Die Verwandlung (Autor: Eric Corbeyran; Zeichner: Richard Horne)
 
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Die Verwandlung (Autor: Eric Corbeyran; Zeichner: Richard Horne)

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

In letzter Zeit werden vermehrt Texte der "Hohen Literatur" als Graphic Novel adaptiert. Nach Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" hat der Verlag Kneseback nun ein Comic zu Franz Kafkas berühmtester Erzählung "Die Verwandlung" herausgebracht. Wie bekommt der phantastischen Geschichte die Umsetzung?

 

Als Gregor Samsa eines morgens erwacht, muss er feststellen, dass er sich in ein ungeheures Ungeziefer verwandelt hat. Nachdem er begreift, dass die Metamorphose keineswegs ein Traum ist, versucht er zunächst, sich mit seinem Schicksal zu arrangieren. Doch die Familie, die er bislang im Alleingang durch sein Gehalt finanziert hat, betrachtet ihn immer mehr als Störenfried.

 

Eric Corbayran hat sich bei seiner Kreation des Szenarios eng an die Kurzgeschichte von Franz Kafka gehalten. Der französische Autor, der im letzten Jahr beim "Prix international du manga" den "Silver Award" für sein Werk "Natty" erhielt, ist in Deutschland bisher noch nicht so bekannt. Das könnte sich aber durch diesen Comic sowie seine bei uns neu erscheinende Serie "Metronom" bald ändern. Er übernimmt immer wieder - gerade zu Anfang - ganze Textpassagen der Erzählung und erweitert sie behutsam durch wörtliche Rede. Dabei passt er sich dem Stil von Kafka so gut an, dass alles "wie aus einem Guss" wirkt.

 

Der in London lebende Zeichner Richard Horne arbeitet unter anderem als Designer für Cover von Platten und Bücher. Bekannt ist er vor allem durch seine Illustration Zur Buchreihe "101 Dinge..." geworden. Seine Herangehensweise an "Die Verwandlung" ist sehr filmisch, was sich als sehr stimmig erweist. So eröffnet er das Werk mit einer Nahaufnahme des Kopfs des ´Ungeziefers`, in das sich Gregor Samsa verwandelt hat und lässt - bis er am Ende eine Totale des Zimmers präsentiert - Ansicht und Bilder immer größer werden. Auf diese Weise gelingt es Horne den Leser gleich mit seinen ersten Zeichnungen zu "packen". Aber auch Aber auch seine teilweise wunderschön geratenen suggestiven Bildkompositionen - etwa beim Geigenspiel von Gregor Samsas Schwester - können überzeugen.

 

Die Farbgebung ist dunkel gehalten, so dass die Graphic Novel manchmal fast wie ein Schwarzweiß-Comic wirkt. Das passt sehr gut zum düsterem Charakter der Erzählung. Zudem erhalten dadurch die seltenen farbigen Aspekte - wie die roten Augen der Schabe - eine besondere Ausdrucksstärke. Auch der Kontrast zu den Bildern auf der letzten Seite - denen wiederum das allerletzte Bilder geschickt gegenübergestellt wird - arbeitet Horne auch auf der Ebene der Koloration sehr ansprechend heraus.

 

Horne gestaltet die Gesichter seiner Protagonisten häufig undeutlich und teilweise verwischt. Dieses Stilmittel mag einigen Lesern durchaus zusagen. Anderen Rezipienten würde hingegen eine deutlichere Herausarbeitung der Mimik der Charaktere - die Horne nur an besonders exponierten Stellen etwas stärker andeutet - sicherlich besser gefallen.

 

Fazit:

 

Die gelungene Adaption der Erzählung "Die Verwandlung" durch die Graphic Novel von Eric Corbeyran und Richard Horne gefällt durch den stimmigen Text, die düstere grafische Präsentation sowie die ansprechende Bildersprache.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042011155565c9b102
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Graphic Novel

Die Verwandlung

Originaltitel: La Métamorphose

Autor: Eric Corbeyran (nach einer Kurzgeschichte von Frank Kafka)

Zeichner: Richard Horne

Verlag: Kneseback

Erscheinungsdatum: 24. August 2010)

gebundene Ausgabe - 48 Seiten

ISBN-10: 3868732667

ISBN-13: 978-3868732665

 

Erhältlich bei: Amazon

Weitere Infos:


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Erstellt: 04.11.2010, zuletzt aktualisiert: 31.12.2023 11:30, 11216