Drachenklingen (Autor: Pierre Pevel)
 
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Drachenklingen von Pierre Pevel

Rezension von Christel Scheja

 

Auch in anderen Ländern als den USA, England und Deutschland hat sich eine Fantasy-Szene mit sehr aktiven Autoren entwickelt, doch nur wenige Werke gelangen überhaupt auf den deutschen Markt. Und selbst diese haben es schwer, denn man stellt mit Erstaunen fest, dass die Ideen und Mentalität bei den direkten Nachbarn oft überraschend anders. Das fällt vor allem bei den Franzosen auf.

Anders als die Deutschen sind sie sehr stolz auf die vielen Facetten ihrer Geschichte – und warum sollte diese nun nicht auch als Grundlage für magische Parallelwelten dienen?

 

Pierre Pevel entführt so in das Frankreich des frühen 17. Jahrhunderts. Ludwig XIII. herrscht über das Land, aber die Zügel hält im Hintergrund ein anderer fest in den Händen. Kardinal Richelieu dient mit Herz und Verstand seinem Land und trifft dabei auch einmal sehr unpopuläre Entscheidungen.

Aber er blickt auch über die Grenzen des Landes und beobachtet wachsam was dort hinter den Kulissen vor sich geht. So ist ihm nicht entgangen, dass der Geheimbund der „Schwarzen Kralle“ seine gierigen Krallen nach der Macht in Frankreich ausstreckt. Wie bereits in anderen Ländern Europas wollen sie nun auch das Herrscherhaus kontrollieren. Er muss um jeden Preis verhindern, dass sie eine Loge in Paris oder einer der anderen Städte des Landes gründen. Denn als Nachfahren von grausamen alten Drachen und ihnen verfallenen Menschen ist ihnen nicht nur das Verlangen nach Macht angeboren, sie verfügen auch über große magische Kräfte.

So ruft er eine Spezialtruppe zu den Waffen, deren Dienste er schon lange nicht mehr benötigt hat. Hinter den „Klingen des Kardinals“ stecken furchtlose und mutige Musketiere, die ihre Fähigkeiten schon in vielen Kämpfen und Einsätzen bewiesen haben. Aber werden die Meister der Degen auch gegen die besten Intriganten bestehen können, die Europa zu bieten hat? Schon bald werden die Helden in ein undurchschaubares Netz von Beziehungen, Freunden und Feinden verstrickt, ohne zu wissen, wem sie eigentlich wirklich vertrauen können.

 

Allerdings gibt es keine wirkliche Heldengruppe, auf die sich der Roman konzentriert. Das ist wohl auch das größte Manko des Buches. Es treten eine Vielzahl von historisch verbürgten und fiktiven Personen auf, aber bei keinem verweilt er wirklich lange, um ihn dem Leser vertraut zu machen. Vielmehr setzt der Autor darauf, durch ausführliche, und manchmal auch zu weitschweifige Erklärungen Zeit- und Lokalkolorit zu erzeugen.

Dabei mag es historisch vielleicht interessant sein, wann ein Palais fertig gebaut wird, ist aber für die Geschichte selbst unerheblich. Der rote Faden ist in viele kleine Einzelstränge zerfasert, die am Ende nicht unbedingt alle wieder zusammen geführt werden, was einerseits den Lesefluss hemmt, andererseits aber auch die Spannung mindert.

Zwar spart Pierre Pevel nicht mit Degenduellen und anderen actionreichen Auseinandersetzungen, aber einen Höhepunkt gibt es nicht, und abgeschlossen ist die Geschichte scheinbar auch noch nicht.

Das ist eigentlich schade, denn sonst stimmt das meiste. Durch das ungewohnte Setting und die Tatsache einen Mann zum Helden zu machen, der in der Geschichte der Literatur eigentlich einer als Bösewicht gilt, ergeben sich interessante Ideen und Wendungen – diese gehen aber in den vielen Handlungssträngen unter. Das macht den Roman nicht gerade zu einem leicht verdaulichen Werk, dessen Schwächen leider nicht zu übersehen sind.

 

„Drachenklingen“ fällt zwar angenehm durch die Wahl des Hintergrundes und der Handlung auf, verschenkt aber auch durch viel zu viele Ebenen und Figuren die Möglichkeit, eine wirklich außergewöhnliche und dazu noch spannende Handlung zu erzählen.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404201100429f7e6fa8
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Drachenklingen

Original: Les Lames du Cardinal, Frankreich 2007

Autor: Pierre Pevel

Broschiert, 430 Seiten

Heyne, erschienen September 2008

Übersetzung aus dem Französischen von Carolin Müller

Titelbild von Paolo Barbieri

ISBN-10: 3453524853

ISBN-13: 978-3453524859

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 09.11.2008, zuletzt aktualisiert: 31.03.2024 19:56, 7702