Jonas Halbig arbeitet in der IT-Branche, hat aber seit kurzem auch das Schreiben für sich entdeckt und Spaß daran, in seine Kriminalgeschichten auch sehr aktuelle Themen einzubinden, was in Die Wahrheit – aber welche? immer wieder zum Tragen kommt, vermutlich auch mit eigenen Erfahren und Erlebnissen vermischt.
Ein Mann wird ermordet und wie in diesen Fällen üblich, beginnt die Polizei unter Führung von Kommissarin Melanie Hosak zu ermitteln. Zu dem Umfeld des Toten gehört auch Joscha, Teamleiter in einem international tätigen IT-Unternehmen.
Ohne es zu wollen wird der nun auch noch in die ganze Sache hinein gezogen und kommt selbst in Berührung mit dem, was sein ermordeter Vorgesetzten Norbert in der rechtsextremen Szene getrieben hat.
Kurzweilig und unterhaltsam geschrieben, erzählt der Autor einen Krimi, der im Grunde nur die Spitze des Eisbergs ist. Der Fall erlaubt es nämlich nicht nur der Polizei, sondern auch einem Kollegen und damit den Lesern, tiefer in die ganzen Verwicklungen einzutauchen.
Damit man auch miträtseln kann, gibt es auch immer wieder Rückblenden in die Vergangenheit, sei es nun in die einzelner Personen, die bereits durch ihr Elternhaus genug geprägt wurden, oder eben auch in die Zeit der Corona-Pandemie, die vielen Menschen radikalisiert hat.
Man bekommt mit, wie tief die Verstrickungen auch in ganz normale Unternehmen reichen können, wie sehr sich Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus auch in den Kreisen breit macht, die eigentlich eine bessere Schulbildung haben.
Nähe schafft der Autor durch eine gute Beschreibung der Figuren mit all ihren Ecken und Kanten. Man hat es so mit lebendig wirkenden Menschen und nicht irgendwelchen Abziehbildern zu tun. Denn das was Joscha erlebt, dürfte vielen auch aus ihrem eigenen Arbeitsleben bekannt vorkommen – inklusive des Kollegen, der sich munter einzuschleimen versucht. Zudem mag zwar der Fall gelöst, der Täter gefasst werden, aber wie im echten Leben kommen andere ohne Probleme davon.
Die Geschichte erlaubt sich zwar auch immer wieder persönliche Momente, driftet aber niemals lange vom eigentlichen Thema ab, so dass die Handlung keine Längen hat und auch eine saubere und glaubwürdige Auflösung erhält und auch ein wenig nachdenklich zurück lässt.