Donald Duck (Klassiker der Comicliteratur Bd. 5)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Donald Duck

Reihe: Klassiker der Comicliteratur Bd. 5

Rezension von Christian Endres

 

Mit einigem Befremden und einem leichten Stirnrunzeln stelle ich fest, dass man sich anlässlich des fünften Klassiker-Bandes der FAZ-Comicbibliothek dazu entschieden hat, Ente über Maus triumphieren zu lassen – sprich, Donald noch vor Micky in der Klassiker-Bibliothek auftreten und damit das interne Disney-Duell gewinnen zu lassen. Das wirft zumindest für mich, der ich im Fall der Fälle ebenfalls so gewertet und dementsprechend gehandelt hätte, die Frage auf, ob uns damit etwas über die Vorliebe der Feuilleton-Redakteure gesagt werden soll, wenn es um die Hierarchie innerhalb der Disney-Familie geht? Wie auch immer, Band fünf der Klassiker der Comicliteratur beschäftigt sich mit der wahrscheinlich berühmtesten Ente der Welt, deren Karriere bereits in den Vierzigern begann und bis heute mit ungebrochenem Erfolg andauert: Donald Duck.

 

Wie sich das für ein – im übertragenen Sinne – Best of Donald Duck gehört, gibt es natürlich in der Folge ein kleines Entenhausener Who is Who, kommen neben dem Titelhelden doch auch seine drei stets mit einem hilfreichen Pfadfinderspruch gewappneten Neffen Tick, Trick und Track, sein Schwarm Daisy, Vetter Gustav, Hexe Gundel Gaukelei, die Panzerknackerbande und natürlich auch der steinreiche und erzgeizige Onkel Dagobert in den Geschichten des vorliegenden Bandes vor.

 

Donald Duck ist eine Abenteurernatur, glaubt von sich selbst, Kampf, Gefahr, Risiko und das Abenteuer zu lieben, ja und wäre vielleicht sogar gerne ein Wikinger gewesen – ideale Vorraussetzung also, um immer wieder in die seltsamsten Situationen zu kommen und die haarsträubensten Abenteuer zu erleben, in denen Sardinenregen und die sagenhafte Unterwasserstadt Atlantis fast schon ebenso zum Alltag gehören wie waghalsige Wetten, Abenteuerfahren nach Amerika oder Zombies aus dem Herzen Schwarzafrikas. Donalds Abenteuer in diesem Band stammen von Cal Barks, Romano Scarpa und Don Rosa und heißen im Detail:

 

Donald Duck – Im Land der viereckigen Eier

Donald Duck – Die Wette

Donald Duck Wudu – Hudu-Zauber oder

Ein Zombie geht durch die Stadt

Donald Duck – Der Goldene Helm

Donald Duck – Der verlorene Zehner

Donald Duck – Donald küsst Daisy

Donald Duck – Der Fliegende Schotte

Donald Duck – Die Jagd nach der Goldmühle

Donald Duck – Gauner gegen Geldspeicher

 

Wieder einmal hat man es in der Redaktion geschafft, sehr schöne und vor allem treffende Geschichten über Disneys sympathische Ente auszuwählen. Dass man sich dabei vorwiegend an Carl Barks Geschichten gehalten und damit von vorne herein auf die sichere Seite begebenen hat, ist ganz bestimmt kein Nachteil – immerhin hat Barks die Figur und ihre Charakteristik geprägt wie kein zweiter vor, und schon gar keiner nach ihm. Auch sind die ersten sechs Barks-Geschichten ganz klar die schönsten im Band, hinter denen die letzten drei – fast schon erwartungsgemäß nach solch einem Auftakt – ein Stück weit zurück bleiben. Dennoch war die Entscheidung der Redaktion, keinen reinen Barks-Band zu erstellen, richtig; nicht von der Ästhetik oder der Relevanz für eine solche Zusammenstellung, sondern von der Objektivität her und unter dem Aspekt der Vielseitigkeit. Ob man bei diesen anderen Stories nun die besten ausgewählt hat, das sei einmal dahin gestellt – zumindest sind auch diese Geschichten recht abwechslungsreich, und würde sie nicht im Schatten der Barks-Stories stehen, wären sie sicherlich ebenfalls noch einmal um einiges besser. So bleibt aber festzuhalten, dass der fünfte Band der FAZ-Reihe vor allem durch die herausragenden Geschichten des unvergesslichen Carl Barks besticht.

