Die Totensammler (Autor: James McGee; Sonderermittler Hawkwood Bd. 2)
 
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Die Totensammler von James McGee

Reihe: Sonderermittler Hawkwood Bd. 2

Rezension von Christian Endres

 

Mord, Prostitution, Gewalt, Leichenraub und ein Hauch von Frankenstein: Zum zweiten Mal entsendet James McGee seinen Sonderermittler und »Bow Street Runner« Matthew Hawkwood in das schmutzige London zu Beginn des 19. Jahrhunderts, damit sich dieser den Schatten und Abgründen der Gesellschaft entgegen stellt. Diesmal geht es um einen kuriosen Mord in einer Irrenanstalt mitten in der Londoner City und eine auffällige Serie von Leichenraub auf den Friedhöfen der Metropole...

 

Dabei beginnt McGee eher gemächlich und nimmt sich viel Zeit und Raum für einzelne Szenen, Betrachtungen und Dialoge - wodurch sich letztlich ein etwas zäher Einstieg nicht vermeiden lässt. Dafür weiß die Atmosphäre des schmutzigen, sozial abgebrannten London direkt von Beginn an zu überzeugen, genauso wie die lebendig wirkenden und geschilderten Figuren und Dialoge. Hawkwoods - und damit McGees - großes Problem ist allerdings, dass er die Klischees des leicht entrückten Gentleman-Ermittlers bereits von Haus aus immer wieder etwas zu sehr bemüht. Der Geist von Johnny Depp und Burtons Sleepy Hollow oder der Comic-Verfilmung von Alan Moores From Hell scheint schier allgegenwärtig – und ist am Ende vielleicht sogar übermächtig. Denn ob gewollt oder nicht: in dieser Konkurrenz kann McGees Sonderermittler trotz guter Ansätze und atmosphärischer Ausarbeitung einfach nicht so glänzen. Eigentlich unnötig, denn Hawkwood könnte durchaus auch alleine als markiger Hauptcharakter bestehen. Dazu bräuchte es gerade zu Beginn der Geschichte hie und da aber eine etwas lebendigere Geisteshaltung des nicht nur seelennarbigen Protagonisten.

 

Nichtsdestotrotz verbirgt sich hinter McGees »Die Totensammler« ein solides Stück historischer Krimi-Unterhaltung, das nach dem ersten Drittel des Romans ordentlich an Dichte und Tempo zulegt und insbesondere auf den letzten 150 Seiten mit Setting, Figuren und dem jetzt endlich spürbaren Zug zum Finale punktet. Das tröstet zwar nicht über den zähen Einstieg oder den überpräsenten Antihelden-Schatten von Depps Figurendarstellung hinweg – trotz dieser Makel kann man der zweiten Ermittlung von Matthew Hawkwood durchaus einmal auf die Finger schauen.

 

Denn diese graben sich auch im zweiten Band der Reihe wieder durch ausreichend viel Schmutz, Unrat, Blut und vor allem Friedhofserde im Moloch am Ufer der nebelverhangenen Themse.

 

 

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Die Totensammler

Sonderermittler Hawkwood Bd. 2

Autor: James McGee

Taschenbuch, 412 Seiten

Heyne, Februar 2008

ISBN: 3453470303

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.01.2008, zuletzt aktualisiert: 27.02.2024 17:30, 5729