbar alle Bewohner außer ihm sterben, erfüllt sich dann auch sein Schicksal.

Er erkennt, dass er besondere Gaben besitzt, durch die er eine besondere Verbindung mit den Wölfen – und den „Nebels“, das sind magische Wesen, die sich in den weiten Wäldern verbergen, aber immer weniger Überlebenschancen in unserer Welt haben, da auch die Magie schwindet, besitzt.

Diese Macht wollen sich die Mächtigen der Welt nutzbar machen oder auslöschen – seien es nun der junge König von Gallica, die Milizien Christi, die eine Spur des Schreckens hinterlassen und eine geheimnisvolle Gruppe von Druiden aus dem Land Gaelia. Zuflucht findet Bohem nur auf der Stammburg der mächtigen Herzogin von Quitenien.

 

Dort kann er allerdings nicht bleiben, da er dem Einhorn – einem der magievollsten Zauberwesen ein Versprechen gegeben hat: Er soll möglichst schnell die Tore des Sid finden und öffnen, um den „Nebeln“ den Möglichkeit zu geben, sich in eine andere Welt zu retten, da tagtäglich immer mehr von ihnen sterben.

Mit Hilfe des Dichters Chretien de Troyes entdeckt er, dass das nur an einem Tag des Jahres wirklich gelingen kann – zu Allerheiligen, wenn die Wände zwischen der hiesigen und der Anderswelt besonders dünn sind.

Doch das Unterfangen ist nicht gerade einfach, denn der genaue Ort, wo die Tore zu finden sind ist unbekannt, und Bohem muss durch Feindesland reisen.

Trotz der Gefahr schließen sich ihm die Sängerin Vivienne, der Zwerg Mjölln aus Gaelia, der schon seine Mutter Alea kannte, der Wandergeselle Trinité von La Rochelle und nicht zuletzt Bastien der Wolfsjäger an.

Gemeinsam suchen sich nach ihrem Ziel und nehmen dabei manche Gefahr auf sich, nicht ahnend, dass die Feinde längst von ihrem Aufbruch erfahren haben. Die Milizen Christi vollen der Häresie Einhalt gebieten, bevor sie sich noch weiter über Gallica ausbreiten kann und machen dabei nicht einmal vor Ihresgleichen hat. An anderer Stelle sammelt der „Wilde Mann“ wieder die Druiden um sich, denn er will etwas zurück gewinnen, was Bohem als Erbe seiner Mutter noch immer bei sich trägt.

So rennt den Helden langsam aber sicher die Zeit davon, als sie sich mit neuen Schwierigkeiten konfrontiert sehen, die sie so nicht eingeplant hatten.

 

Mehr als im ersten Band nimmt Henri Loevenbruck in seiner „Gallica-Trilogie“ Bezug auf seine erste Trilogie um das Waisenmädchen Alea und den mächtigen Druidenring. Denn einige der Ereignisse von damals scheinen sich zu wiederholen oder neue Auswirkungen zu zeigen. So muss sich Bohem nicht nur seinen eigenen Problemen sondern auch den Schatten der Vergangenheit stellen. Immerhin hat der jemanden an seiner Seite, der die Abenteuer seiner Mutter noch miterlebt hat.

Wieder bietet der Autor eine bunte Mischung aus politischen Intrigen zwischen den Mächtigen der Zeit und den magisch-märchenhaften Abenteuern von Bohem und seinen Freunden.

Allerdings kann nur letztere Ebene und dann auch nur manchmal überzeugen, da sie insgesamt etwas besser durchdacht ist und konsequenter durchgezogen wird.

Die Machenschaften des Königs von Gallica und seiner Gegenspieler wirken dagegen ziemlich unausgegoren, auch bei vielen von Bohems direkten Feinden weiß man eigentlich gar nicht, was sie damit erreichen wollen – speziell die Milizen Christi scheinen nichts anderes zu tun zu haben, als ihre Machtbefugnisse durch Häretiker gefährdet zu sehen, und auch die Motive der Druiden bleibt unklar, bis sich die Identität des „Wilden Mannes“ enthüllt. Halbherzig führt der Autor gerade diese Teile der Story zu einem unbefriedigenden Zwischenstand.

Es bleibt abzuwarten, ob er sie im letzten Band der Trilogie wirklich abschließt oder mehr damit beschäftigt, dass der Held seine große Liebe wieder findet. Denn auch mit den Figuren hat er so seine Schwierigkeiten. Weder sein junger Held noch die direkten Freunde erhalten Profil. Sie bleiben oberflächlich, irritieren durch unmotivierte Entscheidungen und enttäuschen durch recht klischeehafte Verhaltensweisen.

 

„Die Stimme der Nebel“ kann nur in wenigen Szenen wirklich unterhalten und gewinnt ein wenig an Atmosphäre, wirklich überzeugen kann der Mittelteil des „Gallica“-Zyklus jedoch nicht, weil vieles von dem fehlt, was den Roman spannend und interessant machen könnte. Weder die Charaktere noch die Handlung sind überzeugend genug, um den Leser an das Buch zu fesseln.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042316531234f1e7a3
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Die Stimme der Nebel

Reihe: Gallica, Bd. 2

Autor: Henri Loevenbruck

Broschiert, 462 Seiten

Blanvalet, erschienen Januar 2009

Übersetzung aus dem Französischen von Maike Claußnitzer

Titelbild von Maximilian Meinzold

ISBN-10: 3442266017

ISBN-13: 978-3442266012

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 15.02.2009, zuletzt aktualisiert: 25.03.2024 16:30, 8234