Drachenelfen (Autor: Bernhard Hennen)
 
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Drachenelfen von Bernhard Hennen

Rezension von Christel Scheja

 

Der neuste Roman um die Bewohner der Albenmark und der Menschenwelt nimmt nicht nur inhaltlich epische Ausmaße an. Der Heyne-Verlag präsentiert das über tausend Seiten starke Buch in einer einzigen Ausgabe, die kaum in der Hand zu halten ist. Und wie die letzte Seite verrät, ist „Drachenelfen“ nur der Auftakt zu einer neuen Serie.

 

Lange vor den Ereignissen, die die Albenmark in ihren Grundfesten erschüttern und fast zerstören würden, tobt hinter den Kulissen bereits der Krieg, der auch Jahrtausende später noch viele Leben fordern würde.

Doch davon ahnen weder die Elfen noch die Menschen nichts. In der Albenmark herrschen unangefochten die Drachen und lenken das Schicksal der anderen Unsterblichen. Während sie die Zwerge und andere magische Rassen von sich fernhalten, und als minderwertig erachten erlauben die geschuppten Herrscher einigen Elfen, ihnen zu dienen. Die sogenannten Drachenelfen erhalten zum Lohn großes Wissen und magische Macht, die die ihrer Rassegenossen übertrifft.

Die junge Jägerin Nandalee, die zu einer der nomadisierenden Elfensippen gehört, kommt in den zweifelhaften Genuss dieser Ehre, als sie auf einem Streifzug durch die Wälder einen Troll tötet. Da der Pfeil ausgerechnet den Thronfolger des Elfenreiches trifft, bedeutet das Ärger und um diesen zu vermeiden, wird sie aus ihrer Sippe verbannt. Sie wäre jetzt Freiwild, da schreiten die Drachen ein, Sie können Schlimmeres verhindern – man fordert aber auch die Dienste der eigenwilligen Elfenjägerin ein.

Diese muss sich notgedrungen in ihr Schicksal fügen und stellt schon in der ersten Zeit ihrer Ausbildung fest, dass sie auch nicht mehr als eine Schachfigur ist, die im Kampf gegen die Devanthar eingesetzt werden soll, indem sie gezielt tötet.

Denn auf der Welt Nangog gehen seltsame Dinge vor sich, birgt sie doch den Schlüssel, um die Herrschaft über die Albenmark zu erlangen. ‚Als der unsterbliche Herrscher Aaron überraschend und unerwartet stirbt, zwingt ein Dämon den herzensguten Bauern Artax dazu in dessen Rolle zu schlüpfen.

Ausgestattet mit dem Aussehen und den Erinnerungen des mächtigen aber grausamen Aaron ist Artax gezwungen, dessen Werk weiter zu führen, wenn er nicht schneller tot sein will als ihm lieb ist.

Dennoch fügt er sich nicht ganz den Devanthar, sondern findet einen Kompromiss zwischen Überlebenswillen und Gewissen. So staunen die engsten Getreuen Aarons nicht schlecht, als er zu dem großen König wird, den sie sich immer erhofft haben.

Doch damit ist die Gefahr nicht gebannt, denn auch an seinem Hofe lauern viele Gefahren und Feinde, die nur auf einen Fehler von Artax warten, um ihn zu töten.

Dann ist da auch noch der Zwerg Galar, der an einer magischen Waffe schmiedet, die die Drachen vernichten kann. Doch lange bleiben diese drei Auserwählten nicht alleine, denn es zeigt sich, dass die Schicksale des Menschen, der Elfe und des Zwergen enger miteinander verbunden sind als jeder vermutet, denn auch die Alben haben noch ein Wörtchen mitzureden.

 

„Drachenelfen“ löst sich ganz von den Orten und Personen, die die Leser in den anderen „Elfen“-Romanen kennen gelernt haben, auch wenn es einige lockere Verbindungen gibt, wie die Tatsache, dass Nandalee eines Tages die Mutter von Emerelle sein wird. Damit ist zumindest gewährleistet, dass sie bis zu einem gewissen Punkt überleben wird.

Während sich Hennen bei der Beschreibung der Menschenreiche an die frühen Hochkulturen anlehnt, bleibt die Albenmark ein unbeschriebenes Blatt.

Man erfährt nur wenig über die Kultur der frühen Elfen und Trolle, ahnt nur, dass sie ein weitaus primitiveres Leben führen als die Menschen. Diese gebieten über Wolkenschiffe und Kreaturen, die sie durch die Lüfte tragen.

Letztendlich sind aber auch die Menschenreiche nur sehr vage beschrieben, so als sei Bernhard Hennen diesmal nicht wichtig, einen plastischen Hintergrund zu erschaffen, sonder als sei er mehr daran interessiert, das Schicksal seiner Helden zu verfolgen, die es alle nicht gerade einfach haben und sich mehr oder weniger den Mächten unterordnen müssen, die sie in ihren Dienst gezwungen haben. Während Nandalee lange nicht versteht, was vor sich geht und versucht, nichts an sich heran zu lassen, ahnt Artax schon früh, was er eigentlich nur für die Devanthar ist. Da er selbst die Initiative ergreift, um auch seinem Gewissen gerecht zu werden, ist sein Handlungsstrang der bei Weitem interessanteste. Der Leser verfolgt nicht nur die verzweifelten Momente, in denen Artax einfach nur als König zu bestehen versucht, er zeigt auch, dass dieser durchaus schon einmal Fehler macht, weil er auch seine eigenen Interessen nicht vernachlässigen will.

Gerade weil Nandalee sich so lange treiben lässt und mehr oder weniger nichts machen kann, bleibt sie wesentlich blasser als der Herrscher wieder Willen. Auch das Potential des Zwerges wird noch nicht ausgeschöpft, ebenso wie das einiger Nebenfiguren, die nach und nach immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Fans der „Elfen“-Saga werden sich natürlich auch über die vielen kleinen Informationen freuen, die es über die Alben und den Konflikt mit den Devanthar gibt. Diese erhalten sie zusätzlich zu der lebendig erzählten farbenprächtigen Geschichte.

Allerdings kann das Talent Bernhard Hennens, auch den kleinsten Szenen Spannung zu geben nicht darüber hinweg täuschen, dass der Roman ziemlich in die Länge gezogen ist und sich über weite Strecken wie eine Aneinanderreihung von Episoden liest.

Erst im letzten Drittel werden Fäden zusammengeführt, die deutlich machen, dass mehr hinter allen Ereignissen steckt als vermutet. Und als es dann wirklich spannend wird, endet die Geschichte. Das ist wohl die größte Schwäche des Romans.

 

Wer sich auf „Drachenelfen“ einlässt, sollte sich bewusst sein, dass der Roman sehr viel Aufmerksamkeit und Geduld fordert. Zwar ist die Geschichte lebendig und auch durchaus spannend erzählt – aber gerade in der ersten Hälfte des Buches passiert nicht wirklich viel mehr, als dass der Autor die Weichen für weitere Bände des Epos stellt.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042407062558d5edd2
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Buch:

Drachenelfen

Autor: Bernhard Hennen

Heyne, erschienen Oktober 2011

broschiert, 1072 Seiten

Titelbild von Nele Schütz Design

Innenillustrationen und Karte Michael Welply

ISBN-10: 3453266587

ISBN-13: 978-3453266582

Erhältlich bei Amazon

Kindle-Edition

ASIN: B005Q27M5S

Erhältlich bei Amazon

 


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Erstellt: 21.01.2012, zuletzt aktualisiert: 31.03.2024 19:56, 12349