Die Suche nach Shadow (Autor: Monika Felten; Genre: Fantasy)
 
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Leseprobe: Die Suche nach Shadow

Die Suche nach Shadow

Autor: Monika Felten

Homepage: http://www.monikafelten.de

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Freigabe zur Weiterveröffentlichung der Leseprobe besteht, soweit vom Autor nicht anders angegeben nur für "FantasyGuide.de". Für alle weiteren Veröffentlichungen ist die schriftliche Zusage des Autors erforderlich.

 

 

Leseprobe:

Mailin blinzelte.

Gerade schob sich die noch unvollendete Mondscheibe hinter den Wolken hervor und verzauberte die Wiese, auf der die Elfenpferde grasten, in eine märchenhafte Landschaft aus Licht und Schatten. Der silberne Schein ließ das herrliche weiße Fell der Schimmel glänzen, während sie langsam durch die wogenden Nebelschleier schritten, die sich über den Niederungen des Auetals gebildet hatten.

Das Elfenmädchen hob den Blick zum Himmel und genoss den würzigen Duft der Nacht. Schon immer hatte sie hatte eine Vorliebe für stimmungsvolle Sommernächte gehabt. Deshalb hatte sie heute auch freiwillig die Nachtwache für die Pferde des Elfenkönigs übernommen.

In einem Anflug von Zärtlichkeit sah sie zu den friedlich grasenden Pferden hinüber, während sie sich auf den Weg zum nahen Bach machte, um die Herde von dort zu beaufsichtigen.

Wie immer gab es nicht viel zu tun.

Mailin setzte sich auf ihren Lieblingsplatz, einen großen Stein am Ufer des Baches, und ließ mit ihrem Atem kleine weiße Wölkchen in die Nacht aufsteigen, durch die sie die Sterne beobachtete. Sie hatte sich ihren Platz unter den Pferdehütern am Hofe hart erarbeiten müssen, denn das Amt war bei den Elfen sehr begehrt. Aber sie hatte es geschafft!

Mailin liebte Pferde, seit sie ein kleines Mädchen war, und die schönsten und stolzesten von ihnen gab es zweifellos hier, in der Herde des Königs. Außer Gohin natürlich! Hastig entschuldigte sie sich in Gedanken bei ihrem treuen Freund und Begleiter! Kein anderes Pferd würde dem temperamentvollen Hengst je das Wasser reichen können. Aber hier zu sitzen und die prächtigsten Tiere des Elfenreiches im Mondschein weiden zu sehen war schon etwas ganz besonderes.

Der Leithengst hieß Elohin, die Stute an seiner Seite Aiofee. Bei dem Gedanken an das Lieblingspferd der Königin blieb Mailins Blick für einen Augenblick voller Sorge an der Stute hängen. Aiofee wirkte noch immer erschöpft. Ihr Fell war stumpf und ihre Schritte unsicher. Es war der erste Abend, den sie nach der schweren Geburt ihres Fohlens wieder auf der Weide verbrachte.

Das wird schon werden, beruhigte Mailin sich selbst. Aiofee ist jung und kräftig, in ein oder zwei Tagen wird man ihr die Strapazen kaum noch anmerken. Trotzdem hinterließ der Gedanke bei ihr einen bitteren Beigeschmack. Vom Hofheiler hatte sie erfahren, dass Aiofee nach der schweren Geburt nie wieder fohlen würde.

Wie von selbst fiel der Blick des Elfenmädchens auf den kleinen, rabenschwarzen Hengst, der seiner Mutter langsam zum Bach folgte. Shadow ! Nie zuvor hatte sie ein schöneres Fohlen gesehen. Natürlich hieß das Fohlen nicht wirklich so. Sei richtiger Name war: Staja -Ame, was so viel bedeutete, wie Weißer Pfeil. Aber solange das Fohlen noch schwarz war, erschien Mailin der Name nicht ganz passend, deshalb nannte sie es einfach Shadow.

Aber wie auch immer, Aiofee konnte wirklich stolz auf ihren Sohn sein. Sein Fell schimmerte wie schwarze Seide und auf seiner Stirn funkelte eine weiße Blesse in Form einer Mondsichel. Neugierig trat er neben seiner Mutter an den Bach, dessen glatte Oberfläche die Silhouetten der beiden Pferde wie ein Spiegel wiedergab. Indem er seine Mutter nachahmte streckte Shadow seine Nüstern neugierig dem Wasser entgegen. Als sie jedoch in das kalte Nass hineintauchten sprang er erschrocken zurück. Ein leises beruhigendes Wiehern Aiofees konnte ihn gerade noch davon abhalten, einfach davonzulaufen. So blieb er einige Schritte vom Ufer entfernt stehen und blickte misstrauisch zum Bach hinüber.

