Drachenbrut (Autor: Naomi Novik; Die Feuerreiter seiner Majestät 1)
 
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Drachenbrut von Naomi Novik

Reihe: Die Feuerreiter seiner Majestät Band 1

Rezension von Christel Scheja

 

Von allen Fabelwesen, die die menschliche Fantasie jemals erschaffen hat, erreichen wohl die Drachen die höchste Popularität. Die Zahl der Romane in denen diese Wesen eine Hauptrolle spielen, übersteigt wohl selbst die, in denen Elfen und Zwerge vorkommen.

Drachen sind universell einsetzbar. Sie funktionieren sogar in Gesellschaften mit einem Science Fiction Hintergrund wie bei „Die Drachenreiter von Pern“ und in Epochen, die unserer Gegenwart nicht einmal so fern sind.

 

In einem alternativen Europa zur Zeit der Eroberungsfeldzüge von Napoleon gehören Dachen zum täglichen Bild und sind Teile der Armee. „Die Feuerreiter seiner Majestät“ leisten ihren Einsatz im Krieg gegen den lästigen Eroberer aus dem Nachbarland jenseits des Kanals und werden bewundert aber auch gefürchtet - denn die exotischen Wesen mögen zwar zivilisiert sein, beweisen aber auch, das sie anders handeln können.

Der junge Kapitän William Laurence bringt unmittelbar vor der Küste mit seinen Kriegsschiff HMS Reliant die französische Fregatte Amitié auf, Die Überraschung ist groß, als man den kostbarsten Schatz in einem besonders abgesicherten Teil des Frachtraums findet: Ein Ei, dessen Bewohner kurz vor dem Schlüpfen steht. Als treuer Soldat der Krone weiß der junge Kapitän, was zu tun ist und lässt alles vorbereiten. Das Tier muss an einen von ihnen gebunden werden, ehe es sich dazu entscheiden kann, zu verschwinden.

Doch interessanterweise sucht sich der soeben geschlüpfte Nestling sich nicht den jungen Kadetten als Gebieter und Gefährten aus, den der Kapitän ausgelost hat, sondern ihn selbst. Will Laurence ist nicht lange entsetzt und akzeptiert „Temeraire“, wie er den Drachen nennt, auch wenn er weiß, dass er damit die Marine verlassen und die Einschränkungen auf sich nehmen muss, die das Leben als Drachenflieger mit sich bringt.

Er steuert Funchal, den nächsten englischen Hafen an, um von dort aus die Admiralität und die für die Drachenreiter verantwortlichen Stellen zu informieren. Während er auf die Befehle wartet, lernt er durch einen alten Gelehrten, dem er auch später in Freundschaft verbunden ist, vieles über die Drachen, was er bisher nicht wusste und freundet sich immer mehr mit Temeraire an. Das hilft ihm um so mehr, als er merkt, dass einerseits es auch unter den Drachenreitern Rivalen und Feinde gibt, andererseits die Kluft zu seinem Vater noch tiefer wird.

Schließlich muss er sich die wilde Einöde Schottlands begeben, um dort mit Temeraire eine harte Ausbildung zu durchlaufen. Während der Drache langsam zu seiner vollen Größe auswächst und sich erweist, dass er keiner der bekannten europäischen Rassen angehört, lernen beide die Taktiken und Tücken des Luftkampfes kennen. Denn schon bald erwartet sie die erste Schlacht.

Auf dem Festland zieht Napoleon seine Truppen zusammen um einen vernichtenden Schlag gegen England zu führen und den lästigen Gegenspieler ein für alle Mal zu zerschlagen.

 

Es ist immer interessant, mit zu erleben, wie historische Epochen, die nur knapp zweihundert Jahre zurück liegen, plötzlich zu einem Fantasy-Szenario werden können, auch wenn man insgesamt nicht viel verändert. Naomi Novik hat sich sicherlich eher von Romanen aus der entsprechenden Zeit - wie den Seefahrtsabenteuern um Kapitän Horation Hornblower und Filme wie „Des Königs Admiral“ oder „Master and Commander“ inspirieren lassen, denn gerade beim Lesen der ersten Kapitel kommt das entsprechende Kapitel durch.

Der Held Will Laurence ist durch und durch ein Kind seiner Zeit und seines Ranges, mit kleinen Vorurteilen, die er unter den Fliegern sehr bald schon revidieren muss. Naomi Novik lässt sich auch sehr viel Zeit, ihn und die anderen Menschen zu charakterisieren und ihnen durch kleine Alltäglichkeiten Leben einzuhauchen. So lernt man sie sehr bald kennen und entsprechende Sympathien oder Abneigungen zu verteilen.

Zu wirklichen Kampfhandlungen kommt es eher seltener, das Buch ist vor allem der Ausbildung und dem Zusammenwachsen von Mensch und Drache zu einem Team gewidmet. Das ist nicht minder spannend erzählt als die wenigen ernsten Auseinandersetzungen und mit Rivalitäten und Intrigen gespickt, die es in sich haben.

Interessant ist auch die Darstellung der Drachen.

Sie sind zwar nicht telepathisch oder magisch begabt, wie in anderen Romanen, gleichen dies aber durch eine gepflegte Sprache und einen großen Wissensdurst aus. Temeraire wirkt in seinem Verhalten schon als Nestling sehr höflich und kultiviert. Da sich um seine Herkunft viele Geheimnisse ranken werden auch schon Grundsteine für Geschehnisse in den nächsten Romanen gelegt und erhöhen so die Spannung.

 

Auch wenn die Action in „Drachenbrut“ eher verhalten ist und das Abenteuer vor Charakterstudien zurück tritt, ist der Roman nicht weniger interessant und spannend geschrieben. Durch die lebendige Erzählweise der Autorin bleibt man unwillkürlich am Ball und entwickelt schon bald eine enge Bindung zu den Figuren.

Das macht den Roman vor allem für Fans etwas ruhigerer aber nicht minder kurzweiliger Fantasy interessant, die auch die Anlehnung an die doch recht moderne napoleonische Epoche nicht stört.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240416195105933240e1
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Drachenbrut

Reihe: Die Feuerreiter seiner Majestät Band 1

Autor: Naomi Novik

Klappbroschur, 480 Seiten

Blanvalet, erschienen Juni 2007

ISBN 978-3-442-24443-0

Übersetzung von Marianne Schmidt

Titelbild von n.n. Illustrationen von Gayle Marquez

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 13.06.2007, zuletzt aktualisiert: 31.03.2024 19:56, 4100