Die Zahl (Autorin: Daniela Larcher)
 
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Die Zahl von Daniela Larcher

Rezension von Chriss Schlicht

 

Rezension:

In das beschauliche Leben des übergewichtigen Chefinspektors Otto Morell kehrt das Chaos zurück. Einst war er aus Wien nahezu geflohen und in seine Heimatgemeinde Landau zurückgekehrt, weil ihn die Schrecken des dortigen Arbeitsalltages zu sehr mitgenommen hatten. In Landau, so glaubte er, würde er nie mehr mit Mord zu tun bekommen.

Doch dann findet die Küsterin am Gerüst hinter der Kirche eine schrecklich zugerichtete Leiche. Halb verwest und mit zwölf Messerstichen traktiert. Dem Toten wurde die römische Zahl XII in die Stirn geschnitten.

Nur mit Mühe kann Morell die notwendigen Arbeiten bei einer Mordermittlung durchführen, aber er muss, denn aus Innsbruck kommt wegen Personalmangels keine Unterstützung. Immerhin schickt man ihm eine Rechtsmedizinerin vorbei, die sich auf dem Weg in den Urlaub befindet. Doch Dr. Nina Capelli wird zu einem längeren, unfreiwilligen Aufenthalt in Landau gezwungen, als der Ort eingeschneit wird. Sie richtet sich bei dem ordnungsliebenden Hobbykoch Morell häuslich ein, der mit der lebenslustigen und überspannten jungen Frau nicht so recht viel anzufangen weiß.

Zu der Trauerfeier für den unbeliebten Verstorbenen, der mit vielen Leuten im Ort im Clinch lag, so dass es eine Menge Verdächtiger gibt, kommt auch Leander Lorentz aus Wien mit dem Hubschrauber eingeflogen, da der Ort immer noch von der Außenwelt abgeschnitten ist. Eigentlich hatte der Archäologe nie wieder in seine Heimat zurückkehren wollen, doch seinem einstmals besten Freund will er doch die Ehre erweisen – naja, zumindest tut er seinen Eltern den Gefallen. Er trifft die Witwe des Verstorbenen, Iris, die er einmal selbst geliebt hat und fühlt sich zu ihr hingezogen.

Doch dann erhält er einen rätselhaften Brief mit vier Zeilen á 3 Worten und identifiziert die erste Zeile als Ankündigung eines Todes. Fälschlicherweise glaubt er, es sei eine Drohung an ihn und bittet Morell um Schutz. Er geht dem Inspektor und auch der Gerichtsmedizinerin damit gehörig auf die Nerven. Als jedoch ein Freund des Toten verschwindet, wird ihnen klar, dass es tatsächlich eine Drohung ist. Sie entschlüsseln den Text, doch für das Opfer, das lebendig unter Schnee begraben wird, kommt ihre Hilfe zu spät. Auch dieser Tote ist mit einer römischen Zwölf gezeichnet.

Diese Zahl mit ihrer ganzen mystischen Bedeutung, verfolgt die drei Ermittler wider Willen. Mit Entsetzen müssen sie feststellen, dass sie es offensichtlich mit einem Serienmörder zu tun haben, denn als sie die Todesfälle der letzten Jahre genauer betrachten, müssen sie feststellen, dass auch diese mit der Zahl in enger Verbindung stehen.

Während Morell seinen Hauptverdächtigen fruchtlos beschattet, verschwindet die beste Freundin der Witwe Iris...

 

Es gibt sie noch die guten alten Krimis á la Agatha Christie, mit vielen Verdächtigen und einer völlig überraschenden Lösung, mit der man niemals gerechnet hätte. Zwar wird auch hier der modernen Krimikost Rechnung gezollt und nicht mit grausamen Szenen und einem gewissen Ekelfaktor beim Auffinden der ersten Leiche gespart, ein Serienmörder musste es natürlich auch sein, doch ist dieser Roman in erster Linie eine spannende Tätersuche mit ausgefeilten, glaubwürdigen Charakteren.

Protagonisten, die auch ein Leben außerhalb der Mörderjagd und Hobbies und Schwächen haben, die man nachvollziehen kann. Menschen, mit denen man warm werden kann, wie dem gemütlichen Chefinspektor Morell, der sich verzweifelt der Avancen der Küsterin erwehren muss und der brutal aus seinem beschaulichen Leben gerissen wird. Selbst die überdrehte Gerichtsmedizinerin ist liebenswert, ebenso der Looser Leander. Die Wortgefechte der drei Hauptdarsteller lockern dieses Psychogramm eines nur scheinbar idyllischen Dorfes in den Tiroler Bergen noch zusätzlich auf.

Der österreichische Humor ist zwar stellenweise ein Schwarzer und nicht unbedingt jedermanns Sache, aber auch dieses Detail ist unerlässlich für das stimmige Bild, das den gesamten Roman auszeichnet.

Das bedingt, dass der Roman absolut nichts für Freunde durchgehender, atemloser Action ist. Aber es ist ja auch ein Krimi, kein Thriller, Hektik kommt erst zum Schluss auf, ein Showdown, wie er sich gehört. Wer sich an einem stimmigen, gut konstruierten Plot erfreuen kann, dem werden auch die stellenweise etwas langatmig erscheinenden, mühevollen Ermittlungen des armen, übergewichtigen Inspektors nicht vom Genuss des Buches abhalten. Wie Morell sollte man es sich mit einem guten Wein und einem Happen Essen vor dem Kamin gemütlich machen, den Kater kraulen und in die Geschichte abtauchen.

 

Fazit:

Krimikost vom Feinsten und ein wunderbares Debüt.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240418050958af39f537
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Buch:

Die Zahl

Autorin: Daniela Larcher

Fischer, November 2008

Taschenbuch, 432 Seiten

 

ISBN-10: 3596182417

ISBN-13: 978-3596182411

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 11.04.2009, zuletzt aktualisiert: 08.04.2024 09:56, 8548