Die Suche von Charlie Fletcher
Reihe: Stoneheart Bd.1
Rezension von Christoph Weidler
Seit dem Tod seines Vaters gerät das Leben des zwölfjährigen Georg ein wenig aus den Fugen. Seine Mutter zieht lieber von einem Casting und Party zur anderen als für ihren Sohn da zu sein, so richtig klappt es auch nicht mit dem anderen Mitschülern und die Lehrer haben ihn im Visier. Georg ist ein Außenseiter, dabei würde er einfach nur gerne dazugehören und ein gutes Familienleben haben, so wie damals als sein Vater noch lebte. Bei einem Schulausflug ins Britische Naturkundemuseum läuft dann alles schief. Für etwas was er nicht verschuldet hat wird Georg von dem Lehrer bestraft und vor der ganzen Klasse gedemütigt. Voller Wut und Frust haut er aus dem Inneren des Museum ab und bricht an dessen Außenfassade den Kopf eines Steindrachens ab. Das hätte er lieber nicht gemacht, denn einer der steinernen Drachen wird plötzlich lebendig und verfolgt den Jungen. Voller Panik und hilfesuchend flüchtet Georg durch die Straßen von London, doch niemand der Passanten scheint ihn und den Drachen zu sehen. Hat er Halluzinationen? Georg begreift die Welt nicht mehr, doch der Drache der ihn jagt ist mehr als echt und Georg muss um sein Leben bangen und immer mehr Steinfiguren werden lebendig und heften sich an seinen Fersen. Auf seiner Flucht findet er die Unterstützung eines metallenen Kanonier und macht die Bekanntschaft von Edie, einem Mädchen welches ebenso wie er die lebendig gewordenen Statuen sehen kann. Nach und nach erfährt Georg, dass es noch ein London neben der realen Stadt gibt und nur wenige Menschen hierzu Zugang haben. Er ist einer davon, und wenn er dieser Welt wieder entkommen will muss er Buße tun und dafür sorgen, dass die Steinwesen ihm verzeihen. Leicht gesagt, doch wie er büßen soll ist ein Rätsel und die Zeit läuft ihm davon da er das Ganze in einer bestimmten Zeit erledigt haben muss, ansonsten ist ihm der Tod sicher. Und nicht nur die Steinwesen haben sich auf seine Fersen gesetzt, auch andere düstere Wesen wollen Georgs Mission verhindern und ihn in seine Gewalt bringen. Eine aufregende Hatz durch die Straßen des "anderen" Londons beginnt.
"Die Suche" hat alles was man in einem guten phantastischen Jugendbuch sucht: temporeiche, spannende Handlung, phantastisches Setting und gut dargestellte Charaktere. Behutsam haucht der Autor den beiden Kindern Georg und Edie Leben ein bis sie am Ende zu einer überzeugenden Darstellung und Gemeinschaft gereift sind. Und sie treten charakterlich nicht auf der Stelle, sondern reifen von den verschlossenen, in ihrer gesellschaftlichen Umgebung am Rande stehenden Kids zu selbstbewussten Persönlichkeiten. Nur zusammen können sie in diesem "anderen" London überleben und Fletcher gelingt es überaus gut diese Entwicklung in seiner spannenden Story einzubetten. Als Leser gerät man von Seite zu Seite immer tiefer in diese unglaubliche Welt und mag das Buch kaum weglegen. Einziger, und aus meiner Sicht, großer Schwachpunkt ist, dass gerade diese Welt des "anderen" Londons teilweise etwas schwer vorstellbar ist und man sich als Leser immer wieder in Erinnerung rufen muss dass auftauchende Passanten nichts von dem sehen können was die beiden Kinder erleben. Hier hätte der Autor ein wenig tiefer in die Gestaltung dieser Welt eintauchen müssen, um so diese für den Leser glaubwürdiger zu machen. Doch dafür ist sicherlich noch Platz in den Nachfolgebänden zu "Die Suche" und man darf gespannt sein, denn eines ist sicher - "Stoneheart" verspricht schon nach dem ersten Band eine ungewöhnliche aber spannende und äußerst gut umgesetzte Reihe zu werden und man sollte als Leser sich diese Reihe nicht entgehen lassen.