 

Wer das Lustige Taschenbuch kennt, der wird mit Donald und Co. im Taschenbuch-Format keine Schwierigkeiten haben. Der schusselige Held mit dem Matrosenanzug verträgt das kleine Format erheblich besser als viele seiner körperlich überlegenen Kollegen, egal ob diese nun aus Metropolis, New York oder Gotham City stammen. Das Vorwort des Bandes – wieder ein wenig am Kern der Sache vorbei und zum Teil wieder eher Marke Germanistikspezialist –, die nach wie vor ärgerliche Wellung des Papiers und ein paar Satz- bzw. Rechtschreibfehler in der ein oder anderen Sprechblase (bei denen ich mir nicht ganz sicher bin, ob sie bereits in den Vorlagen enthalten waren oder neu gesetzt wurden) müssen wieder als kleines Minus gewertet werden, können im Gegenzug aber durch die schöne Gestaltung, die gelungene optische Integration in das Gesamtbild der Reihe und vor allem das angenehme Größenverhältnis der Seiten ausgeglichen werden, so dass sich die offenkundigen Mängel und kritischen Gedanken zwecks Verkleinerung und technischer Verarbeitung dieses Buches den positiven Aspekten unterordnen müssen und Band fünf der Klassiker der Comicliteratur alles in allem deutlich besser weg kommt als der ein oder andere seiner Vorgänger.

 

Fazit: Die Welt liebt Donald Duck nicht, weil er gerne einmal einen Wut- oder Tobsuchtsanfall bekommt, sich liebevoll um seine drei Neffen kümmert oder auch noch nach vielen, vielen Jahren ein wundervoller Comiccharakter geblieben ist. Die Welt liebt ihn, weil er – obwohl Erpel durch und durch – wahrscheinlich der menschlichste aller Comichelden ist, mit ebenso vielen Stärken wie Schwächen, Höhen und Tiefen, festen moralischen und erzieherischen Werten und natürlich einer Natur, die niemals aufgibt und keinen Rückschlag einfach hin nimmt und erduldet – und natürlich aus keiner Niederlage lernt.

 

Der vorliegende Band macht das alles auf 256 Seiten mehr als deutlich, präsentiert dank der barkslastigen Auswahl größtenteils wundervolle Geschichten und macht auf ganzer Linie Spaß, egal ob nun Donaldist oder Neueinsteiger (gibt es so etwas in Sachen Disney und Donald Duck überhaupt noch?).

 

Ganz klar: Nach den Peanuts der bisher stärkste Band der Klassiker-Bibliothek, der diesmal glücklicherweise nur geringfügig unter technischen Mängeln zu leiden hat und mir zudem von ganzem Herzen eine Empfehlung wert ist, da es unmöglich zu sein scheint, für einen solch günstigen Preis mehr klassische Donald-Geschichten aus über fünfzig Jahren zu bekommen.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202410132134041b12b680
Platzhalter

Comic:

Donald Duck

Reihe: Klassiker der Comicliteratur Bd. 5

Autor: Cal Barks u. a.

Verlag: Frankfurter Allgemeine Zeitung

Format: Softcover

Sprache: Deutsch

ISBN-Code: 3899810864

Anzahl Seiten: 256

Erhältlich bei Amazon

weitere Infos:


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 10.10.2005, zuletzt aktualisiert: 12.12.2015 08:20, 1337