Die Verschwörung der Engel von Wolfram Fleischhauer
Reihe: Die Legenden von Phantasien
Rezension von Carsten Kuhr
Zwölf neue Romane haben die Erben Michael Ende's genehmigt, ein Dutzend Bücher, in denen andere Autoren ihre eigene Handlung in Phantásien, der Welt der unendlichen Geschichte erzählen dürfen.
Den Auftakt machte Wolfram Fleischhauer, der vorletztes Jahr mit seinem Werk "Das Buch, in dem die Welt verschwand" Aufsehen erregte, und auf sich aufmerksam machte. Der Autor erzählt uns einer Geschichte, die wie der Titel schon aufzeigt auch von Engeln handelt.
Forcas, einst einer der mächtigsten der himmlischen Engel hat mit einigen Verbündeten die Seiten gewechselt. Die Schar der Engel, die Phantásien schützen ist gefallen, nun gilt es für die Rebellen den restlichen Widerstand zu vernichten. Nadil ist ein Schmetterlinger. Auf lebenden Riesenschmetterlingen durchstreifen sie die Lüfte. Nach bestandener Meisterprüfung folgen sie ihrem ehemaligen Ausbilder als Belohnung nach Mangarath, der Stadt der Klänge. Hier wollen sie sich mit dem zum Flug notwendigen Sternenstaub eindecken. Doch Nadil treibt noch etwas anderes um. Hier in Mangarath ist sein Grossvater Saru scheinbar spurlos verschwunden. Kaum in der Metropole angekommen müssen sie jedoch entdecken, dass so manches nicht so ist wie früher. Das Viertel der Sternenputzer ist hermetisch abgeriegelt, die Massen werden wie in einem Vergnügungspark durch die Stadt geschleust. Was soll hier verborgen werden, welche Geheimnisse verstecken sich hinter der schönen Fassade? Die Nachforschungen bringen unseren jungen, erschrockenen Helden auf die Spur der zerstörten Engel und in die verborgene Stadt Silandor. Hier entdeckt er den Eingang zum Land der Leere, dem gefürchteten Nichts.
Nadil 's Suche nach Saru führt ihn mitten hinein in die Leere ins Reich der Engel und der Stille.
Wolfram Fleischhauer präsentiert uns eine spannende Geschichte, die tief in Phantásien verwurzelt ist. Es hat mich überrascht und erfreut, dass der Autor seine Geschichte so stimmig in die Welt der unendlichen Geschichte integriert hat.
Fleischhauer schuf phantastische Wesen, die es ein ums andere Mal schafften mich zu faszinieren. Die mannigfaltigen Flügelphantásier allen voran natürlich die Sternenputzer und Schmetterlinger, ihre Gegner. die übermächtigen Quäldrohnen, Iblisse und Stierwächter, sie wecken liebevolle Erinnerungen an die Wesen aus Michael Ende´s Bestseller.
Fleischhauer fabuliert voller Phantasie drauflos, dass es eine Freude ist. Dabei schildert er uns eine eigentlich nachdenklich machende Geschichte. Es geht um die Notwendigkeit der Stille in einer Welt, die von ständiger Berieselung mit Geräuschen förmlich zugedeckt wird. Wann haben wir uns das letzte Mal wirklich die Zeit und Muße genommen, sämtliche Lärmquellen bewusst auszuschalten und uns auf uns selbst zu konzentrieren? Fleischhauer macht uns mit seiner spannenden Geschichte deutlich, dass die Stille notwendiger Bestandteil der Welt ist, ohne die unserer Existenz etwas Wichtiges, ja etwas Unabdingbares fehlt. Diese Erkenntnis hat er in eine spannende Rahmenhandlung gepackt, in der die wenigen Kampfszenen erfreulich im Hintergrund blieben, während das Augenmerk des Autors und seiner Leser sich auf die Protagonisten konzentriert. Insoweit liegt mit diesem Buch eine würdige Geschichte aus Phantásien vor - ein Abenteuer, das den Verstand, das Mitdenken ebenso fordert wie es uns kurzweilig zu unterhalten weiss.
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