Die unheimliche Mühle von Lemony Snicket
Reihe: Eine Reihe betrübliche Ereignisse Band 4
Rezension von Heike Rau
Wieder steht den drei Waisenkindern Violet, Klaus und Sunny der Wechsel des Vormunds bevor. Die Kinder sind verständlicherweise nervös. Jedes neue Zuhause, dass Mr. Poe für sie ausgesucht hat, hat sich zur Katastrophe entwickelt. Graf Olaf, der es auf das Erbe der Kinder abgesehen hat, ist nicht müde geworden Violet, Klaus und Sunny nachzustellen. Warum sollte es diesmal anders sein?
Der neue Vormund ist der Sägemühlen-Besitzer Mr. Sonundso. Seinen Namen weiß eigentlich niemand. Zur Begrüßung der Kinder liegt dann auch nur ein Brief bereit. Die Kinder werden informiert, wo der Schlafsaal ist und wo sie sich am nächsten Tag zur Arbeit melden müssen. Violet, Klaus und Sunny sind schwer enttäuscht, geben sich aber trotzdem alle Mühe, der Sache etwas Positives abzugewinnen. Mr. Sonundso bekommen sie vorerst nicht zu sehen, aber den neuen Vorarbeiter, der hier mit strenger Hand alles regelt. Schon beim Abendessen, es gibt klumpigen Eintopf, machen sich bei den Kindern schlimme Vorahnungen breit. Die Arbeit in der Sägemühle ist hart und eigentlich nichts für Kinder.
Dann keimt wieder Hoffnung auf. Charles, der Partner von Mr. Soundso, glaubt, es sei ein Irrtum, dass die Kinder in der Sägemühle arbeiten sollen. Den Brief hält er für einen Fehler. Doch schon bald wird die Hoffnung wieder genommen. Denn Mr. Soundso, dessen Kopf immer in eine Wolke aus Zigarrenrauch gehüllt ist, will doch, dass die Kinder den ganzen Tag arbeiten. Es geht also weiter wie gewohnt.
Nur eins irritiert die Kinder. Graf Olaf lässt sich diesmal nicht blicken. Violet, Klaus und Sunny spüren, dass er in der Nähe ist. Es gibt bestimmte Anzeichen, die aber nicht fassbar sind. Das liegt daran, dass sich Graf Olaf diesmal etwas ganz Abscheuliches ausgedacht hat. Das wird kein gutes Ende geben.
Man wird diesmal tüchtig auf die Folter gespannt. Der Autor spielt mit den Erwartungen des Lesers, bricht das bekannte Muster und führt den Leser aufs Glatteis, der bald in jeder Person Graf Olaf vermutet. Das erhöht die Spannung sehr.
Der Schreibstil ist gleich geblieben. Wie immer schreibt der Autor mit viel schwarzem Humor und auch diese Geschichte endet natürlich wieder in einer Katastrophe. Davor wird wie immer schon im Klappentext gewarnt. Vom Lesen abhalten wird das wohl keinen, denn auch die Neugier wird so geweckt.
Sehr gut gefallen hat, wie geschickt der Autor die kleine Sunny mit ins Geschehen einbindet. Zwar kann sie kaum drei Wörter richtig sprechen, doch der Autor legt ihr immer wieder die passenden Sätze in den Mund. So versteht der Leser genau wie Violet und Klaus immer, was die Kleine sagen würde, wenn sie könnte.
Graf Olaf legt, was Gemeinheit und Hinterhältigkeit angehen, noch einen Zahn zu. So ist auch dieser Teil von „Eine Reihe betrüblicher Ereignisse“ ein unheimlich spannendes Lesevergnügen, bei dem man Mühe hat das schreckliche Mitleid im Zaum zu halten.