 

Plötzlich zerriss ein lauter Knall die friedliche Stille der Nacht und ließ die prächtigen Schimmel auf der Wiese erschrocken zusammenzucken. Augenblicklich setzten sie sich in Bewegung und flohen in gestrecktem Galopp auf einen schützenden Erlenhain zu. Shadow war so verwirrt, dass er der Herde nicht folgte. In panischer Furcht raste er am Ufer des Baches mal hierhin, mal dorthin, schlug Haken und wieherte ängstlich. Seine bockigen Sprünge führten ihn immer näher an ein Dickicht heran, in dessen dunklen Schatten sich plötzlich etwas bewegte. Das Fohlen bemerkte es nicht. In seiner Furcht schien es nicht einmal das schrille Wiehern seiner Mutter zu hören, die auf der Lichtung angehalten hatte, um auf ihren Sohn zu warten. Dann ging alles sehr schnell. Ein großes, grobmaschiges Netz flog über das Dickicht und senkte sich unheilvoll über den kleinen Hengst.

"Shadow! Lauf!" Mailin hatte die drohende Gefahr erkannte und stürmte auf das Fohlen zu. Aber ihre Warnung kam zu spät. Der kleine Hengst war in seiner Furcht viel zu verwirrt, um zu reagieren. Wie angewurzelt stand er da und starrte Mailin aus seinen dunklen Augen an, die hilflos mit ansehen musste, wie sein Körper unter den Leinenstricken verschwand. Shadow strauchelte und kippte zur Seite, wo er strampelnd liegenblieb. Alle Versuche, sich aus dem Netz zu befreien, waren vergebens und führten nur dazu, dass er sich immer weiter in den Maschen verstrickte.

"Nein!" Mailin hatte das Fohlen schon fast erreicht, als auch sie stürzte. Irgend etwas wickelte sich plötzlich um ihre Füße und riss ihr die Beine in vollem Lauf unter dem Körper weg. Der Aufprall war so hart, dass er Mailin für einen Augenblick den Atem nahm. Sterne tanzten vor ihren Augen und in ihren Ohren rauschte das Blut. Noch bevor sie die Benommenheit abschütteln konnte, spürte sie, wie ihre Arme nach hinten gerissen wurden. Jemand fesselte sie!

"Wenn du friedlich bleibst geschieht dir nichts", hörte sie eine tiefe Stimme hinter sich sagen. Es folgte ein heftiger Ruck, mit dem die Fesseln an ihren Handgelenken festgezurrt wurden. Der stechende Schmerz trieb Mailin die Tränen in die Augen, aber sie wehrte sich nicht. Dann gab der Angreifer ihre Hände frei und ein Rascheln verriet, dass er sich erhob.

Als sich seine Schritte entfernten hob Mailin vorsichtig den Kopf. Tränen verschleierten ihren Blick und das hohe Gras nahm ihr fast die Sicht. Nur verschwommen konnte sie die vier Gestalten erkennen, die sie eben daran machten das gefangene Fohlen fortzuschaffen. Shadow wieherte schrill und wehrte sich verzweifelt, doch er hatte keine Chance.

Mailin hörte Aiofee wiehern. In rasendem Galopp preschte die Stute über die Lichtung um ihrem Fohlen zu helfen. "Aiofee!" Mailins Stimme war nicht mehr als ein Krächzen. Hilflos musste sie mit ansehen wie eine der Gestalten niederkniete, einen Langbogen zur Hand nahm und der aufgebrachten Stute einen wohlgezielten Pfeil entgegenschickte.

"Aiofee, pass auf!" Mailin rief, obwohl sie bereits wusste, dass ihre Warnung

zu spät kam. Verzweifelt schloss sie die Augen und hoffte, dass der Pfeil sein Ziel verfehlte. Vergeblich. Mitten im Galopp brach Aiofee zusammen, überschlug sich und blieb, einen Pfeil in der Flanke, reglos im hohen Gras liegen. "Aiofee! Shadow!" Mailins Schultern bebten, sie musste etwas unternehmen! Irgendetwas! Doch schon der Versuch sich aufzurichten, scheiterte im Ansatz, denn auch ihre Füße waren gebunden. So blieb ihr nichts anderes übrig, als hilflos mit anzusehen, wie Shadow davongetragen wurde.

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Erstellt: 28.04.2005, zuletzt aktualisiert: 25.01.2015 12:39, 97