Die Zauberlaterne: oder Ritter Kuniberts Suche nach dem Glück (Autor: Wolfheinrich von der Mülbe)
 
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Die Zauberlaterne: oder Ritter Kuniberts Suche nach dem Glück von Wolfheinrich von der Mülbe

Rezension von Katrin Kress

 

Kurzbeschreibung

Die Geschichte vom Ritter Kunibert vereint Elemente des klassischen Ritterromans mit Versatzstücken aus Märchen und dem, was man heute Fantasy nennt. Mülbe erzählt die Abenteuer Kuniberts mit einem Augenzwinkern, er macht sich lustig über das Rittertum, über das Ideal der Männlichkeit und kehrt humorvoll die Geschichte vom Drachenbezwinger um oder ironisiert alle Klischees von Feen und Prinzessinnen (Frauen im Märchen überhaupt) mit seiner Fee Süffisande, deren Name schon alles sagt, oder der Prinzessin Sonja, die er am Ende doch noch kriegt.

 

 

Zum Inhalt:

Mutter Schute kennt kein Erbarmen: Streng schickt sie ihren Sohn Kunibert, den sie für einen Waschlappen hält, hinaus in die dunkle Nacht, auf dass er endlich ausziehe wie andere junge Ritter auch, Riesen und Zwergen besiege, Drachen töte, eine schöne Prinzessin fände ... Was bleibt Kunibert übrig als dem Rat seiner Mutter zu folgen, sein Ross zu satteln und den Burgweg hinabzureiten. Auf der nun folgenden Reise durch aller Herren Länder muss er sich wacker schlagen, er trifft Drachen, gute Feen, Elfen, Nixen und endlich auch eine Prinzessin. Um die zu gewinnen, muss er allerdings erst drei Aufgaben lösen ... Wolfheinrich von der Mülbe hat diesen Roman, der Versatzstücke eines klassischen Ritterromans mit Elementen aus Märchen und Fantasy vereint, zuerst 1937 veröffentlicht. Er spielt darin ironisch mit den Genres, versteckt literarische Anspielungen und erzählt voller Witz und Sprachlust. Es ist eines der absoluten Lieblingsbücher von Rotraut Susanne Berner, und ihr ist es zu verdanken, dass es – von ihr selbst allerfeinst illustriert – in neuer Ausstattung erscheint. Eine wunderbare Wiederentdeckung!

Die Zauberlaterne ist eine charmante und humorvolle Mischung aus Ritterroman und Märchen. Ritter Kunibert muss drei Aufgaben bewältigen, um die Hand der schönen Prinzessin zu erringen. Die schwierigste davon ist, ein verzaubertes Rasierzeug, dessen Teile in alle Welt verstreut sind, für den zukünftigen Schwiegerpapa zu beschaffen. Kunibert muss viele Abenteuer bestehen, um den Wunsch des Königs zu erfüllen. Diese Abenteuer sind zum größten Teil humorvolle Anspielungen auf andere Werke und politische Umstände, die dem Autor unterschiedlich gut gelungen sind: Ein wenig Gesellschaftskritik, ein bisschen Mozart, eine Prise Hauff, Anklänge an Karl May und die Geschichten aus 1001 Nacht und überhaupt das ganze Märchen-, Sagen- und Abenteuer-Repertoire: Feen, Drachen, Riesen, Hexen, sprechende Tiere, Seeräuber usw. Manche Abenteuer sind wirklich witzig, wie z.B. Kuniberts Begegnung mit dem Drachen Knurks. Knurks ist ein gemütliches Kerlchen, nicht im Entferntesten so gefährlich wie seine feuerspeienden Verwandten, und er lebt mit einer Prinzessin zusammen, die im Laufe der Zeit wahre Hausfrauenqualitäten entwickelt hat und keinen Wert darauf legt, gerettet zu werden. Kuniberts Abenteuer im Lande Lappalien gehört zu den Glanzstücken des Buches. Der Autor liefert hier eine kafkaeske Satire auf Bürokratie und Diktaturen. Unoriginell ist auch in diesem Roman die abgewandelte Szene aus Pinocchio. Immer wieder benutzen Autoren die Geschichte, wie Pinocchio vom Wal verschluckt wird, und gestalten sie ein wenig um. Und jedesmal trifft der Held auf einen Bewohner, es tauchen Tische und Stühle auf und eine Mahlzeit, und es werden nützliche Dinge in den Bauch des Wales gespült. Auch wenn Wolfheinrich von der Mülbe einer der ersten gewesen sein mag, wünscht man sich, es möge sich endlich unter den Schriftstellern herumsprechen, dass die einzig originelle Bearbeitung dieses Themas von Carlo Collodi, dem Schöpfer Pinocchios stammt. Er hat die biblische Geschichte, in der Jona von einem großen Fisch verschluckt wird und drei Tage betet, bis Gott dem Fisch befiehlt, ihn wieder an Land zu speien, für seinen Kinderbuchklassiker benutzt, ihr dort ein neues Gewand verliehen und ein eigenes Gesicht gegeben. Alle anderen, die Collodi kopieren, liefern nur billige Plagiate, ob im Bauch des Wals nun Kellner, Bartender oder andere Gastronomen herumwuseln.

 

 

Fazit:

Die Idee, bekannte Märchen, Sagen und Abenteuergeschichten zusammenzuwürfeln und daraus einen humorvollen Ritterroman zu machen, ist gut, aber sie trägt nicht über 440 Seiten. Eine Beschränkung auf weniger Abenteuer hätte der Geschichte gut getan. Dennoch ist sie über weite Strecken witzig und unterhaltsam, besonders jüngere Leser und Märchenfreunde jeden Alters werden ihre Freude an Ritter Kuniberts Suche nach dem verzauberten Rasierzeug haben.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419074943787f7847
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Die Zauberlaterne: oder Ritter Kuniberts Suche nach dem Glück

Autor: Wolfheinrich von der Mülbe

Gebundene Ausgabe: 480 Seiten

Verlag: Boje Verlag; Auflage: Veränd. Aufl. (August 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3414821745

ISBN-13: 978-3414821744

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 19.11.2008, zuletzt aktualisiert: 18.02.2024 10:14, 7765